Sonnenrain: Anwohner genießen die Ruhe, doch der Straßenbelag fehlt
Sonderveröffentlichung

Ortsporträt Hessental Sonnenrain: Anwohner genießen die Ruhe, doch der Straßenbelag fehlt

Das Neubaugebiet in Hessental wirkt auf manchen Betrachter steril. Ein Rundgang durch das Wohngebiet vermittelt ein ambivalentes Bild, an vielen Stellen fehlen noch Gehwege.

Die Häuser stehen längst. An den Straßenrändern wuchert die Vegetation. Foto: Tobias Würth

30.08.2024

Schwäbisch Hall. „Ich glaube, später einmal, wird alles gut“, sagt Quang-minh Phan (37). Sie wohnt seit rund drei Jahren im Sonnenrain und blickt auf eine große Fläche Brachland zwischen zwei Häuserreihen. Hier sollte der grüne Anger im neuen Wohngebiet einen unvergleichlichen Akzent setzen und die Bewohner zum Verweilen unter Bäumen einladen. Doch noch regiert das Unkraut auf dem Mittelstreifen.

Großstädtisches Areal

Im Sonnenrain ist die Stadt Hall jetzt am großstädtischsten. Verdichtetes Wohnen verringert den Flächenverbrauch, freut die Stadtkasse beim Grundstücksverkauf und gibt Bauträgern die Möglichkeit, Gewinne zu machen.

Bei einem Gang durch das Wohngebiet kann man genau studieren, was die Bewohner aus der Idee der Stadtplaner gemacht haben, private und öffentliche und halböffentliche Gärten ineinander übergehen zu lassen. Ziel war es, dass sich nicht jeder abschottet, sondern über den begrünten Innenhof Kontakte entstehen. Zu erkennen ist: Einige der Mini-Gärten an den privaten Terrassen sind extrem gut einsehbar.

Ein wenig Leben herrscht in der Mitte des Sonnenrains. Vier Damen sitzen draußen am Tisch und genießen den Kaffee mitsamt dem Strudel unter einem Sonnenschirm. Sie hätten vom Café Sonnenrain erfahren und wollten das Angebot ausprobieren.

Eine Praxis für medizinische Fußpflege, eine Fahrschule, ein Frisör und das Café fallen als Dienstleistungsangebote beim Gang durch das Wohngebiet auf. Unten arbeiten, oben wohnen: Mit solchen durchmischten Siedlungen wollen die Stadtplaner ein Wohngebiet attraktiv machen.

„Es gibt auch einen Kindergarten gleich um die Ecke“, hebt Hans-Jürgen Schütze einen der Vorzüge des Sonnenrains hervor. Der Reinigungsmitarbeiter macht im Freien gerade eine Zigarettenpause. „Viele, die Tiere haben, lieben es. Man kann den Hund dort frei laufen lassen“, sagt er mit Blickrichtung Tafelberg. Doch der Insider des Quartiers kennt auch die Schattenseiten. Es gebe viele Wechsel, meint er. Denn einigen sei es zu teuer. 1000 Euro ohne Nebenkosten müssten für eine 75-Quadratmeter-Wohnung bezahlt werden, will er erfahren haben. Ein Blick in die Immobilienangebote im Internet lässt das plausibel erscheinen.

Wenig Kontakt zu Nachbarn

Ein älteres Ehepaar, das mit den Einkäufen in der Hand auf der Straße entlangläuft (denn Gehwege gibt es an vielen Stellen noch nicht) wohnt seit zwei Jahren im Sonnenrain. „Es ist richtig schön hier, alles so neu“, freut sich die 68-jährige Frau. Schotterhaufen, hubbelige Straßendecke, Unkraut statt Blumenrabatten: „Was noch nicht gut ist, kann ja noch schön werden.“ Das hoffen die beiden auch für die zwischenmenschlichen Kontakte. Es sei schwer, mit Nachbarn in Kontakt zu kommen, denn jeder sei noch „für sich selbst unterwegs“.

Genau daran wollen die Bewohner des Mehrgenerationenhauses am Rand der Siedlung arbeiten. Das Konzept sieht eine Öffnung nach außen vor. Vielleicht bringt das kunterbunte Haus der Bewohner aller Altersstufen Schwung in das noch etwas steril wirkende Wohngebiet im Haller Osten. Tobias Würth