Sonderveröffentlichung

Ortsporträt Wolpertshausen Mehr Energie als benötigt produziert

Wissenswerte Zahlen und Fakten aus der Gemeinde Wolpertshausen und den Teilorten.

03.12.2019

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• Einwohner Von 1990 bis 2000 wuchs Wolpertshausens Bevölkerung von 1300 auf gut 1800 Menschen. Am 30. Juni 2019 lebten in dem Ort 2278 Leute auf einer Gesamtfläche von 2750 Hektar.

• Ortsteile Zu Wolpertshausen gehören die Teilorte Cröffelbach, Haßfelden, Hohenberg, Hopfach, Hörlebach, Reinsberg, Rudelsdorf und schließlich Unterscheffach.

• Energie Mehr Strom als die Gemeinde verbrauchen kann, stammt aus regenerativen Energiequellen wie Biogas, Wasserkraft, Windenergie und Fotovoltaik. Der Stromverbrauch liegt bei 12 077 Megawattstunden (MWh) und die Stromeinspeisung bei 13 212 MWh.

• Vereine Auf der Internetseite der Gemeinde gibt es unter „Vereine“ 22 Einträge – beginnend mit dem Kanoniercorps Hohenlohe und endend mit den „wolpis nullbishundert“.

• Hallen In Wolpertshausen sind drei Sport- und Festhallen zu finden: die Mehrzweckhalle, die Herolthalle und der Europasaal. In Letzterem finden viele Veranstaltungen statt.

Leben in und mit der Natur

Garten: In Hörlebach haben sich Ingrid und Gerhard Fischer einen idyllischen Lebensraum geschaffen. Beide setzen sich für Ökologie und Artenschutz ein.

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Ingrid Fischer an der Hecke. Im Geäst haben sich Moose und Flechten angesiedelt – Indikatoren für gute Luft.  Foto: Elisabeth Schweikert

Von Elisabeth Schweikert

Ein Stück abseits der Straße, mitten in einem zauberhaft angelegten Garten, steht in Hörlebach das Haus, in dem Ingrid und Gerhard Fischer leben. Idylle pur. Lediglich der Verkehrslärm stört. Als konstantes Grundrauschen ist es an diesem Nachmittag ständig präsent. „Wenn’s ganz ruhig ist, hat es einen Unfall auf der A 6 gegeben“, berichtet Ingrid Fischer.

Ingrid Fischer (59) stammt aus Hörlebach, ihr Mann Gerhard (62) aus Wolpertshausen. Die beiden sind in der ganzen Gemeinde als umtriebiges Paar bekannt, sind zupackend und engagiert, entgegenkommend und vielseitig interessiert. Man weiß: Wenn’s wo klemmt und tatkräftige Hilfe nötig ist – Fischers lassen einen nicht hängen. Es wundert nicht, dass Gerhard Fischer der stellvertretende Bürgermeister in Wolpertshausen ist und Ingrid Fischer sich als Vorsitzende des Landfrauenvereins engagiert. In solche Positionen wird nur gewählt, wer in der Lage ist, Menschen zu einer Gemeinschaft zu formen und mit fröhlichem Unternehmergeist die Gruppe anzuführen. Die Fischers bringen sich in vielen Vereinen im Ort und der Gesamtgemeinde ein. Sie sind Mitglied im Angelverein Hörlebach, bei Wolpi 0 bis 100, im Jugendclub Wolpertshausen, bei den Samstagskickern Orlach, beim Imkerverein Kirchberg-Ilshofen, bei den Landfrauen und beim Förderverein der Grundschule Wolpertshausen.

Ruhe und Gelassenheit

Natur ist den Fischers wichtig. Im Haus öffnen sich in den Zimmern bodentiefe Fenster zum Garten. Es wirkt, als säße man beinahe mitten in der Natur. „Wir haben Sitzmöglichkeiten rund ums Haus geschaffen“, erzählt die Landfrau, die als Erzieherin im Gemeindekindergarten arbeitet. Dank der zahlreichen Sitzplätze können die Fischers sonnige und schattige Plätze finden – je nach Bedarf. Die Natur ist wichtige Kraftquelle. „Wenn wir Zeit haben, setzen wir uns hin und beobachten, was hier alles an Getier und Schmetterlingen lebt.“

Beide Fischers stammen von einem Bauernhof, sind mit Tieren und der Arbeit mit dem Boden aufgewachsen. Selbstverständlich ist deshalb für sie, ihren Beitrag zum Erhalt der Artenvielfalt zu leisten. Als im März der Hobby-Gärtner und Naturfotograf Martin Herbst bei den Landfrauen darüber referierte, wie Hausgärten umgestaltet werden können, saßen beide Fischers im Publikum. Etliches hat das Paar umgesetzt, anderes ist in Planung.

