Sonderveröffentlichung

HAKRO MERLINS CRAILSHEIM „Wir wollen unseren Beitrag leisten“

Basketball: „Stierkampfarena“ ist der schmückende Beiname für den Heimspielstandort Arena Hohenlohe der Hakro Merlins Crailsheim. Eine Zwischenlösung ohne Perspektive.

Die Crailsheimer Basketballer tragen ihre Bundesligaspiele in der 3000 Zuschauer fassenden Arena Hohenlohe in Ilshofen aus. Die BBL schreibt in ihren Statuten eine Hallenkapazität von 3000 Zuschauern vor, damit eine Lizenz für die erste Liga erteilt wird.  Foto: Die Lichtbuilder

31.01.2020

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Von Heribert Lohr

Die Hakro Merlins Crailsheim sind derzeit sportlich überraschend erfolgreich. Dauerhaft gewährleisten aber auch im Basketball nur entsprechend angepasste Strukturen Spitzensport auf höchstem Niveau. Ein Thema, das die Verantwortlichen seit Jahren beschäftigt, ist eine perspektivisch angelegte Spielstätte. Denn der Spielbetrieb an zwei Standorten (Hakro-Arena und Arena Hohenlohe) ist nicht nur teuer, sondern behindert auf Dauer auch eine nachhaltige Entwicklung. Die Anforderungen an einen möglichen Neubau durch die künftigen Vorgaben der BBL sind hoch. Ein Engagement will durchdacht sein. Geschäftsführer Martin Romig im Gespräch über ein wegweisendes Projekt.

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Herr Romig, die Merlins wünschen sich seit geraumer Zeit eine neue Spielstätte. Nun haben Sie in den zurückliegenden Wochen öffentlich den Eindruck erweckt, es wäre Bewegung in die Sache gekommen. Täuscht das oder ist das Ausdruck eines langgehegten Wunsches?   

Martin Romig: Natürlich ist das ein Wunsch, der schon länger im Raum steht. Mit der Stadt stehen wir im Austausch. Dass da ein etwas längerer Anlauf notwendig ist, sollte jedem klar sein. Die Öffentlichkeit suchen wir auch, um für Thema zu sensibilisieren.

Gehen wir ins Detail: Können Sie kurz umreißen, warum es aus Ihrer Sicht zwingend notwendig ist, eine andere und größere Spielstätte zu haben?

Wenn wir in fünf bis zehn Jahren noch in der Basketball-Bundesliga spielen wollen, ist eine neue Halle mit größerer Kapazität unabdingbar. Insbesondere die fehlende Infrastruktur – etwa fehlende Nutzungsräume und Cateringbereiche – schränkt uns erheblich ein. Hinzu kommen noch die geringe Verfügbarkeit von Sitzplätzen – derzeit 2100 – sowie die fehlenden Vermarktungsmöglichkeiten durch Hospitality-Angebote, die aus allen Nähten platzen. Unabhängig davon denkt die Liga auch über eine Erhöhung der Mindestkapazität – derzeit 3000 Zuschauerplätze – nach.

Eine neue Halle als Bundesligastandort direkt in Crailsheim zu haben, ist sicherlich reizvoll. Welche Vorteile hätte denn die Stadt davon?

Die Hakro Merlins Crailsheim sind das Aushängeschild der Stadt! In Zahlen ausgedrückt sorgen wir für eine mediale Ausstrahlungskraft des Städtenamens Crailsheim, die mit konservativen Mitteln – Plakat-, TV-Werbung oder ähnliches – einer mittleren siebenstelligen Summe gleichkommen würde. Und zwar jährlich. Allein die 17 Heimspiele generieren rund 50 000 Zuschauer. Eine neue Multifunktionsarena mit uns als Ankermieter könnte mit zusätzlichen kulturellen Veranstaltungen wie Konzerten oder Comedy sowie wirtschaftlichen Veranstaltungen wie Messen oder Jahresfeiern einen deutlichen Mehrwert für die Menschen in und um Crailsheim schaffen.

