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Simplicity32 in Schwäbisch Hall: Eine Feinschmecker-Pizza für 2660 Euro
Sonderveröffentlichung

Ortsporträt Hessental Simplicity32 in Schwäbisch Hall: Eine Feinschmecker-Pizza für 2660 Euro

Im ehemaligen Gasthof Leidig werden auch ganz klassische italienische Gerichte zu günstigen Preisen angeboten, wozu der lauschige Biergarten ebenfalls einlädt

Andrea und Christine d'Amelio im lauschigen Biergarten des Simplicity32 gegenüber vom Bahnhof Hessental. Das italienische Restaurant mit Lieferservice war vorher lange auf dem nahen Karl-Kurz-Areal zu Hause. FOTO: BEATRICE SCHNELLE

05.09.2025

In Hessental gibt es eine der teuersten Pizzen der Welt. Sage und schreibe 2660 Euro müssen unerschrockene Feinschmecker für die Pizza „Diamante“ im Restaurant Simplicity32 hinblättern. Gegen diese Summe servieren Andrea und Christine d’Amelio die mit Hummer, Kaviar und Blattgold belegte Kostbarkeit im Durchmesser von 30 Zentimetern. 

Kein Marketing-Gag

Und dabei handelt es sich nicht etwa um einen Marketing-Gag. „Man kann diese Pizza wirklich auf Vorbestellung bei uns bekommen“, versichert Andrea d’Amelio. Bisher sei die Luxusspezialität aber erst ein einziges Mal angefragt worden, ohne dass der Handel zustande kam. Immerhin, so berichtet der Simplicity32-Inhaber, würden Gäste die ungewöhnliche Position auf der Speisekarte häufig fotografieren.

Seit November 2024 ist das italienische Restaurant mit Lieferservice in den Räumen des ehemaligen Gasthofs Leidig gegenüber vom Bahnhof Hessental zu finden. Zuvor führten die d’Amelios ihre Gastronomie zehn Jahre lang ziemlich genau hundert Meter weiter südwestlich, im alten Pförtnerhaus der ehemaligen Fassfabrik, Adresse: Karl-Kurz-Straße 32.

Die Hausnummer im Namen hat das Wirtsehepaar an den neuen Standort mitgenommen. Der Wechsel wurde notwendig, weil die Haller Stadtwerke als Eigentümer andere Pläne mit dem Gelände haben. Das Pförtnerhaus soll irgendwann abgerissen werden.

Seit 1930 sei das Gasthaus mit Pension im Besitz seiner Familie, berichtet Richard Leidig. Er und seine Frau übernahmen den Betrieb 1967. Mit Corona sei diese Ära dann zu Ende gegangen, sagt der 88-Jährige. Die Pensionszimmer hat er inzwischen fest vermietet. Von außen sieht man dem Gebäude seine lange Geschichte an der Durchgangsstraße an. Die in die Jahre gekommene Fassade wirkt wenig einladend. Umso mehr überrascht das helle, freundliche Ambiente und die elegante Einrichtung, die den Gast jetzt hinter der altmodischen Eingangstür erwartet. 

Lauschiger Biergarten

Ein kleines, verstecktes Paradies ist der Biergarten, in dem große, alte Bäume an heißen Sommertagen freundlichen Schatten und frische Luft spenden. Im vergangenen Winter hatten die d‘Amelios dort eine „Glühweinhütte“ eröffnet. Diese soll auch in der kommenden kalten Saison wieder mit heißen Getränken aufwarten.

Klassisch bis „unverschämt“

Von der vergoldeten Pizza darf man nicht auf die Preisgestaltung der anderen Speisen schließen, die Andrea d’Amelio höchst eigenhändig in seiner Küche zubereitet. „Im Restaurant haben wir Selbstbedienung und können so vergleichsweise günstig bleiben“, erklärt er das Konzept. Auf der Karte stehen eine Vielzahl italienischer Klassiker von Spaghettigerichten über Lasagne und fantasievollen Salaten bis hin zu einer reichhaltigen Pizzaauswahl aus dem Steinbackofen. Darunter auch zwei „unverschämte Varianten“, wie der 54-jährige Koch es nennt: Pizza Würstel mit geschnittenen Saitenwürstchen und Pizza Hawaii mit Schinken und Ananas. Kenner der Onlineplattform X, ehemals Twitter, wissen, dass besonders letztere, angeblich völlig „unitalienische“ Kreation oft regelrechte Grabenkriege zwischen Befürwortern und Gegnern auslöst.

Andrea d’Amelio erblickte das Licht der Welt im Haller Diak, kehrte aber schon als Kind mit seinem Vater nach Italien zurück. Als junger Erwachsener kam er erneut nach Schwäbisch Hall – zusammen mit seiner Leidenschaft fürs Kochen und jenem melodiösen Akzent, ohne den die Deutschen keinem italienischen Restaurant über den Weg trauen. Christine d’Amelio wurde in der Nähe von Stuttgart geboren.

Anfangs hatte das Paar versucht, die günstige Lage direkt am Hessentaler Bahnhof zur Erfüllung eines Wunsches zu nutzen, der seit Schließung des Bahnhofskiosks immer wieder von den Hallern geäußert wird: Aus einer Frischetheke boten sie belegte Brötchen, Pizzaschnitten, süße Stückle und Getränke als Reiseproviant an. Doch manchmal haben Wunsch und Wirklichkeit eben nicht viel miteinander zu tun: Mangels Nachfrage stellten sie den Versuch schon bald wieder ein. Beatrice Schnelle