Bürgerbefragung: Ein gemütlicher Platz im Hessentaler Zentrum fehlt
Sonderveröffentlichung

Ortsporträt Hessental Bürgerbefragung: Ein gemütlicher Platz im Hessentaler Zentrum fehlt

Umfrage: Die meisten Hessentaler wohnen gerne im größten Stadtteil Halls. Aber sie bemängeln, dass Schule und Turnhalle zu klein sind und immer mehr Verkehr durch Hessental donnert.

Die Grundschule Hessental hat bereits vier Gebäude. Für mehr Platz soll ein weiteres an der Ecke zur Schmiedsgasse (rechts) entstehen. FOTO: UFUK ARSLAN

03.11.2021

Wie lebt es sich im größten Schwäbisch Haller Stadtteil Hessental? Die Redaktion hat Bürger hierzu befragt. Beate Scheurich (39) Bürokauffrau aus Hessental Ich lebe seit 30 Jahren in Hessental und ich wohne sehr gerne hier. Hessental ist zentral, ich habe eine super Busanbindung, im Prinzip hab ich alles vor Ort, selbst Apotheke und Einkaufsläden gibt es. Meine Kinder wachsen hier gut auf, haben hier ihre Freunde, das ist alles wunderbar. Wir hatten keine Probleme, Kitaplätze zu bekommen. Aber die Grundschule platzt mittlerweile aus allen Nähten. Es kommen viele Neubürger nach Hessental, und das sind vor allem Familien mit Kindern. Das weiß die Stadt und sollte darauf reagieren. Die Schule war vor 30 Jahren auf dem gleichen Stand wie heute. Die Kinder müssen sich in drei Gruppen einteilen zum Essen. Ich bin sehr aktiv in der Schule und im Vereinsleben, und da sieht es auch traurig aus. Dem TSV fehlt es an Turnhallen in Hessental. Die Bambini müssen wir bis in die Kerz fahren.

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Ein weiteres Problem ist die Verkehrssituation. Auch dadurch, dass das Landratsamt nach Hessental verlegt wurde, gibt es immer mehr Verkehr. Unsere Grünflächen sind alle zugebaut worden und es wird auch nicht mehr an Spielplätze gedacht. In den Grundwiesen haben sie alles abgerissen, da steht nur noch eine Rutsche.

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Werner Schmid (70)
Rentner aus Hessental

Dass es nicht mal einen Plan gibt für eine Südumfahrung, das ärgert mich. Der Verkehr ist ein großes Problem hier in Hessental. Er rollt gewaltig und das auf heruntergekommenen Straßen. Es scheint, als seien den Planungsverantwortlichen die Neubürger, die sie herlocken wollen, wichtiger als die Alteingesessenen. Deren Belange fallen hinten runter.

Ich würde mir wünschen, dass die Verwaltung ein Gesamtkonzept macht, bevor jedes Wiesle zugebaut wird. Und ich frage mich, wo ist eigentlich der Ortsmittelpunkt? Wo ist der Ort, wo ich einen Kaffee trinken kann oder ein Eis essen, ohne dass ein 40-Tonner an mir vorbeirauscht? Wir hatten die Hoffnung, dass, wenn das Landratsamt eine Kantine baut, das auch für uns Hessentaler ein Ort wird, wo man mal essen gehen kann. Oder früher konnte man wenigstens am Bahnhofskiosk noch ein Eis kaufen. Ich würde mir eine Belebung wünschen rund um den Bahnhof.

Im Advita-Seniorenzentrum haben sie den Leuten ihren Park weggenommen, um dort Mehrfamilienhäuser hinzubauen. Und vorne können sie auch nicht gut raus, weil der Verkehr dort brummt. Toll ist aber die Anbindung an die öffentlichen Verkehrsmittel. Ich wohne nah am Bahnhof und kann mit Bus oder Zug ideal wegkommen. Und wir können auch zu Fuß in die Stadt laufen. Schön ist auch die Natur, die wir vor der Tür haben. Aber die Zugänge dahin werden immer beschwerlicher. Generell wünsche ich mir mehr Wohnqualität in den alten Siedlungsteilen.