Was sagen Sie jemandem, der kritisch einwendet, dass bei einem jetzigen Zuschauerzuspruch von durchschnittlich 2700 Besuchern eine Halle mit einem Fassungsvermögen von 4000 Zuschauern etwas überdimensioniert erscheint?

Das Angebot sorgt für die entsprechende Nachfrage. Unsere Auslastung würde jetzt schon steigen, wenn wir statt 1000 Stehplätzen 1000 Sitzplätze zur Verfügung hätten. Sehen Sie nur nach Heidenheim. Der Fußball-Zweitligist hat noch vor 15 Jahren gefühlt auf einem Acker vor 500 Zuschauern gespielt. Stadt, Sponsoren und Bevölkerung haben sich dazu durchgerungen, ein Stadion für 15 000 Zuschauer zu bauen. Aktuell haben sie eine durchschnittliche Besucherzahl von 11 600 Zuschauern bei einer Auslastung von 77 Prozent.

Warum halten Sie eine Unterstützung durch die Stadt bei einem Hallenbau für normal?

Weil wir uns auch als Teil der Stadt betrachten. Wir sind hier gegründet worden, aus der Kreisliga bis in die Bundesliga aufgestiegen. Wir sind ein Stück des kulturellen und gesellschaftlichen Lebens dieser Stadt und der Region. Wir haben hier aus eigener Kraft eine weitere Trainingshalle angemietet, um im Nachwuchsbereich für die Zukunft gerüstet zu sein. Wir brauchen diesen Zusammenschluss und wollen mit der Unterstützung von 1500 Dauerkarteninhabern sowie der tollen Unterstützung durch lokale und regionale Unternehmen unseren Beitrag leisten.

Nehmen wir einmal an, der Bau einer neuen Spielstätte mit Unterstützung durch die Stadt gelänge. Wäre damit der Bedarf der Basketballer an Hallenkapazitäten insgesamt gedeckt? Also auch der Bedarf an Spiel- und Trainingsstätten für die Jugend-, Frauen- und die weiteren Herrenmannschaften?

Da müssten Sie mir sagen, wie der Neubau aussieht. Sprechen wir von einer Multifunktionsarena? Von einer Sporthalle mit Bundesligabetrieb und eventuell auch Schulnutzung? Aktuell kann ich nur sagen, dass die Hakro-Arena sowie die Anmietung der Trainingshalle Blue-Box den größten Engpass gemildert hat.

Eine Halle für Bundesligasport mit entsprechender Zuschauerkulisse zu bauen, ist wirtschaftlich nicht ohne Risiko. Wären die Merlins in der Lage, selbst einen angemessenen Anteil an den Kosten für einen Neubau zu tragen?

Aktuell tragen wir rund 400 000 Euro an Betriebskosten nur für den Bundesliga-Spielbetrieb. Durch eine moderne Arena würden sich diese Kosten für 17 Heimspiele deutlich verringern. Eine faire Beteiligung an den Kosten ist für uns Teil der Lösung.

Was macht Sie denn so sicher, dass die Publikumsnachfrage entsprechend weiter steigt? Eine Halle mit 4000 Plätzen regelmäßig zu füllen, ist ein anspruchsvolles Vorhaben?

Gegenfrage: Haben die Merlins jemals eine Hürde nicht genommen? Wir spielten in der Kreisliga vor 200 Zuschauern. 34 Jahre später spielen wir vor durchschnittlich 2700 Zuschauern. Das ist Realität. Soll es weitergehen, braucht es auch Visionen.

Im Vorrundenspiel werden Rekorde gebrochen

Basketball: Die Telekom Baskets Bonn haben in dieser Bundesliga-Saison nur drei von 16 Spielen gewonnen.

