Sonderveröffentlichung

Pädagogische Fachkräfte „PiA“ Ausbildung Baden-Württemberg: Die Jobaussichten für Erzieher und Erzieherinnen sind exzellent

Zwei Ausbildungswege zum Erzieherberuf: klassische Ausbildung und „PiA“ – die praxisintegrierte Ausbildung mit bezahltem Vertrag

Ohne Erzieher und Erzieherinnen geht nichts: Sie sorgen für eine gute Betreuung und Förderung von Kindern. Fotos: dpa/Daniel Naupold

25.02.2023

Ein bisschen malen mit der kleinen Lilli, dann basteln mit Lars, Anton und Sebastian und zuletzt ein gemütliches Gesellschaftsspiel ab vier Jahren mit Noah. So stellen Außenstehende sich oftmals den Berufsalltag von Erzieherinnen und Erziehern vor. Natürlich gehören Malen, Basteln und Spiele spielen zum Programm. Aber der Beruf erfordert deutlich mehr. Und das wird von außen häufig unterschätzt.

Erzieher leisten Tag für Tag ein pädagogisches Pensum ab, das beachtlich ist. Sie schlichten Streit. Sie haben die kognitive und motorische Entwicklung der Kinder im Blick und bieten gezielte Lernaktivitäten an. Sie ergänzen die Erziehung des Elternhauses und vermitteln ein erstes Verständnis von Gut und Böse.

Zuwachs an Stellen

Sie führen Elterngespräche, um gemeinsam mit den Eltern die Entwicklung eines Kindes angemessen zu fördern. Sie entwickeln gemeinsam mit dem Team und der Leitung einer Einrichtung Förderkonzepte. 

Der Beruf ist allerdings nichts für schwache Nerven, schließlich ist er mit einem lauten und lebhaften Arbeitsumfeld verknüpft. Menschen mit einen ausgeprägten Ruhebedürfnis könnten an die Grenzen ihrer Belastbarkeit kommen. Wer hingegen Freude daran hat, die Entwicklung von Kindern positiv zu beeinflussen, ist in dem Job richtig.

Auf dem Arbeitsmarkt schlägt sich der Ausbau der Kinderbetreuung in Deutschland in einem deutlichen Zuwachs an Erzieherstellen nieder. Die Aussichten für Jobanwärter sind also durchweg positiv. 

Allerdings ist eine eher mittelmäßige Bezahlung die Kehrseite der Medaille. Da der Trend immer mehr zur Ganztagsbetreuung geht, müssen Erzieher tendenziell mit langen Arbeitstagen rechnen. Ihre Arbeitszeiten sind aber meist sehr geregelt. Auch Ausflüge und Wochenendfahrten gehören zum Erzieheralltag dazu.

„Soft Skills“ ebenso wichtig

Wer Erzieher oder Erzieherin werden will, muss neben der Freude am Umgang mit Kindern – das ist eine Grundvoraussetzung – einige Fähigkeiten mitbringen. Daneben gibt es noch weitere „Soft Skills“, die wichtig sind. Das sind etwa Einfühlungsvermögen und Empathie, Selbstbewusstsein und Durchsetzungsvermögen, Musikalität, handwerkliches Geschick und Kreativität, Geduld, Umsicht, Verantwortungsbewusstsein, Zuverlässigkeit, Kommunikations- und Konfliktfähigkeit, Stressresistenz und Organisationstalent. 

Je nach Bundesland durchlaufen Erzieher und Erzieherinnen eine unterschiedliche Ausbildung. Sie wird entweder an einer Fachschule für Sozialpädagogik, an Oberstufenzentren oder Berufsfachschulen für Sozialwesen beziehungsweise Berufskollegs durchgeführt. Die Ausbildung beansprucht in der Regel zwischen drei und fünf Jahren.

In einigen Bundesländern gliedert sich die Ausbildung zum Erzieher in ein ein- bis zweijähriges Vorpraktikum mit Theorieanteil, an das sich ein meist zweijähriger Schulbesuch in Vollzeit anschließt. Darauf folgt ein Anerkennungsjahr. In anderen Bundesländern handelt es sich bei der Ausbildung zur Erzieherin und zum Erzieher um eine rein schulische Ausbildung mit integrierten Praktika. Voraussetzung für die Ausbildung zur Erzieherin ist in der Regel der Realschulabschluss.  

In Baden-Württemberg gibt es zwei staatlich anerkannte Ausbildungswege zum Erzieherberuf. Zum einen die klassische Ausbildung mit drei Jahren Schule (Berufskolleg, Unterkurs, Oberkurs). Zum anderen kann man sich seit 2012 für „PiA“ entscheiden – das ist die praxisintegrierte Ausbildung „duales System“. Das bedeutet drei Tage Schule, zwei Tage Praxis – und das drei Jahre lang mit bezahltem Vertrag. 

Bei „PiA“ verdienen die künftigen Erzieher und Erzieherinnen von Anfang an, bei der klassischen Ausbildung erst im Berufspraktikum. Im Unterkurs und Oberkurs kann man allerdings BAföG bentragen.

Auch ein Studum ist möglich

In der Ausbildung liegt der theoretische Schwerpunkt auf dem pädagogischen Bereich. Die Azubis lernen, Verhaltensweisen von Kindern zu interpretieren und einzuschätzen, sich in Konfliktsituationen richtig zu verhalten und Kinder in jeder Lebenslage zu betreuen und zu begleiten. 

Mittlerweile ist der Beruf des Erziehers und der Erzieherin auch in der akademischen Welt angekommen. So wurden in den vergangenen Jahren erste Studiengänge im Bereich der Früh- und Elementarpädagogik geschaffen. Absolventen dieser Studiengänge tragen aber nicht die Bezeichnung Erzieher. Sie sind Kindheitspädagogen. 

Das Studium wird von staatlichen und privaten Bildungseinrichtungen angeboten. Mit einer akademischen Ausbildung erschließen sich viele weitere Berufsfelder im pädagogischen Bereich. Sie befähigt auch zur Leitung einer Einrichtung. 

Es gibt zudem eine große Bandbreite an spezifischen Weiterbildungen für Erzieher – zum Beispiel in den Bereichen Musik- oder Theaterpädagogik, Medienkompetenz, Sprech- und Sprachkompetenz, Gesundheitspädagogik sowie Entspannungstherapie und Begabtenförderung. Mit diesen Spezialfähigkeiten lassen sich Tätigkeiten in besonderen Behinderteneinrichtungen oder Institutionen ausführen. 

Die Jobaussichten von Erziehern sind exzellent – gerade heute. Die Fachkräfte haben im Prinzip nirgendwo in Deutschland Probleme, eine Anstellung zu finden. Hintergrund ist der wachsende Stellenwert von Familienfreundlichkeit, die sich unter anderem im Kinderförderungsgesetz (2013) niederschlug und für Kinder unter drei Jahren einen Rechtsanspruch auf einen Betreuungsplatz in einer Kindertageseinrichtung oder in der Tagespflege vorsah.

  Um hierfür die Voraussetzungen zu schaffen, wurde und wird der Ausbau der Kinderbetreuungseinrichtungenbundesweit stark vorangetrieben – mit zahlreichen Stellen für Erziehungskräfte. Außerdem gibt es einen Fachkräftemangel, unter anderem weil die „Babyboomer“ nun und in den kommenden Jahren in Rente gehen, was sich eben auch in den Kindergärten, Kitas, Krippen und Horten mit offenen Stellen bemerkbar macht. pm