Es muss der Winter 1988 gewesen sein. Einer unserer Kumpels hatte sich für einige Monate verabschiedet, um mit dem Rucksack durch Südostasien zu touren. Dem wollten wir einen geilen Abschied bereiten. Also haben wir zu Weihnachten den DJK Aalen zu einem Spiel eingeladen. Das waren damals in der Kreisliga unsere größten Rivalen, aber gleichzeitig auch unsere Kumpels – in dem Sinne, dass wir danach immer einen trinken gegangen sind. Dieses Spiel haben wir dann als Weihnachtsspiel deklariert. Eine Hobby-Band, die uns nichts gekostet hat, aber scharf auf einen öffentlichen Auftritt war, hat für Stimmung gesorgt. In der Kabine haben wir nach der Partie eine Jacky-Bar eingerichtet. Die meisten der etwa 200 Besucher haben es nicht mehr heim geschafft und wurden am nächsten Morgen auf Weichbodenmatten von entsetzten Faustballern geweckt.
Erste X-mas-Party im Hangar
Das komplette Bundeswehr-Kasernen-Gelände in Crailsheim wurde frei, nicht mehr vom Militär genutzt und fortan vom Bundesvermögensamt verwaltet. Ich hatte mir die unvernünftige Idee in den Kopf gesetzt, dort eine Party zu veranstalten. Alle haben mich damals für verrückt erklärt. Aber zwei Protagonisten konnte ich dafür begeistern, obwohl sie es auch für eine Schnapsidee hielten: Joachim Wieler und Uwe Keller. Also gingen wir in den Austausch mit dem Bundesvermögensamt, ob wir die Location benutzen dürfen. Für 500 D-Mark haben wir dieses riesige Areal angemietet. Kein Strom, kein Wasser und keine Heizung. Innerhalb von dreieinhalb Wochen haben wir die ganze Organisation aufgestellt. Wir mussten tonnenschwere Kabel verlegen, über hunderte Meter von schneebedeckten Feldern. Das halbe Lager von Leonhard Weiss wurde von uns ausgeräumt. Flutlichtmasten, Gabelstapler und alles, was wir eben gebraucht haben. Solche Dimensionen kannte man in Crailsheim nur vom Volksfest.
Für uns ergaben sich logischerweise massive logistische Probleme. Während unser Spiel mit 3000 Fans in der Großsporthalle noch lief, war der Hangar bereits mit ebenfalls 4000 Personen nahezu ausgelastet oder besser gesagt überlastet. Land unter trifft es gut. Im Schnellverfahren haben wir nach dem Spiel alle Mitglieder zum Hangar transportiert und in den Barbetrieb eingewiesen. Am Ende war es für mich eine der geilsten Veranstaltungen, welche die Merlins je durchgezogen haben.
Das Weihnachtsspiel und die X-mas-Party haben sich aus ihren kleinen Anfängen heraus von Jahr zu Jahr mehr zu einem weihnachtlichen Treffpunkt entwickelt. Ohne in den Kalender schauen zu müssen, wussten Jung und Alt, ehemalige Studenten und Heimkehrer, was die Stunde geschlagen hat. Es war die Homecoming-Party schlechthin, und der 23. Dezember als Feten-Termin bei jedem fest in Fleisch und Blut übergegangen.
Verpeilte Spezialisten
Natürlich gab es immer ein paar Leute, die es verpeilt hatten, sich rechtzeitig um ein Ticket zu bemühen. Wie es in einem damals ehrenamtlich geführten Klub halt so war, gab es für solche „Spezialisten“ besondere Aufgaben, die sie übernehmen konnten, um doch noch dabei sein zu können. Wir hatten einen hartnäckigen Fall. Der schaffte es über mehrere Jahre, keine Karten zu organisieren. Zum Schluss war es gar ein Ritual. Das Weihnachtskostüm und ein prall gefüllter Jutesack standen schon bereit, wenn unser Kamerad pünktlich einen Tag vor dem Weihnachtsspiel bei uns aufkreuzte.
Auch die Tanzschritte passten nach ein paar Jahren Erfahrung, und so rockte er die Auszeiten mit den Dance Girls vom Movin. Ein paar Jahr später erfuhr ich, dass er als Schauspieler nun seine Brötchen verdient.