Hörprobleme durch Stress
Sonderveröffentlichung

Tag des Hörens am 3. März Hörprobleme durch Stress

Viel Stress beeinflusst das Hören zum Schlechten.

Stress beeinflusst das Hören zum Schlechten: Man nimmt viel mehr störende Geräusche wahr, die eigentlich im Kopf herausgefiltert würden. Foto: Christin Klose/dpa-mag

02.03.2022

Es piept oder pfeift und vieles versteht man plötzlich schlechter: In stressigen Situationen scheinen die Ohren manchmal verrückt zu spielen. Wobei das Problem dann meist nicht direkt im Ohr liegt, sondern an anderer Stelle im Kopf. Dort findet das Hören zum Großteil statt, sagt der Hals-Nasen-Ohren-Arzt Uso Walter. Im Interview erklärt er die Mechanismen hinter dem Problem – und er verrät, was uns dabei hilft, damit es besser wird.Herr Walter, warum geht Stress auf die Ohren?Uso Walter: Man muss unterscheiden zwischen den Auswirkungen auf das Ohr und das Hören. Das sind zwei verschiedene Dinge. Bei langfristigem Stress kann es etwa zu einer Mangeldurchblutung im Ohr kommen, wodurch es auf Dauer Schaden nehmen kann. Viel unmittelbarer und häufiger verändert Stress aber die Hörverarbeitung.

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Uso Walter ist Hals-Nasen-Ohren-Arzt und Gesundheitsautor. Foto: Jacqueline Wardeski/dpa

Wie äußert sich das?

Man wird geräuschempfindlich, bekommt einen Tinnitus, versteht schlechter. Das große Problem ist: Viele bringen solche Symptome nicht mit Stress zusammen, weshalb sie sich oft lange Zeit nicht zu helfen wissen. Es hilft, sich klar zu machen: Die Hörverarbeitung ist wie ein Filter, der durch Stress durchlässiger wird. Man hört also mehr Störgeräusche, die normalerweise gefiltert werden, und hört weniger von dem, was man eigentlich hören möchte.

Was hilft dann?

Grundsätzlich hilft es, den Stress zu reduzieren. Man kann sagen: Wenn man selbst ruhiger wird, wird auch das Hören ruhiger. Und das Filtern von Störgeräuschen klappt besser. Was ebenfalls helfen kann: Sich bewusst auf bestimmte Geräusche und Sprachreize zu konzentrieren und so die Differenzierungsfähigkeit zu trainieren – Hören findet nämlich zum Großteil im Kopf statt. Diese Mechanismen der unterbewussten Hörverarbeitung lassen sich verändern. Sie werden beeinflusst von Stress und Emotionen. Deshalb ist auch so wichtig, im Alltag für Ausgleich und Entspannung zu sorgen und sich nicht über alles aufzuregen. Wenn man bei stressbedingten Hörproblemen nicht rechtzeitig gegensteuert, können sich diese zunehmend verschlechtern. dpa