Sonderveröffentlichung

MUSWIESE 2022 Fassanstich auf der Muswiese 2022: Neu ist nur der Bürgermeister von Rot am See

Veränderungen gibt's genug auf der Welt, die Muswiese soll nach zwei Jahren Zwangspause so normal wie möglich über die Bühne gehen. Für Dr. Sebastian Kampe freilich ist der Budenzauber neu. Die Spannung steigt.

Gelungene General probe: Bürgermeister Kampe beim Bieranstich auf dem Bartholomämarkt. FOTO: PRIVAT

08.10.2022

Dr. Sebastian Kampe sucht die Herausforderung. Beim Fassanstich auf dem Beimbacher Bartholomärmarkt im August - also sozusagen bei der Generalprobe für seinen großen samstagabendlichen Muswiesen-Auftritt hat der Bürgermeister von Rot am See nur eineinhalb Schläge gebraucht, und schon steckte der Hahn da, wo er stecken sollte. Kein Tropfen Bier spritzte durchs Zelt. „Das war fast schon enttäuschend", sagt Kampe und lacht. Ein bisschen mehr Show hätte sein dürfen. In Beimbach habe man ihm halt ein „Anfängerfass" hingestellt, erklärt er, auf der Muswiese soll es nun das Modell für fortgeschrittene „Ouzapfer" sein. Ob er also vorher zu „Franken Bräu" nach Riedbach fährt, um zu üben? „Da wird nicht geübt, ich hau das Ding rein!", sagt Kampe. Wie's auch immer läuft: Schrecken kann der neue Bürgermeister das Stammpublikum in der Festhalle Hahn nicht schließlich waren die Fassanstiche von Vorgänger Siegfried Gröner stets überaus spritzige Veranstaltungen...

Es kribbelt immer mehr

Das Schwingen des Hammers auf der Muswiese bereitet Kampe also kein Kopfzerbrechen. Aber: „Ehrlich gesagt bin ich insgesamt sehr aufgeregt vor der großen Premiere", sagt er. „Weil es sich so lange hingezogen hat, kribbelt's jetzt immer mehr." Kampe machte im Corona-Lockdown Wahlkampf, wurde im Corona-Lockdown gewählt und wusste dann schnell: Es würde 2021 keine richtige Muswiese geben können. Jetzt ist er anderthalb Jahre im Amt, hat seine Gemeinde ausgiebig kennengelernt und kennt sie doch nicht ganz. Der Initiationsritus im Reich der Budengassen, den ein Häuptling des Stammes zu Rot am See unbedingt absolviert haben muss, steht noch aus. Kampe will so viele Stunden wie möglich auf dem Festplatz unterwegs zu sein. Ehrensache.

Andererseits, gedanklich war der Bürgermeister eigentlich auch schon in den vergangenen Monaten tagtäglich in Musdorf. Seit klar ist, dass wir auf jeden Fall Muswiese feiern, ist das Thema allgegenwärtig", sagt Kampe. „Es fühlt sich fast an, als ob ich es schon erlebt hätte."

Es war alles andere als eine sorgenfreie Vorbereitungszeit. Dass der Jahrmarkt grundsätzlich möglich sein würde, zeichnete sich zwar früh ab - aber unter welchen Umständen, mit welchen Regeln? Als im Spätsommer die Grundzüge des neuen, seit Oktober geltenden Infektionsschutzgesetzes bekannt wurden, schnellte der Puls der Verantwortlichen im Rathaus in die Höhe wie die Feuerwerk-Raketen am Donnerstag. Plötzlich stand eine Maskenpflicht für die Besucher der Zelte und Wirtschaften im Raum, inklusive schwer zu kontrollierender Ausnahmen. Erst kürzlich verkündete das Stuttgarter Sozialministerium, dass es im Herbst keine automatische Verschärfung der Corona-Regeln verordnen werde. Es darf also ohne Maske zur Schlachtplatte geschritten werden. Kampe purzelten tonnenweise Steine vom Herzen, er sagt aber auch: „Jede andere Entscheidung wäre unverständlich gewesen." Schließlich haben die Crailsheimer gerade erst vor drei Wochen ein ausgelassenes Volksfest ohne Einschränkungen feiern dürfen.

Normalität als Ziel

Was also erwartet die Gäste auf dem Jahrmarkt? Außer dem Bürgermeister gibt es wenig Neues - und das ist genau so gewollt. „Unser Ziel war eine ganz traditionelle, reguläre, normale Muswiese", betont Kampe. Veränderungen gebe es ja schließlich genug auf der Welt. Es geht also wie gehabt am Samstagmittag los, am Nachmittag fällt der Startschuss zum Muswiesenlauf und bestreiten Rot am See und Brettheim das Muswiesen-Derby, am Abend wird das Bier angestochen, am Sonntag folgen Festgottesdienst und offizielle Eröffnung im Gewerbezelt, am Montag ist Ruhetag, am Dienstag Jungviehprämierung, am Mittwoch Metzgertanz, am Donnerstag sind Mittelstandskundgebung und Feuerwerk. An jedem Tag locken die Händler, die Gewerbetreibenden und die Schausteller auf dem Vergnügungspark mit ihrem riesigen Angebot. Und vom Aufsperren bis zur Sperrstunde hüpfen Hohenloher Herzen.

Auf eines freut sich Sebastian Kampe übrigens ganz besonders: „Kutteln". Die gibt's traditionell dienstags. Und was darf's an den anderen Tagen sein? „Am liebsten Schlachtplatte." Ein Bier wird er sich bestimmt auch dazu gönnen, nachdem er den Hahn im Fass versenkt hat. In diesem Sinne: Ein Prosit auf eine friedliche, fröhliche, formidable Muswiese! Sebastian Unbehauen