Frau Dittmar, Ihr Vortrag hat das Thema „Wohlstand neu denken“. Was bedeutet für Sie persönlich Wohlstand?Vivien Dittmar: Wohlstand ist die Summe all dessen, was das Leben reich und schön macht. Sind die materiellen Grundbedürfnisse erst einmal gedeckt, sind dies vor allem nicht-materielle Aspekte wie erfüllende Beziehungen, gelebte Talente oder ausreichend Muße.Wohlstand wird ja oft mit viel Geld gleichgesetzt und damit gern auch negativ abgestempelt – wie sehen Sie das?Ich halte das für einen großen Irrtum. Geld kann ein wunderbares Mittel sein, um Kooperation zwischen Menschen effektiv zu organisieren. Damit ist es an sich weder gut noch schlecht. Wohlstand hingegen ist etwas ganz anderes. Wenn wir also Geld mit Wohlstand gleichsetzen, führt das immer wieder dazu, dass die wirklich wichtigen Dinge im Leben zu kurz kommen.Warum ist ein „neu Denken“ notwendig?Unser einseitiges Wohlstandsverständnis hat in zweierlei Hinsicht fatale Auswirkungen: Erstens, es führt zu einer inneren Armut der Menschen, da ihre Beziehungen, ihre Talente und oft auch ihr Seelenleben in einem komplett ökonomisierten Leben verkümmern. Und zweitens, diese innere Armut hat zur Folge, dass wir auf einen nie endenden Strom an Konsum und Unterhaltung angewiesen sind, um den inneren Mangel in Schach zu halten. Diese Kompensation macht uns krank und zerstört den Planeten. Ein neues, ganzheitliches Wohlstandsverständnis weiß, dass ein wirklich gutes Leben für alle nicht im Widerspruch zu dem dringend notwendigen ökosozialen Wandel der reichen Industrienationen steht, sondern im Gegenteil dadurch erst ermöglicht würde.Info Vivian Dittmar am 12. März von 14 bis 16.30 Uhr bei den Ulmer Denkanstößen.