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Vanessa Markwart (35)
Pastoralreferentin aus Hessental

In Hessental sind die Menschen Anpacker, das mag ich besonders gerne an dem Ort. Es dauert ein bisschen, bis man reinkommt, aber dann ist Verlass drauf. Ich lebe seit fünf Jahren hier und wohne neben der katholischen Kirche. Das ist ruhig und schön. Ich mag, dass es hier so ein bunt gemischtes Viertel ist, mit vielen Alteingesessenen und Neubürgern – so wie ich eine bin.

Ich würde mir in Hessental ein Zentrum wünschen. Einen Ort wo man abends einen Wein zusammen trinkt. Wo trifft man sich hier? Das ist schwer.

Mir fehlen auch noch Angebote im kulturellen Bereich. Und alles ist weit verteilt. Arzt, Bank, Apotheke, Geschäft, alles ist zerrupft. Es scheint kein Konzept zu geben. Man baut einfach und vergisst das Lebenswerte.

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Uwe Semeth (44)
Dipl. Verwaltungswirt aus Hessental

Was ich an Hessental schätze ist vor allem die Nähe zu meinem Arbeitsplatz. Aber auch die Nähe zur Stadt. Ich kann alles mit den Öffis erreichen. Und hier vor Ort habe ich auch alles, was ich an Geschäften brauche. Für unsere Kinder ist Hessental gut. Wir wohnen in der Schmiedsgasse und haben Kindergarten und Grundschule gleich um die Ecke. Wir hatten keine Probleme, einen Kitaplatz zu bekommen. Wir haben die Zwillinge aber auch sehr früh angemeldet.

Allerdings haben wir sehr viel Verkehr in unserer Straße, und der ist viel zu schnell unterwegs. Obwohl Zone 30 ist, rasen da alle durch. Man sollte so Verkehrsberuhigungs- Hubbel hinbauen. Am Zebrastreifen wären wir schon tausendmal überfahren worden, wenn wir einfach rüber gegangen wären.

Vielleicht sollte man aus Schmiedsgasse und Sulzdorfer Straße Einbahnstraßen machen, so dass sich der Verkehr besser verteilt und es nicht so voll ist in der Schmiedsgasse, die immer vollgeparkt ist. Der Verkehr wird ja noch zunehmen, weil immer mehr gebaut wird.

Und es fehlen Supermärkte. Wenn wir im Kaufland im Gründle einkaufen gehen, dann sind oft die Regale schon leer und die Verkäuferinnen sagen, sie kommen nicht mit dem Einräumen hinterher. Wir hätten uns gewünscht, dass ein Rewe-Markt, wie angedacht, neben den Lidl am Kreisverkehr gekommen wäre. Aber dann wurde dort ein Mehrfamilienhaus von Röhwisch gebaut. Das ist schade.

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Bodo Held (58) und Sita (7)
Altenpfleger aus Hessental

Wir wohnen erst seit August hier. Wir sind von Steinbach in den Schlichtweg, in ein altes Haus, gezogen und fühlen uns dort sehr wohl. Hier gibt es viele Familien mit Kindern, das ist schön für uns. Und dass wir zu Fuß zum Kalinka- Markt gehen können ist auch toll.

Sita geht in die Montessori- Schule nach Steinbach und da kommt sie von hier aus gut hin. Und es gibt schöne Spielplätze. Gut ist natürlich auch, dass es nicht weit bis in die Innenstadt ist.

Negativ finde ich, dass Hessental immer weiter zugebaut wird. Weil neue Wohngebiete entstehen, wurde die Umgehungsstraße nicht gebaut, das ist schade.

Es braucht mehr Grünflächen hier und ich würde mir wünschen, dass mehr Bäume gepflanzt werden. Und die noch vorhandenen Parks sollten schöner gestaltet werden. Sonja Alexa Vollmann