Vielleicht ist es der Zauber der Kindheit, der immer noch im Märchen mitschwingt oder die Botschaft, die jedes gute Märchen enthält. Darauf legt Sandra Sonnentag besonderen Wert. „Die Botschaft eines Märchens ist ganz wichtig und sie muss einen auch persönlich sprechen, damit man sie den Zuhörern vermitteln kann“, ist sie überzeugt. Zum Märchenerzählen ist sie gekommen „wie die Jungfrau zum Kind.“ Eine damalige Kollegin und Freundin hat sie in die Märchenschule auf Schloss Henfenfeld mitgenommen. „Dort kann man das Märchenerzählen professionell lernen“, erklärt Sandra Sonnentag. Gelehrt werden dort an verschiedenen Erzählwochenenden thematische Märchen, aber auch das Spielen von Märchen, in denen der Erzähler selber in die Rolle der Märchenfiguren schlüpft, das Singen und Tanzen von Märchen bis hin zur Meditation mit Märchen.
Auf Märkten oder Wanderungen
War das Erzählen von Märchen vor einigen Jahren noch ein eher seltener Beruf, hat die Anzahl der professionellen Märchenerzählerinnen und -erzählern inzwischen zugenommen. „Heute gibt es ganz viele“, so Sonnentag. Genauso vielfältig wie die Welt der Märchen sind auch die Anlässe, bei denen Märchen erzählt werden. „Ich erzähle auf Märkten, aber auch bei Wanderungen und Geburtstagen, da gibt es keine Grenzen“, so Sandra Sonnentag. Normalerweise gibt es auch bei verschiedenen Veranstaltungen in der Adventszeit oder auf Weihnachtsmärkten eine Märchenstunde für die Kinder. „Weihnachten ist ja das Fest der Nächstenliebe. Gerade in dieser Zeit steht es im Mittelpunkt, sich zu beschenken, anderen eine Freude zu machen und für die Menschen da zu sein. Eine Botschaft, die auch die meisten Märchen haben“, erklärt Sandra Sonnentag. Zu diesen Märchen gehört auch das Märchen „Sterntaler“, das Sandra Sonnentag zu ihren liebsten Märchen zählt. „In vielen Märchen geben Menschen, die wenig haben, etwas an andere Bedürftige weiter und werden dann dafür belohnt. Das ist es, was meine Zuhörer und auch mich bei diesem Märchen immer wieder tief berührt.“ Kindern erzählt sie gerade im Winter auch sehr gerne das Märchen von Frau Holle, die für den Schnee sorgt, den sich alle Kinder zum Schneemann bauen und Schlittenfahren wünschen. „Gerade in früheren Zeiten, als es draußen früh dunkel wurde und die Frauen zusammensaßen und Handarbeiten machten, wurden viele Geschichten und Märchen erzählt“, erklärt Sandra Sonnentag. Auch deshalb passen Märchen perfekt in die Weihnachtszeit.
Birgit Rexer