Das Herz des Fränkischen Volksfestes schlägt nicht nur draußen auf dem Vergnügungspark, sondern vor allem in den großen Festzelten auf dem Platz. Mit langer Tradition locken die Zelte zu zünftigen Mahlzeiten, leckerem Biergenuss und insbesondere mit ausgelassener Partystimmung.
Im Jahr Eins nach der Coronapause stehen sowohl im Festzelt der Familie Hahn, im Volksmund Engel-Zelt genannt, als auch im Papert-Zelt bekannte Größen auf der Bühne. Schlagerstar AnnaMaria Zimmermann singt im Engel-Zelt, während nebenan der Mallorca-Gassenfeger Julian Sommer auf der Bühne steht. Mit den Musictramps tritt - wieder im Engel-Zelt - eine Kult-Truppe nach langer Auszeit wieder auf und will die Stimmung zum Kochen bringen. Neben den beiden „großen" Zelten lockt auch der „Kleine Engel" mit erstklassiger Bierzelt-Atmosphäre.
Nicht nur die Musik, auch die Zelte selbst sind eine Attraktion: Unter dem 127,5 Meter langen und 30 Meter breiten Zeltdach des Engel-Zeltes finden 6500 Besucher einen Sitzplatz. Eine Kastanie, um die das Zelt seit Jahren „herumgebaut" wird, ist beinahe schon eine eigene Berühmtheit. Der Aufbau ist indes kein Pappenstiel: Die gewaltigen Pfosten, über denen sich das Zeltdach aufspannt, werden zum Beispiel von riesigen Metallnägeln gehalten, die in der Erde verankert werden. Jeder dieser Nägel ist über einen Meter lang und bringt viele Kilos auf die Waage.
Die Preise in den Zelten sind 2022 jedoch ein kleiner Wermutstropfen. Im Getränkehandel würde man für das Geld einen ganzen Kasten Bier bekommen, in den drei Festzelten auf dem Crailsheimer Volksfestplatz hingegen gibt's für 11,30 Euro „nur“ eine Maß Bier. Doch da werden Birnen mit Äpfeln verglichen, sind sich die beiden Festwirte Michael Hahn und Christian Papert einig. Im Preis für die Maß ist eben nicht nur der Liter Bier enthalten, sondern auch das, was man im Zelt geboten bekommt.
„Die Leute bekommen also was für ihr Geld", betont Festwirt Hahn. „Wir sind nicht billig", ergänzt er, aber die Preissteigerungen in allen Bereichen des alltäglichen Lebens machten eben auch den Festwirten zu schaffen. Es sei schon eine „riesige Herausforderung", die Kosten für ein Festzelt, das nur vier Tage steht, hereinzuholen, zumal bis zu 120 Leute gleichzeitig arbeiten würden - „und deren Löhne steigen auch". Sein Kollege Papert ergänzt, dass die Preissteigerung für die Maß Bier „am unteren Level angesiedelt ist". Er verweist auf die Preise in Stuttgart (Cannstatter Volksfest), wo zwischen 12,60 und 13,80 Euro für den Liter Bier bezahlt werden müssen, und auch in München (Oktoberfest) wird die 13-Euro-Grenze überschritten, liegen die Preise zwischen 12,80 und 13,70 Euro. Da seien die 11,30 Euro auf dem Fränkischen Volksfest doch noch preiswert, unterstreichen die beiden. Was nichts daran ändert, dass auch in Crailsheim eine erhebliche Preissteigerung stattfindet - beim letzten richtigen Volksfest 2019 hat die Maß Bier noch 9,80 Euro gekostet.
Wie populär die Zelte sind, zeigt ein Blick in die Platzreservierungen: Im Engel-Zelt ist das reservierbare Kontingent für Freitag und Samstag bereits ausgebucht. Dennoch haben auch Spontanbesucher in Crailsheim meist gute Karten, wenn sie nicht gerade zu den Stoßzeiten am Freitag- und Samstagabend ins Zelt wollen. mst