Seiner Meinung nach sei in Hessental eine hohe Artenvielfalt auf natürliche Weise vorgegeben. „Die Hessentaler Markung zieht sich vom Waschbach bis zum Einkorn über 200 Höhenmeter durch vier geologische Schichten, von der jede der Pflanzenwelt mit der zugehörigen Tierwelt unterschiedliche Lebensbedingungen bietet“, erklärt der Naturschützer. „Gott sei Dank bestehen an den Steilhängen noch naturnahe Wälder und blütenreiche Wiesen und Wildnis in den Klingen. Dort finden geschützte Akeleien, Nelkenarten und Orchideen ein Refugium.“
Wertvolle Biotope
Auch kämen dort nahezu alle heimischen Spechtarten sowie faunistische Raritäten wie der Hirschkäfer vor. Mit dem Magerrasenhang beim Einkorn und dem Steinbruch in Richtung Steinbach gebe es zwei besonders wertvolle Biotope auf Hessentaler Gemarkung. „Der Schafweidehang unterhalb des Einkorns mit seinem wunderbar ausgeprägten Magerrasen, wo man im Sommer quasi durch Wolken von Schmetterlingen laufen kann, die an einer Vielzahl an Blütenpflanzen gerne Nektar saugen, ist ein wichtiges Refugium. Und der alte Steinbruch ist für Vögel, Wildbienen und für spezialisierte Pflanzenarten ebenfalls von großer Bedeutung.“
Um die Biotope und die Artenvielfalt auf Hessentaler Gemarkung auch für die folgenden Generationen zu sichern, seien aus Sicht des Naturschützers jedoch einige Maßnahmen und Eingriffe nötig. „In Teilen des Steinbruchs ist dringend eine Auflichtung des Gehölzes erforderlich, weil sonst die Licht liebenden Arten ihren Lebensraum verlieren.“
Zudem hätten auch die Gewerbeflächen in Hessental ihren Preis. „Geeignete Brutgebiete der Feldlerche gehen zurück.“ Generell gebe es im Bereich der Ackerflächen bei Hessental noch „Luft nach oben“. Mit einer behutsameren Pflege der dortigen Grabenränder und der finanziell geförderten Anlage von Blühstreifen oder Wanderbrachen könne für die Natur noch einiges erreicht werden.
Dass Hessental neben boomenden Industriegebieten und einer werktags stark genutzten Verkehrsinfrastruktur auch viel Natur zu bieten hat, kann Gerald Schugt bestätigen. Er ist als Revierförster bei Forst Baden-Württemberg im Forstbezirk Tauberfranken für die Hohenloher Berge zuständig, die auch den Einkornwald am Fuße der Limpurger Berge bei Hessental einschließen. Im Einkornwald erfreut sich Schugt zu jeder Jahreszeit an den Vorgängen in der Natur: „Der Ausblick von der Einkornwirtschaft ins Tal über die Schichtenabfolge des Mittleren Keupers ist wunderschön.“
Jetzt im Herbst sind es die leuchtenden Ahorne in Kombination mit dunkelgrünen Tannen, die das Herz des Forstexperten erfreuen. „Ein Naturschauspiel folgt dann nur wenige Wochen später, wenn bei den Birken die Blätter goldgelb leuchten und die Nadeln der Lärche sich gelb verfärben“, schwärmt Schugt.
Große Baumvielfalt
Der Einkornwald bei Hessental zeichne sich ohnehin durch eine große Baumvielfalt aus: Bergahorn, Birke, Fichte, Douglasie, Hainbuche, Kiefer, Lärche, Salweide und Tanne finden sich hier. „Noch gibt es auch Eschen, aber die tun sich inzwischen schwer“, so der Revierförster. Neben dem Wassertretbecken am BretzingerHaldeWeg bleibt für den Revierförster aber auch der Bannwald „Altspöck“ stets etwas Besonderes. „Da das Holz im Bannwald verbleibt, gibt es Totholzbereiche, die bestimmten Pflanzen und Tieren einen Lebensraum bieten.“ Andreas Scholz
Kindheitserinnerungen von Joachim Süssmuth
Gerald Schugt ist nicht der Einzige mit besonderer Beziehung zu Hessental. Sein Försterkollege Joachim Süssmuth vom Forstbezirk Tauberfranken mit Sitz in Waldenburg verbindet mit dem größten Haller Teilort vor allem Kindheitserinnerungen. „Ich bin in Hessental aufgewachsen und erinnere mich gerne an die Sonntagsspaziergänge mit der Familie und Geländespiele mit der damaligen Jugendgruppe.“
Die Zeit sei in Hessental seither aber nicht stehen geblieben. „Zu meiner Zeit in Hessental waren die Amerikaner noch da. Es gab auf der damals noch freien Wiese im Kerngebiet des heutigen Bannwaldes Altspöck viele Landemanöverübungen.“ Den legendären „Bombensee“ im Einkornwald hat Süssmuth in seiner Kindheit oft besucht. Nachdem im Einkornwald die Fliegerhorst- Nutzung durch die Amerikaner Anfang der Neunziger endete, vollzog man dort die Umwandlung zum Bannwald „Altspöck“. asc