Grüner geht’s nicht
Sonderveröffentlichung

Tag des Gartens Grüner geht’s nicht

Natur: Den jeweils zweiten Sonntag im Juni sollten sich Gartenfreunde und Kleingärtner in Deutschland rot im Kalender anstreichen.

Überall ist Platz für ein bisschen Grün. Der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt.

14.06.2021

Immer am zweiten Sonntag im Juni feiern wir in Deutschland bundesweit den „Tag des Gartens“. 2021 fällt dieser Aktionstag auf den 13. Juni. Der deutsche Ehrentag des Gartens steht in diesem Jahr unter dem Motto: „Grüner geht’s nicht“.

Ins Leben gerufen wurde der „Tag des Gartens“ bereits 1984 vom Bundesverband Deutscher Gartenfreunde (BDG) und seines damals amtierenden BDG-Präsidenten Hans Stephan. Ziel der damaligen Initiative war es, die Bedeutung des Gartens und der Gärtnerei stärker ins öffentliche Bewusstsein zu rücken. Den Initiatoren ging und geht es dabei vor allem um die folgenden Aspekte:

- zum einen den positiven Einfluss des Kleingartens und der Gartenarbeit auf Körper und Geist des Menschen,

- zum anderen um die städtebauliche, ökologische und soziale Bedeutung des Kleingartenwesens.

Ehrentage für die Botanik

Vor diesem Hintergrund wird dann auch schnell deutlich, weshalb der Tag des Gartens jedes Jahr unter einem wechselnden Motto steht. Hiermit sollen jeweils aktuelle Themen und Probleme in den Fokus des öffentlichen Interesses gerückt werden. Themen waren bisher zum Beispiel „Gesundheit aus dem Garten“ (2008), „Abenteuer Kleingarten“ (2011), „Kleine Gärten machen die Städte grüner“ (2013) oder „Kleine Gärten – bunte Vielfalt“ (2019).

Der Ehrentag für Gartenarbeit reiht sich natürlich ganz wunderbar in die Liste der bisherigen Anlässe für Blumen, Pflanzen und Botanik ein. Davon gibt es einige, zum Beispiel den „Tag der Zimmerpflanzen“ am 10. Januar, den „Tag der Rose“ am 7. Februar, den „Pflanz-eine-Blume-Tag“ am 12. März, den Ehrentag des Unkrauts am 28. März oder den „Gieß-eine-Blume-Tag“ am 30. Mai.

Hobby und Kontemplation

Interessant ist ein Blick in die Kulturgeschichte des Garten. Einen Garten nennt man ein räumlich begrenztes Stück Land, auf dem Pflanzen unterschiedlichster Art angebaut und teilweise intensiv gepflegt werden. Im Gegensatz zu Parks und anderen öffentlichen Grünflächen werden Gärten meist privat genutzt. Sinn und Zweck ist oftmals weniger der Ertrag von Nutzpflanzen, als vielmehr die Nutzung als Raum der Erholung und Entspannung. Ein Garten kann Hobby, aber auch Ort der Kontemplation sein. Nicht umsonst schreibt Alexander Kluge in seinem Text „Gärten sind wie Brunnen“ (2011) dem Klostergarten des europäischen Mittelalters eine besondere Rolle als Hortus Conlusus zu, einem abgegrenzten Ort, der die zuvor skizzierten Aspekte vereint:

„In der Mitte solcher Klöster gab es einen Garten, der wichtigere Teil davon verschlossen, und hier fanden sich die schönsten Pflanzen und die Heilmittel konzentriert. Gelehrte Brüder und befehlsgewohnte Äbte hielten sich dort zu ausgewählten Zeiten auf. Dieses Gärten waren nicht alltäglich […]. Einen solchen Garten nennt man Hortus Conlusus, der Heiligen Jungfrau geweiht, aber auch offen für die Texte Homers, Ovids oder der Gnosis, wenn die Obrigkeit nicht aufpasst. […] Ein moderner Mensch braucht beides: das Haus (die Höhle) und seinen Acker (die Horizonte). Von diesen beiden Notwendigkeiten unterscheiden sich die Gärten. Es gibt die offenen, die wie die englischen viel Natur aufnehmen, und die geschlossenen, wie die heiligen Haine Hölderlins. Anders als bei Äckern haben ihre Flächen nichts mit Nutzen zu tun. Von den Häusern und den Treibhäusern unterscheiden sie sich, weil sie keinen Zeitdruck kennen und auch ohne Menschen vorhanden sind. Sie warten dann eben. Sie sind auch ein spätes Echo des Paradieses, in dem die zwei Menschen dort lange nicht das Wichtigste waren. Die Gärten, die so verschieden sind wie ein Hortus Conclusus, ein Locus Amonenus, ein Garten voller Unkraut oder die Ruinengärten des 18. Jahrhunderts, gibt es als umbauten Raum, aber auch im Inneren des Menschen.“

Mehr Grün in den Städten

Mit dem Aufkommen der Schrebergärten wurde dieser Aspekt wieder stärker in Richtung Nutzgarten und dem Anbau von Gemüse, Obst und Kräutern verschoben. Inzwischen gehen nicht wenige Stimmen so weit, die Schrebergartenbewegung und das Kleingartenwesen als die Keimzeile des modernen europäischen Urban Gardering zu verorten. Wer weiß. Fakt ist, dass bereits die frühen Schrebergärten unter der Prämisse standen, Grünflächen im städtischen Raum zur Verfügung zu stellen, auf denen Kinder spielen, Sport treiben und etwas über die heimische Fauna lernen können sollten. Sven Griese