An zwei Seiten um das Grundstück ist eine Hecke mit immergrünen und blühenden Sträuchern gepflanzt. Auf Abschnitten experimentieren Fischers mit der Anlage einer Benjeshecke (siehe Info links). Der Garten ist durchdacht gegliedert in Blumenanlagen, Gemüsebeete samt Gewächshaus. Trockenmauern sind aufgesetzt, es gibt ein Feuchtbiotop und Ecken, die der Natur überlassen sind.

Ein Steinhaufen liegt auf einem Rasenstück. Damit soll ein Trockenstandort angelegt werden, in der Art, wie sie Martin Herbst im Frühling bei den Landfrauen vorgestellt hat. Auf diese Weise sollen Insekten einen dauerhaften Lebensraum bekommen. Auch Ingrid Fischer hat beobachtet, dass es deutlich weniger Insekten gibt, als noch vor Jahrzehnten. „Sogar die Schnaken werden weniger.“ Und ihr Mann, Elektro-Ingenieur Gerhard Fischer, formuliert seine Ansicht über das Artensterben in einem Brief an die Imker so: „Die Insekten bilden das unterste Glied der Nahrungskette. Jeder kann sich ausrechnen, wer wohl der Nächste ist.“

„Vögel hat’s massig“, erzählt Ingrid Fischer, während sie durch den Garten geht. „Dort lebt der Igel“, zeigt sie auf Sträucher, „und im Sommer schwirren Leuchtkäfer. Unsere Enkel sind davon immer ganz fasziniert.“ Der dicke Kater Felix kommt, streift um die Beine. „Dort auf den Balken sitzen Turmfalken“, zeigt sie auf den Dachstuhl. „Erdkröten haben wir, solche Monster“, sagt sie und demonstriert mit beiden Händen, dass diese Tiere gut 20 Zentimeter groß sind. Die Kröten sitzen im Efeu und im Kräuterbeet. „Die machen mir nichts – aber Spinnen. Lieber 20 Schlangen als eine Spinne.“ Ihren zwei erwachsenen Töchtern geht es ebenso. Das wusste Sohn Sebastian zu nutzen, plaudert Ingrid Fischer aus. „Die haben alles gezahlt“, erzählt sie lachend, damit Buddy – so der Spitzname des Sohns – die Spinnen aus dem Zimmer befördert.

Bienenkästen schwimmen davon

Im Garten stehen fünf Bienenkästen. „Wir hatten schon 20“, erzählt Ingrid Fischer. Doch am 29. Mai 2016, als der Dauerregen in Braunsbach die Sturzflut auslöste, schwammen die Bienenkästen mit dem Hochwasser in Hörlebach davon. „Die Einzigen, die sich über das Hochwasser gefreut hatten, waren unsere Gänse. Die hatten noch nie einen so großen Swimmingpool.“ Die Fischers werden den Tag nicht vergessen. Nachmittags hatten sie sich noch über das Unwetter, das zu diesem Zeitpunkt über Schwäbisch Gmünd festsaß, unterhalten. Doch am Abend, als Ingrid Fischer was aus dem Keller holen musste, gluckerte es. Dann kam das Wasser. Aus dem Gulli und vom kleinen Hang nebenan. Ihr Sohn Sebastian, der gerade zu seinem Studienort fahren wollte, schaffte es gerade noch, sein Köfferchen und seinen Laptop aus der Kellerwohnung zu retten. Später stand das Wasser dort 1,60 Meter hoch.

Doch das ist vorbei und vergessen. Jetzt steht anderes auf der To-do-Liste der Fischers: Sie helfen ihren beiden Töchtern beim Bauen.

Benjeshecken schaffen Lebensraum für Wildtiere

Eine Benjes- oder Totholzhecke besteht aus locker aufgehäuften Ästen und Zweigen. Die Brüder Benjes haben sie Ende der 1980er-Jahre bekannt gemacht. Dabei werden Grünabfälle verwertet und durch im Boden eingebrachte Pfosten befestigt. Der dadurch entstehende Sichtschutz entwickelt nach kurzer Zeit ein Eigenleben. Die Hecke bietet zahlreichen Vogelarten einen geschützten Bereich. Igel, Siebenschläfer, Zauneidechsen, Erdkröten oder Wildbienen beziehen die Hecke gern und sorgen als Nützlinge für weniger Schädlinge im Garten.

Bei der Anlage ist darauf zu achten, dass kein Schnittgut von austreibenden, dominanten Sträuchern wie Brombeeren verwendet wird. Diese würden in Kürze alles überwuchern. sel