Coronabedingte Spielpause
Bis Anfang Dezember stand der gebürtige Augsburger in jedem Pflichtspiel in der Startformation der Zauberer, zu Beginn des Monats wurde Stuckey jedoch von einer Corona-Erkrankung ausgebremst. Fortan verpasste er zwei Bundesliga- und zwei Europapokalspiele, beim Spiel am Samstag gab er sein Comeback auf dem Parkett. „Für mich war es noch schwierig. Ich steigere mein Pensum jetzt Tag für Tag und schaue, dass ich da keine Rückschläge erleide, bis ich wieder bei 100 Prozent bin. Bis heute schmecke und rieche ich auch nicht wirklich was. Das ist ein sehr seltsames Gefühl.“ Dennoch befindet sich Moe, so sein Spitzname, auf dem Weg der Besserung, beim heutigen Weihnachtsspiel gegen seinen ehemaligen Verein Bamberg möchte er wieder wichtige Minuten auf dem Parkett stehen und seinem Team zum nächsten Sieg verhelfen.
Lebenstraum Michael Jordan
Dabei trifft er auf seinen ersten Profiverein. 2009 wechselte er zu Brose Bamberg und sammelte bei den Oberfranken erste Bundesliga- Erfahrungen. „Das war ein großer Schritt damals. Ich bin mit 17 daheim ausgezogen. Davor habe ich nur zwei- oder dreimal in der Woche trainiert. Und dann hast du gegen erwachsene Männer gespielt. Die waren alle genauso schnell wie du – aber halt auch noch viel stärker und besser. Das war eine aufregende Zeit.“
Zuvor konnte Stuckey auf eine erfolgreiche Jugendzeit zurückblicken. Mit 16 Jahren nahm er am prestigeträchtigen „Jordan Classics Camp“ teil. Zum Abschluss gab es ein Spiel, und der gebürtige Augsburger wurde von der Basketball-Legende persönlich als wertvollster Spieler ausgezeichnet. „Warum ich genau gewonnen habe, weiß ich auch nicht. Ich glaube das Gesamtpaket hat zu dem Zeitpunkt gepasst. Meine Art zu verteidigen, den Ball zu verteilen und der Spaß, den ich immer beim Basketballspielen ausgestrahlt habe. Ich denke mal, das hat den Ausschlag gegeben.“ Als Preis gab es einen Pokal – überreicht von dem größten Basketballer aller Zeiten. „Das war super aufregend und unreal. Einmal Michael Jordan die Hand geben und kurz mit ihm reden. Dort ist ein Lebenstraum in Erfüllung gegangen.“ Seitdem steigerte sich Stuckeys Bekanntheit, der Weg für eine glorreiche Zukunft war geebnet. „Das war schon fast etwas unangenehm für mich, wie viel Aufmerksamkeit ich auf einmal bekommen habe. Zum Glück bin ich da nie abgehoben, meine Eltern haben mich da auch immer am Boden gehalten.“
Vertrag bis 2023
In einer jungen Crailsheimer Mannschaft ist Maurice Stuckey der erfahrenste Spieler – mit seinen 31 Jahren ist er jedoch im Ligavergleich bei Weitem nicht der älteste. Ludwigsburgs Tremmell Darden beispielweise feierte kürzlich seinen 40. Geburtstag, Rickey Paulding ist mit 39 noch Leistungsträger in Oldenburg. Vor der Saison verlängerte der Shooting Guard seinen Vertrag in Crailsheim um weitere zwei Jahre, bleibt den Merlins also mindestens bis 2023 erhalten. Maurice Stuckey hat im Herbst seiner Karriere seine sportliche Heimat in Hohenlohe gefunden. „Ich fühle mich hier super wohl. Es ist hier sehr familiär, die Leute sind auch sehr dankbar. Auch Würzburg und Augsburg, wo meine Familie lebt, ist nicht weit weg. Es passt einfach vieles“, so der Familienvater einer eineinhalb Jahre alten Tochter.
Auf und vor allem neben dem Court versteht er sich als „ruhigen Führungsspieler“. „Es gibt so Führungsspieler, denen sieht man das richtig an. Die sind dann lautstark und geben viele Zeichen. Ich bin da eher etwas ruhiger, nehme die Jungs vielleicht mal einzeln zur Seite und kommuniziere so mit ihnen. Und wenn sie mich nur zum Zuhören oder zum Dampfablassen brauchen, dann bin ich auch gerne für sie da. Ich glaube ich verkörpere auch, dass ich dafür nicht verschlossen bin und nur mein Ding machen will. Es ist einfach so, dass ich nun deutlich mehr kommuniziere als zu Beginn meiner Karriere. In die Rolle musste ich mich erst etwas reinfinden, aber das funktioniert ganz gut“, sagt Maurice Stuckey.
Vier schwere Gegner
Wie im Basketball üblich stehen die Weihnachtstage ganz im Sinne des Sports. Auf die Hakro Merlins Crailsheim warten in den kommenden Wochen richtungsweisende Spiele, angefangen mit dem heutigen Duell gegen Brose Bamberg. Vor Silvester empfängt man ebenfalls noch den FC Bayern München und ist bei den Niners Chemnitz zu Gast, ehe man zu Beginn des neuen Jahres auf die Telekom Baskets Bonn und den ehemaligen Merlins-Trainer Tuomas Iisalo trifft. Vier Gegner, die allesamt Potenzial für die Play-offs haben. Doch Stuckey schätzt auch die Qualität seines Teams sehr. „Die Mannschaft hat auf jeden Fall sauviel Potenzial. Da ist einiges möglich. Es hängt alles von uns ab. Wenn wir von Anfang an fokussiert in das Spiel gehen und aggressiv spielen, was immer unser Plan ist, dann gibt es in jedem Spiel eine Chance zu gewinnen.“ Christian Dudasch
"Das war super aufregend. Einmal Michael Jordan die Hand geben und kurz mit ihm reden."
Maurice Stuckey, Shooting Guard der Merlins