Weihnachten in Ehingen: Alle warten auf Mitternacht nach kroatischer Tradition
Sonderveröffentlichung

Weihnachts- und Neujahrsglückwünsche Weihnachten in Ehingen: Alle warten auf Mitternacht nach kroatischer Tradition

Zdenka Simurina macht sich immer frühzeitig Gedanken, wie sie ihre 16-köpfige Familie an Weihnachten bekocht. Das Festessen wird nach kroatischer Tradition festgelegt.

An Weihnachten gibt es volle Kochtöpfe bei Zdenka Simurina. Fotos: Christina Kirsch

27.12.2021

Der zweite Tisch ist nicht weit und kann schnell zum Esszimmertisch dazu gestellt werden. Zdenka Simurina ist es gewohnt, für eine große Familie zu kochen. Ein Teil davon wohnt im gleichen Haus, die anderen nur ein paar Straßen weiter. „Ich koche fast jeden Sonntag für 16 Personen“, sagt die Chefin einer Großfamilie, die ursprünglich aus Kroatien stammt und nun in der vierten Generation in Ehingen wohnt.

Eine Woche vor Weihnachten geht es los

„Bei uns ist es Tradition, dass die Großeltern an Feiertagen so lange für die jüngere Generation kochen, wie sie das noch bewältigen können“, sagt die 63-Jährige, die bereits eine Woche vor dem Heiligen Abend mit dem Planen und Vorbereiten beginnt. Der 24. Dezember bleibt gemäß der christlichen Tradition bei Simurinas fleischfrei. Mittags isst die Familie einen Karpfen, den Simuria in Alufolie im Backrohr brät. Am Nachmittag haben alle in der Regel noch etwas zu erledigen und dann trifft man sich um 20 Uhr zum Gottesdienst in der Kirche. Weihnachten ist in der Familie ein Fest des Glaubens, zu dem der Kirchgang ebenso selbstverständlich dazu gehört wie das opulente Essen.

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Acht Enkel im Alter von sechs Monaten und 21 Jahren

Nach dem Gottesdienst am Heiligen Abend treffen sich alle wieder und das Warten auf Mitternacht wird irgendwie mit Gesprächen und einem großen Brödle-Teller überbrückt. Die acht Enkel im Alter zwischen 21 Jahren und sechs Monaten sorgen dabei auf jeden Fall für reichlich Gesprächsstoff. Auf dem Teller mit dem Weihnachtsgebäck mischen sich schwäbische Spitzbuben und Nussecken mit kroatischen „Cvetici“. Das sind doppelte Plätzchen aus Mürbeteig, wobei ein Ausstecherle aus hellem Teig auf ein Gegenstück aus dunklem Teig mit Kakao gesetzt wird. Während die Familie zusammen sitzt, zieht bereits der Duft eines Spanferkels durch die Küche und das Wohnzimmer. Dabei läuft allen das sprichwörtliche Wasser im Mund zusammen. Gegen 23 Uhr werden Geschenke ausgepackt. Schlag Mitternacht kommen „Sarma“, Krautwickel mit Hackfleisch, und das Spanferkel auf den Tisch. 30 Krautwickel hat Simurina bereits am Morgen vorgekocht.

Am ersten Feiertag geht es weiter

Spätestens hier kommt auch Zdenkas Ehemann Boris Simurina ins Spiel, der nicht nur das Spanferkel besorgt, sondern auch den Sliwowitz. Als Beilagen hat Simurina Krautsalat, Kartoffelsalat und Nudelsalat vorbereitet. Und weil das gemeinsame Essen so schön ist, brät noch „Kobasica“, eine geräucherte Wurst, in der Pfanne. Der Festtagsschmaus geht am ersten Feiertag mittags mit einer kräftigen Suppe weiter. Die dazugehörigen Fadennudeln sind natürlich auch selber gemacht. Nach dem Gottesdienst kommt die Familie wieder zusammen und genießt eine große Pute. Als Spezialität, auf die schon alle warten, hat Simurina schon einige Tage vorher „Mlinci“ gebacken. Das ist ein Nudelteig, der auf dem Gitter im Backofen gebacken wird. Die trockenen Fladen reißt man in Stücke und übergießt sie mit heißem Salzwasser. „Dann werden sie mit dem ausgekochten Fett der Pute bestrichen und eingeweicht“, erklärt die versierte Köchin. Dazu gehören ein roter Krautsalat und Endiviensalat. „Wir essen für unseren familiären Zusammenhalt“, sagt die Ehingerin.

Die Traditionen werden weitergegeben und Simurinas Töchter wissen jetzt schon, was einmal auf sie zukommt. Und die acht Enkel ahnen es bereits. Aber vorläufig wird geschmaust, was die Oma gekocht hat. „Wir freuen uns ein ganzes Jahr darauf“, sagt eine der Töchter.

Christina Kirsch
   

Frohe Weihnachten

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Karl Hirschle vom Autohaus Hirschle

361 Euro planten Spanier für Weihnachtsausgaben pro Kopf im letzten Jahr ein. Damit wies das südeuropäische Land in der Stichprobe die höchsten geplanten Weihnachtsausgaben in Europa auf. In diesem Jahr wird eine deutliche Erhöhung der Ausgaben erwartet.

Quelle: Statista