Corona hatte den Drei-Jahres-Turnus von Gewerbe, Landwirtschaft und Schulen zwar etwas Doch als durcheinandergebracht. feststand, dass es dieses Jahr wieder ein Volksfest geben würde, war auch klar: Die Gestaltung des Festumzugs würde diesmal wieder in den Händen der Crailsheimer Geschäftsleute liegen.
Als Slogan für die beiden Festzüge am Samstag und am Sonntag und damit auch für den Mottowagen der Stadt hatte das Volksfest-Gremium ,,Crailsheimer Gewerbe - Innovation im Kopf" festgelegt. Johannes Köhler, bis vor seiner Pensionierung vor kurzem Leiter des Crailsheimer Baubetriebshofs, hatte auch schon eine Idee, wie der Slogan im städtischen Mottowagen dargestellt werden könnte: mit einem Kopf, in dem es raucht und leuchtet. ,,Der Kopf soll zeigen: Die Unternehmer machen sich Gedanken, wie sie mit Innovationen und Neuentwicklungen weiterkommen", erklärt Benjamin Mihalik, Abteilungsleiter Hochbau beim Bauhof. Jetzt gab es nur noch ein Problem: Wer konnte die Idee umsetzen? Wer war in der Lage, dem städtischen Mottowagen Gestalt zu geben? Bei einer Sitzung des Volksfest-Gremiums hatte Mihalik die rettende Idee: ,,Kommt, wir holen den Massimo ins Boot."
,,Der Massimo" heißt mit vollem Namen Massimiliano D'Aurelio und ist als Baumkontrolleur beim Bauhof tätig. Der Wollmershäusener ist aber auch ein begabter Künstler, der Möbel, Öfen und Kunsthandwerk aus verschiedenen Materialien anfertigt. Mihalik wurde auf seine Fähigkeiten aufmerksam, weil D'Aurelio regelmäßig Maibäume für verschiedene Anlässe schnitzt. ,,Dem stellst du 'nen Baumstamm hin und er macht ein Kunstwerk daraus", sagt Mihalik bewundernd.
Wie immer, wenn seine künstlerische Ader gefragt wird, war Massimiliano D'Aurelio mit Herzblut dabei. Sofort machte er sich ans Werk und erstellte eigenhändig einen überlebensgroßen Kopf aus Styropor, den er auch selbst anmalte. Unterstützung bekam der Künstler von Schreinern, Malern und Elektrikern, die ebenfalls alle beim Bauhof tätig sind: Die Maler haben die Bande des Anhängers, auf dem der Kopf angebracht wurde, gelb angestrichen und den Slogan draufgeschrieben. Die Schreiner und Elektriker kümmerten sich um die Technik im Inneren.
Denn das ist eine Besonderheit des Kopfes: Auf Stirnhöhe ist ein transparentes Gehäuse eingelassen. Darin befinden sich kabellose LED-Strahler und eine Nebelmaschine, die über ein Stromaggregat betrieben wird. „Die Leute sehen, dass es im Kopf raucht und blinkt. Das zeigt: Er macht sich Gedanken", erklärt Mihalik.
Knapp drei Wochen arbeiteten bis zu fünf Handwerker immer wieder an dem Kunstwerk. Letzte Ausbesserungsarbeiten wurden noch kurz vor dem Volksfest gemacht. Nun ragt der Kopf mit dem Anhänger, auf dem er steht, stolze vier Meter in die Höhe und bringt mit der Technik in seinem Inneren rund 50 Kilogramm auf die Waage. Mit den stahlblauen Augen und dem obligatorischen Horaffen obendrauf ist er kaum zu übersehen. Der Künstler selbst ist sehr zufrieden über die gute Zusammenarbeit und das sehenswerte Ergebnis: ,,Mir hat es großen Spaß gemacht, mich an dem Projekt zu beteiligen. Ich habe meine Vorstellung in die Tat umgesetzt, auch wenn die Zeichnung meines Chefs etwas anders aussah", sagt Massimiliano D'Aurelio. ,,Zum Schluss haben wir uns das zusammen angeschaut und alle waren zufrieden, wie es geworden ist." Es macht ihm jedes Mal aufs Neue Freude, im Auftrag der Stadt künstlerisch tätig zu werden, berichtet er: „Es ist immer spannend, jedes Jahr mit dem Team vom Bauhof was Neues zu gestalten, sei es für den Maibaum, das Volksfest oder für sonstige Veranstaltungen, die die Stadt Crailsheim organisiert." Bei den Festzügen wird der Wagen übrigens von einem Traktor gezogen, den Bernd Glasbrenner, ein Feuerwehrkamerad von Benjamin Mihalik aus Onolzheim, zur Verfügung stellt. Und man kann sich schon vorstellen, wie viel Aufmerksamkeit der Wagen mit dem Kopf darauf erregen wird, wenn er als zehnter der insgesamt 48 beteiligten Wagen an der Menge vorbeizieht - während die Lampen hinter der Plexiglasscheibe hell aufblinken und sich der Nebel ausbreitet. Frank Lutz