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Joshiko Saibou spielte in der Saison 2014/15 für die Crailsheim Merlins in der Bundesliga. Seit Sommer 2019 geht er für die Telekom Baskets Bonn auf Punktejagd.  Foto: Jörn Wolter

Crailsheim. An das Vorrundenspiel bei den Telekom Baskets Bonn denken die Hakro Merlins Crailsheim gerne zurück. Am dritten Spieltag der Saison 2019/2020 gewannen die Zauberer in der ehemaligen Bundeshauptstadt mit 114:82 und fügten den Bonnern die höchste Heimniederlage ihrer Bundesligageschichte zu. Gleichzeitig war es mit 32 Punkten Unterschied der höchste Erfolg der Crailsheimer Basketballer in der ersten Liga. Und nur zweimal erzielten die Merlins mehr Punkte in einem BBL-Spiel: In der vergangenen Saison beim 115:114-Sieg bei den Gießen 46ers und beim 115:105-Erfolg nach Verlängerung bei den Basketball-Löwen Braunschweig in dieser Spielzeit. Bester Korbjäger der Zauberer war Kapitän Sebastian Herrera, der 26 Punkte erzielte und sechs von acht Dreiern versenkte.

Von jenseits der Dreierlinie liefen die Merlins in diesem Spiel heiß: 21 von 41 Würfen fanden den Weg durch den Ring. Fast hätten sie sogar den Bundesligarekord gebrochen: Seit der Einführung der digitalen Datenbank 1998 traf nur der FC Bayern München noch zwei Distanzwürfe mehr, 2015 in Tübingen. Bonn war bis dahin auch schon das Team, das die zweitmeisten Dreier kassierte: Im Januar netzten die Gießen 46ers 20 Distanzwürfe im Telekom- Dome ein.

Kurioserweise gewannen die Bonner nur zwei Tage nach dieser blamablen Niederlage gegen Crailsheim das Pokal-Achtelfinale beim amtierenden deutschen Meister Bayern München mit 85:84. Im Viertelfinale scheiterte man dann aber an den EWE Baskets Oldenburg, die die Merlins zuvor aus dem Pokal geworfen hatten.

In der Bundesliga haben die Bonner, in deren Reihen mit Benjamin Lischka, Joshiko Saibou und Yorman Polas Bartolo gleich drei Ex-Spieler der Merlins zu finden sind, nach 16 Spielen bislang nur drei Siege auf dem Konto: gegen Frankfurt (77:76), gegen den MBC (103:85) und in Gießen (88:85). Als Tabellenvorletzter sind sie punktgleich mit den Hamburg Towers und liegen zwei Punkte vor dem Schlusslicht Mitteldeutscher BC, das erst zweimal gewonnen hat.

In der Champions-League läuft es für die Telekom Baskets dafür deutlich besser: Am Dienstag schafften die Bonner durch einen 83:72-Sieg gegen JDA Dijon, immerhin Tabellendritter der ersten französischen Liga, erstmals den Sprung ins Achtelfinale. In der zweiten Hälfte ließ Bonn nur 30 Punkte zu. Yorman Polas war mit 22 Zählern bester Werfer der Baskets in diesem Europapokalspiel.

16 Spiele stehen noch an

Die Hakro Merlins Crailsheim stehen in der Bundesliga nach zehn Siegen aus 16 Spielen auf Tabellenplatz 5 und damit momentan auf einem Play-off-Platz. Ginge es jetzt in die Play-offs, träfen die Merlins in einer Best-of-FiveSerie – wer zuerst drei Siege hat, zieht eine Runde weiter – auf den Viertplatzierten Oldenburg. Doch bis es so weit ist, sind noch 16 Spiele zu absolvieren. Ein Heimsieg gegen Bonn zum Start der Rückrunde wäre auf dem Weg dahin sehr hilfreich. Joachim Mayershofer

Info Hakro Merlins Crailsheim – Telekom Baskets Bonn, Samstag, 20.30 Uhr

Hier gibt es Karten für die Heimspiele

Karten für die Heimspiele der Hakro Merlins Crailsheim in der Arena Hohenlohe in Ilshofen gibt es in den Zeitungsshops in Crailsheim, Gaildorf und Schwäbisch Hall, bei TC Buckenmaier in Crailsheim sowie an der Abendkasse. Onlinebestellungen sind möglich unter www.hakro-merlins.com/tickets. jom