Bauprojekt Kinderhaus Erms in Neuhausen: Raum für Kinder, Raum zum Wohnen, so Metzinger Architekturbüro „s hoch 3“
Sonderveröffentlichung

Neubau: Kinderhaus Erms Bauprojekt Kinderhaus Erms in Neuhausen: Raum für Kinder, Raum zum Wohnen, so Metzinger Architekturbüro „s hoch 3“

Gebäude: Das neue Kinderhaus in Neuhausen wird dieser Tage bezogen. Baustart für das besondere Projekt, für das etwas über neun Millionen Euro veranschlagt sind, war im Sommer 2020.

Der extra breite Flur bietet Platz für Garderoben und Regale, die eigens angefertigt wurden.

28.02.2022

Die Lage könnte nicht besser sein: Etwas zurückgesetzt an der Ecke Ermsstraße/Metzinger Straße in Neuhausen hat man für das neue Kinderhaus der Stadt Metzingen den idealen Standort gefunden: Dicht an der an dieser Stelle renaturierten Erms, weit genug vom Straßenverkehr entfernt – und dennoch zentral gelegen und sowohl fußläufig als auch mit dem Auto perfekt zu erreichen.

Und das Wichtigste: Im Einzugsgebiet leben zahlreiche junge Familien, die den Bedarf an Betreuungsplätzen für Kinder haben in die Höhe schnellen lassen. Und weitere Familien kommen jährlich neu hinzu. Metzingen und seine Teilorte wachsen, die Ermstalkommune ist attraktiv, gerade auch für jüngere Leute.

Steigender Bedarf

Um der stetig steigenden Nachfrage nach Betreuungsplätzen gerecht zu werden, hat die Stadt Metzingen schon vor knapp vier Jahren reagiert. Ursprünglich angedacht war, in Neuhausen ein neues Kinderhaus auf „Amtäcker“ zu realisieren, doch baurechtliche Gründe erlaubten dort nur eine Einrichtung für drei Gruppen. Was sowohl aus pädagogischer als auch wirtschaftlicher Sicht gegen diesen Standort sprach.

Ein alternativer Bauplatz wurde daher gesucht und an dieser zentralen Stelle gefunden. Der Schnitt und die Größe des Grundstückes, das die Stadt von der Holy AG kaufte und wo zuletzt ein Caravan-Geschäft angesiedelt war, erlaubte es zudem, die Planungen wie gewünscht auszudehnen: Statt für drei Kindergruppen bietet das neue Kinderhaus Erms Platz für fünf, davon zwei für jeweils unter Dreijährige, zwei für ältere Kindergartenkinder und eine Gruppe, die je nach Bedarf der einen oder anderen Altersgruppe zugeordnet werden kann. 
 

Bauprojekt Kinderhaus Erms in Neuhausen: Raum für Kinder, Raum zum Wohnen, so Metzinger Architekturbüro „s hoch 3“-2
Das neue Kinderhaus vereint verschiedene Nutzungen. Im Erdgeschoss finden sich Kita und Kindergarten, oben entstanden 21 Wohnungen. Fotos: Thomas Kieh
Bauprojekt Kinderhaus Erms in Neuhausen: Raum für Kinder, Raum zum Wohnen, so Metzinger Architekturbüro „s hoch 3“-3
Roter Bodenbelag als Hingucker: Zum Konzept gehört, dass den einzelnen Räumen und Aufenthaltsbereichen verschiedene Farben zugeordnet sind.

Und mehr noch: Mit dem Bau des neuen Kinderhauses hat die Stadt auch viel bewegt in Sachen Wohnraum. Denn in den Stockwerken über den Kinderhaus-Räumen entstanden neue Wohnungen, die in Metzingen ebenso dringend gebraucht werden wie Kinderbetreuungsplätze. 21 Wohnungen im Besitz der Stadt sind es, alle barrierefrei und fünf davon zudem rollstuhlgerecht, die deutlich unter der ortsüblichen Miete auf den Markt gebracht werden.

Das Projekt Kinderhaus Erms vereint somit die Bereiche Soziales und Bildung, und in beide hat die Stadt mit der Realisierung des Vorhabens kräftig investiert: 9,3 Millionen Euro wurden im Haushalt für den Neubau bereitgestellt, davon 4,3 Millionen für den Kindergarten und die Krippe, fünf Millionen für die Wohnungen. Wobei es auch Fördermittel gab: Aus dem Investitionsprogramm „Kinderbetreuungsfinanzierung 2020 bis 2021“ wurden für den Kindergarten 676 000 Euro bewilligt, für die Wohnungen 1,15 Millionen Euro über das „Förderprogramm Wohnungsbau Baden-Württemberg 2018/19 kommunal“ beantragt.

Ein Gebäude, verschiedene Nutzungen: Für Planer stellt das gewöhnlich eine größere Herausforderung dar. Die im Fall des Metzinger Kinderhauses Erms von den Beteiligten mit Bravour gemeistert wurde. Den Zuschlag bei der europaweiten Ausschreibung erhielt die Metzinger Firma Brodbeck, die – ein Novum in der Geschichte des städtischen Bauwesens – im Auftrag der Stadt als Totalunternehmer tätig war und dabei mit dem Metzinger Architekturbüro „s hoch 3“ zusammenarbeitete.

Entstanden ist ein Gebäude, das auch in Sachen Nachhaltigkeit Maßstäbe setzt. Denn erstmals bei einem stätdtischen Bau hat man komplett auf fossile Energieträger verzichtet, es gibt nicht einmal einen Erdgasanschluss. Frieren muss indes niemand, geheizt wird der Neubau mit Abwärme aus dem Abwasserkanal. Vorsorglich wurde zudem ein Technikraum freigehalten, in den die Stadtwerke bei Bedarf ein Blockheizkraftwerk einbauen könnten. Die Ökobilanz stimmt also, zumal auf dem extensiv begrünten Dach eine Photovoltaikanlage für die Erzeugung von Strom sorgt und man auch bei der Wahl der Baumaterialien auf Klimaschutz geachtet hat.

Baustart für das Kinderhaus Erms samt Wohnungen und Tiefgarage mit 34 Stellplätzen und Abstellraum für 50 Fahrräder war im August 2020 mit der Vorbereitung des Grundstückes und den ersten Erdarbeiten. Zum offiziellen Baggerbiss in kleiner Runde wurde im September des selben Jahres geladen, neun Monate später, im Juni 2021, stand der Rohbau. Coronabedingt musste auf ein Richtfest verzichtet werden, so wie es im Moment auch keine Einweihungsfeier geben wird.

Insgesamt blieb man mit sämtlichen Arbeiten im Zeitplan. Im Augenblick laufen die letzten Innenausbauten in den Wohnungen, das Kinderhaus selbst samt Außenanlagen und Spielbereich ist fertiggestellt und wartet auf seine jungen Nutzer. Die ersten Kinder werden ihre neuen Räume dieser Tage beziehen, dabei handelt es sich um eine bereits bestehende Gruppe, die bislang in der Uhlandschule untergebracht war. Ab 28. Februar startet dann die Eingewöhnungsphase für die Kinder der vier weiteren Gruppen – und somit auch der Alltag im neuen Kinderhaus Erms: voller Leben, Lachen und fröhlicher Betriebsamkeit. Marie-Christin Jurke