Die körperliche Gewalt ging ab dem 16. Jahrhundert zurück, dafür nahm die psychische zu, denn der kindliche Wille galt als bedrohlich und musste gebrochen werden. Erst die Pädagogen der Aufklärung haben diese Vorstellungen verändert. Und erst in der Zeit der Reformpädagogik begann man, die kindlichen Bedürfnisse in den Mittelpunkt der Erziehung zu stellen. Doch bis sich die verschiedenen Berufe pädagogischer Fachkräfte herausgebildet hatten, war es noch ein langer Weg.
Inzwischen sehen sich Pädagogische Fachkräfte vor vielfältige Probleme gestellt. Laut Michael Merl, Leiter der Abteilung für Kinder- und Jugendpsychiatrie der Kinderklinik Linz, fehlt Kindern und Jugendlichen heute oft der Halt, den Eltern nicht mehr vermitteln können, weil sie in der globalisierten und digitalisierten Welt selber Schwierigkeiten haben, mit den Entwicklungen Schritt zu halten. Auch hätten Kinder in der Wegwerf-Gesellschaft zu wenig Möglichkeiten konstruktiv zu sein. Es fehle an Erlebnisräumen, die die eigene Phantasie herausfordern.
Kinder und Heranwachsende in ihrer Entwicklung zu begleiten, ihnen Wege aufzuzeigen, oder auch das, was seelisch kaputt gegangen ist, wieder zu heilen stellt eine immense Herausforderung für Pädagogische Fachkräfte dar. Es vermittelt jedoch zugleich ein Gefühl großer Befriedigung, wenn man dabei Erfolg hat.
Zum Beispiel Heilerziehungspfleger
Ganzheitlich
In das Berufsfeld der pädagogischen Fachkräfte, die sich um Kinder und junge – in dem Fall aber auch um erwachsene – Menschen mit jedweder Behinderung oder Einschränkung bemühen gehört die Heilerziehungspflege. Anders als es der Wortbestandteil „Heil-“ suggeriert, ist es nicht die Aufgabe von Heilerziehungspflegern, Menschen zu „heilen“, er verweist vielmehr auf das griechische Wort „holos“, das soviel wie „umfassend“ bedeutet. Der Mensch mit Behinderung soll also ganzheitlich betreut werden, seinen Fähigkeiten, Wünschen und Vorstellungen vom Leben entsprechend.
Fachschulen
Die Heilerziehungspflege ist ein junger Beruf, sie wurde von Pfarrer Ludwig Schlaich (1899–1977) etabliert. 1958 gründete er die erste Schule für Heilerziehungspflege. Heute gibt es gut 200 Fachschulen bundesweit.
Teilhabe
Wurden noch bis in die 1960er-Jahre Menschen mit einer Körperbehinderung vor der Außenwelt versteckt, setzte sich ab ungefähr 1960 die Einsicht durch, dass auch sie ein Recht auf Bildung, Arbeit und Teilhabe am sozialen Leben haben. Seit etwa 1960 werden Heilerziehungspfleger in Schulen, Werkstätten für behinderte Menschen, Wohnheimen und anderen Einrichtungen großer Zahl eingesetzt.
Ausbildung
In Baden-Württemberg kann die Ausbildung innerhalb von drei Jahren absolviert werden. Hier wechseln sich praktische Arbeit in einer Praktikumsstelle sowie der Unterricht in einer Berufsfachschule ab. Die Ausbildung beschäftigt sich mit Elementen aus Fächern wie Erziehung, Psychologie, Didaktik, Qualitätsmanagement, Krankenpflege, Kinderkrankenpflege, Logopädie, Musikerziehung oder Kinder- und Jugendpsychiatrie.
Einrichtungen
Einsatzgebiete für Heilerziehungspfleger sind Wohneinrichtungen für Menschen mit Behinderungen, offene und geschlossene Wohneinrichtungen für psychisch und suchtkranke Menschen, Jugendwohnheime, Werkstätten für behinderte Menschen, Schulen oder auch Kindergärten.