1938 wird Beate Kentner als eines der ersten Kinder in der Geburtsklinik im Haller Diakonie-Krankenhaus geboren. In Heilbronn absolviert sie eine Ausbildung zur Krankenschwester. Dort lernt sie eine junge Frau kennen, die – wie sie selbst – den Wunsch hat, Afrika zu besuchen. Beate Kentners Onkel wohnt in Namibia und hat regelmäßig Briefe von dort geschrieben. Schon als 13-Jährige will sie das Land, das ihr Verwandter in den glühendsten Farben beschreibt, mit eigenen Augen sehen. Was sie können, legen die Auszubildenden zur Seite und sparen für die Überfahrt. Mit dem Ende der Lehre 1965 stürzen sich die 26-jährige Beate Kentner und die 22-Jährige ins Abenteuer und treten in einem kleinen Frachter die lange Reise an. Beim Besuch bleibt es nicht. Die Freundinnen verbringen ein Jahr in Namibia und weitere eineinhalb Jahre in Südafrika. Um sich das Geld für den Aufenthalt zu verdienen, arbeiten sie als Krankenschwestern in einem kleinen katholischen Hospital.
30 Jahre später ist Beate Kentner aufgrund einer Erkrankung Frührentnerin, nachdem sie in München viele Jahre Schwerstkörperbehinderte gepflegt und seit 1978 die Diakonie-Sozialstation in Künzelsau geleitet hat. Ein Aufruf in der Kirchenzeitung fällt ihr ins Auge. Der Gefängnispfarrer schreibt, er würde sich über Geld für die Gefangenen freuen, man könne aber auch Zeit spenden. Sie ruft an. Kurze Zeit später fiel der Satz des Koordinators der ehrenamtlich Tätigen, den Beate Kentner bis heute nicht vergessen hat: „Wenn Sie nicht grau wären, würde ich Sie sofort einsetzen.“ Die damals 58-Jährige kontert: „Wenn ich nicht grau wäre, wäre ich nicht hier.“ Sie bekommt ihren ersten Gefangenen zugeteilt. 31 weitere folgen. Keinen lehnt sie ab, keiner weist die Ehrenamtliche zurück. Gut, manche sind etwas wortkarger als andere, aber meistens entspinnen sich interessante Gespräche.
Immer montags besucht sie die Justizvollzugsanstalt. Man unterhält sich über Politik, Fernsehsendungen, Kindheit, Jugend. Immer hat sie ein Geschenk aus dem Gefängnisautomaten dabei. Von draußen mitbringen darf sie nichts. „Manche der Freigänger habe ich auch in meinem Auto mit in die Stadt genommen. Wir gingen meistens Lebensmittel einkaufen, manchmal zum Essen in ein Lokal. Weil die Gefangenen nur Plastikbesteck bekommen, das beim Schneiden bricht, haben manche verlernt, wie man richtig mit Messer und Gabel isst. Das habe ich sie wieder gelehrt“, berichtet Beate Kentner.
Angst hat sie nie, auf einen gewissen Abstand und Grenzen jedoch legt sie Wert. „Ich war mit allen Gefangenen per Sie.“ Dabei betrachtet sie es als Vorteil, dass sie nicht mehr so jung ist. „Als erfahrener Mensch behält man leichter einen kühlen Kopf und lässt sich durch falsches Mitleid nicht unbedacht zu fehlerhaften Taten verleiten.“ Umarmungen kommen für sie nicht infrage. Sie würde auch keinen in ihre Wohnung lassen.
Beate Kentner ist eine Menschenfreundin. Sie hat Arme, Kranke, Alte und Schwerbehinderte gepflegt. Vielleicht hat sie den ein oder anderen Gefangenen auch auf den richtigen Weg geführt. „Ich wüsste gerne, was aus ihnen geworden ist“, sagt sie. Aber auch Afrika hat die Seniorin nie wieder losgelassen. Heute reist sie zwar nicht mehr hin, aber sie chattet per Smartphone mit ihrer Cousine in Namibia.
Drei von vier Senioren sind aktiv
Von wegen Ruhestand: Ältere engagieren sich auch im Rentenalter für die Gesellschaft. Manche sind weiterhin erwerbstätig.
Endlich in Rente, einfach nichts mehr machen? Davon halten viele Ältere nichts, wie eine Studie zeigt. Denn die Arbeit ist zwar vorbei, zu tun gibt es aber noch genug.
Mehr als drei Viertel der Menschen (77 Prozent) sind auch im Renten- oder Pensionsalter weiter in der Gesellschaft aktiv. Das geht aus einer Forsa-Umfrage im Auftrag der Initiative Herzklappe hervor. Gut 500 Senioren jenseits der 65 nahmen daran teil. Erwerbstätig im klassischen Sinne sind nur noch sechs Prozent der Aktiven, die meisten engagieren sich ehrenamtlich: Fast jeder Fünfte (18 Prozent) kümmert sich zum Beispiel um andere Ältere, 15 Prozent machen Lokal- oder Kommunalpolitik, 14 Prozent sind in einem Sportverein aktiv. Hinzu kommen andere Aktivitäten, von der Arbeit mit Kindern und Jugendlichen (zwölf Prozent) bis zur Unterstützung von Geflüchteten (sechs Prozent). Gesellschaftliches Engagement ist dabei keine Frage des Geschlechts: Männer und Frauen sind in etwa gleichermaßen aktiv. dpa/tmn
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Welche Lieder gehören für Sie zum Weihnachtsfest?
Die deutschen Klassiker sind nach wie vor sehr beliebt
„Ich steh an deiner Krippen hier“ mag ich am liebsten. Das haben wir schon früher in meiner Herkunftsfamilie immer gesungen. Außerdem gehört für mich das Weihnachtsoratorium von Johann Sebastian Bach zum Fest. Früher habe ich selbst in Chören und Oratorien gesungen. Ich finde es sehr viel schöner, selbst zu singen, als zuzuhören.
Mein Lieblingslied heißt „Stille Nacht, Heilige Nacht“. Zum Weihnachtsfest gehört es für mich dazu, weil es besonders feierlich klingt. Wenn die Kinder und Enkel zu Besuch kommen, singen wir das gemeinsam. Ich kann alle drei Strophen so gut wie auswendig, schließlich gilt „Stille Nacht, Heilige Nacht“ weltweit als bekanntestes Weihnachtslied.
Als allererstes Weihnachtslied in der Familie ist mir „Ihr Kinderlein kommet“ in Erinnerung geblieben. Wir Geschwister haben schallend laut gesungen, während unser Vater dazu auf der Geige gespielt hat. Danach kamen „O Tannenbaum“ und „Kling, Glöckchen, klingelingeling“ dazu. Mit meinen Enkeln singe ich diese Lieder immer noch gern.
Eigentlich kann ich der Tradition, Weihnachtslieder zu singen, nicht so viel abgewinnen. In meiner Herkunftsfamilie wurden nie welche gesungen. Aber wenn an Heilig Abend in der Haller Michaelskirche „O du fröhliche“ erklingt, finde ich das immer wieder ergreifend. Für mich gehört das einfach dazu, die Stimmung ist so schön feierlich und festlich. dia