Der Journalist Martin Steinhagen bei den Ulmer Denkanstössen: Fragwürdiger Widerstand
Sonderveröffentlichung

Ulmer Denkanstösse 2022 Der Journalist Martin Steinhagen bei den Ulmer Denkanstössen: Fragwürdiger Widerstand

Eine Lesung über rechten Terror gibt es bei den Denkanstößen mit dem Journalisten Martin Steinhagen.

Martin Steinhagen. Foto: Peter Jülich

07.03.2022

Das Motto der Denkanstöße ist Widerstand und Wandel - wie passt Ihr Vortrag in diesen Kontext?Martin Steinhagen: Der Mord an Walter Lübcke steht in einer langen Tradition des rechten Terrors in Deutschland. Der Blick zurück auf diese verdrängte Geschichte zeigt: Die Täter rechtfertigen ihre Gewalt oft damit, dass sie sich als vermeintliche Widerstandskämpfer inszenieren, ein Versuch der Täter-Opfer-Umkehr. Dieser „Widerstand“ richtete sich auch in der Geschichte oft gegen gesellschaftlichen Wandel, Demokratisierung, Fortschritt – aber vor allem mit tödlicher Gewalt gegen all jene, die nicht in das völkische Weltbild der radikalen Rechten passen.Wie sehen Sie die rechte Bedrohung in der aktuellen Situation? Wird sie durch Pandemien/Krieg gestärkt?Rechter Terror hat in den vergangenen Jahren verschiedene Formen angenommen. Diese Strategie der Gewalt und ihr Wechselspiel mit gesellschaftlichen Konstellationen zu verstehen, kann dabei helfen, den Blick für Gefahren zu schärfen, die aktuell aus mehreren Richtungen drohen. Es gilt dabei auch die sogenannte Mitte der Gesellschaft und das gesellschaftliche Klima in den Blick zu nehmen, etwa weit verbreitete rassistische Ressentiments. Die enorme Radikalisierung im Zuge der Corona-Proteste in den vergangenen Jahren ist ein bedrohliches Beispiel. Auf der Straße und im Netz sind hier neue gefährliche Allianzen entstanden, die bereits zu Gewalt geführt haben.Info Martin Steinhagen, Lesung am 11. März ab 17 Uhr im Ulmer Stadthaus und Online.Das Buch des freien Journalisten „Rechter Terror, der Mord an Walter Lübcke und die Strategie der Gewalt“ ist im Rowohlt Verlag erschienen.ISBN: 978-3-499-00599-2