10 Millionen Patienten
Sonderveröffentlichung

RegioGesund Spezial 10 Millionen Patienten

Diabetes ist eine Volkskrankheit. Doch bei vielen Menschen herrscht Unwissen darüber. Das zeigt eine aktuelle Umfrage. Zeit, aufzuklären.

Viele Diabetiker müssen mehrmals täglich ihren Blutzucker messen. Ihrem Körper fehlt die Fähigkeit, den Blutzuckerhaushalt selbstständig zu regulieren. Foto: Africastudio/Shutterstock.com

09.11.2021

In Deutschland gibt es aktuell circa 8 Millionen Menschen mit Diabetes, das heißt jeder Zehnte leidet an dieser „Volkskrankheit“. Experten gehen davon aus, dass es eine hohe Dunkelziffer gibt: Rund zwei Millionen Menschen hätten Diabetes, wüssten es aber noch nicht – davon geht der Deutsche Gesundheitsbericht Diabetes 2020 aus. Eine Umfrage des Meinungsinstituts Ipsos im Auftrag der Zeitschrift „Diabetes Ratgeber“ zeigt den Grund dafür: Knapp die Hälfte aller Befragten (49 Prozent) gab an, so gut wie nichts über die Auslöser oder Folgen der Stoffwechselerkrankung zu wissen. Nur drei von zehn Befragten könnten nach eigener Aussage erklären, was der Unterschied zwischen Typ-1- und Typ-2-Diabetes ist. Was Typ-1 und Typ-2 unterscheidet Bei Typ-1-Diabetes kann der Körper nicht mehr selbst genügend Insulin produzieren. Das bedeutet, dass Patientinnen und Patienten sich das Hormon ihr Leben lang nach Bedarf spritzen müssen. Diese Form des Diabetes beginnt meist plötzlich, oft schon im Kindes- und Jugendalter.

Der Typ-2-Diabetes entwickelt sich oft schleichend. Hier entfaltet das Insulin in den Körperzellen nicht mehr die gewünschte Wirkung, sodass die Zellen den Zucker als Energielieferant nicht mehr gut aufnehmen – er bleibt vermehrt im Blut. Der Fachbegriff lautet Insulinresistenz. Die Bauchspeicheldrüse produziert in der Folge noch mehr Insulin, damit die Blutzuckerwerte sinken. Die Zellen in der Drüse erschöpfen dadurch zunehmend, sodass es irgendwann auch zu einem Mangel an Insulin kommen kann.

Die genauen Ursachen für die Autoimmunreaktion, die Typ-1-Diabetes auslösen, sind noch nicht vollständig erforscht. Bei Typ-2-Diabetes gelten als Risikofaktoren neben erblicher Veranlagung vor allem Übergewicht, ungesunde Ernährung und Bewegungsmangel. Nach Schätzungen der Deutschen Diabetes Gesellschaft (DDG) leben knapp zehn Prozent der Menschen in Deutschland mit Diabetes. Der größte Teil von ihnen hat Typ-2-Diabetes.

Wie die Erkrankung behandelt wird

Mit Blick auf die Behandlung der Erkrankung ist laut der Ipsos-Umfrage ein weiterer Irrtum weit verbreitet: Demnach glauben 18 Prozent – also immerhin gut jede und jeder Sechste – dass sich Menschen mit Diabetes immer Insulin spritzen müssen. Richtig ist, dass nur Typ-1-Diabetes immer insulinpflichtig ist. Beim Typ-2-Diabetes wird zwar auch ein gewisser Teil der Erkrankten mit Insulin therapiert. Rund die Hälfte kann laut DDG aber ohne Medikamente behandelt werden, zum Beispiel durch eine Ernährungsumstellung, Bewegung und Gewichtsabnahme. Übrigens sind nach Angaben des Deutschen Gesundheitsberichts Diabetes 95 Prozent der Erkrankungen vom Typ 2. Bis zur ersten Diagnose leben Betroffene etwa acht Jahre lang mit der Krankheit, ohne davon zu wissen.

Diabetes Typ 2 entwickelt sich meist schleichend. Deshalb ist es wichtig, auf Symptome zu achten, wie etwa Müdigkeit, erhöhte Infektanfälligkeit, trockene Haut, Juckreiz und vermehrter Durst. Hat der Diabetes bereits zu Folgeerkrankungen geführt, können entsprechende Symptome ebenfalls auftreten: Sehstörungen und Gefäßschäden, etwa an den Beinen. Was es nicht gibt, ist eine Impfung gegen Diabetes – auch wenn das laut Umfrage zwölf Prozent der Menschen glauben. pm/ka

"100 Patienten mit Diabetes betreut jeder deutsche Hausarzt im Schnitt."

Quelle: Deutscher Gesundheitsbericht Diabetes 2020