Sonderveröffentlichung

Ortsporträt Wolpertshausen Markt am früheren Armenhäuschen

Weihnachtsmarkt: Am Sonntag, 1. Dezember, bieten in Cröffelbach rund zehn Aussteller ihre selbst gemachten Waren feil.

Viele der Besucher stammen aus Cröffelbach und den umliegenden Gemeinden.   Foto: Archiv/Ufuk Arslan

02.12.2019

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Wolpertshausen. Die Vorbereitungen laufen schon lange, doch am morgigen Sonntag, 1. Dezember, wird’s endlich wahr: Zwischen 13 und 18 Uhr dürften wieder einige Hundert Besucher über den Cröffelbacher Weihnachtsmarkt schlendern. Beim Bummeln, Glühweintrinken, beim Essen im Dorfgemeinschaftshaus oder beim Stöbern auf dem Markt treffen sich die Besucher, die vielfach aus der Gemeinde sowie den umliegenden Dörfern kommen. Das berichtet Carola Ternes, die schräg gegenüber dem Dorfgemeinschaftshaus, dem früheren Armenhaus des Dorfes, wohnt.

Bei der ihr und ihren Eltern, Norbert und Helga Fleischmann, laufen viele Fäden zusammen. Sie alle bringen sich beim Weihnachtsmarkt ein. „Das hat sich so ergeben“, sagt Carola Ternes und lacht. Irgendwann habe ihr Vater, Norbert Fleischmann, angefangen, Holzarbeiten wie etwa „Vesperbrettle“ oder „Schaukelpferdle“ für den Markt zu machen. Der 72-jährige gelernte Schreiner schafft das Jahr über an den Produkten – so wie er Zeit und Lust hat. Gut angenommen werden auch die Liköre, die ihre Mutter, Helga Fleischmann herstellt. Süffige Getränke aus Äpfeln, Blutwurz, Bratapfel, oder Kirschen. „Damit habe ich vor 13 Jahren extra für den ersten Cröffelbacher Weihnachtsmarkt angefangen“, sagt die Seniorin. Die nächste Generation ist ebenfalls dabei: Die 20-jährige Tochter Tamara Ternes bietet selbst gemachte gebrannte Mandeln an und verkauft betonierte Kuchenformen, die als Deko-Artikel im Garten verwendet werden können. Weitere Aussteller sind der örtliche Winzer, die stellvertretende Bürgermeisterin Conny Füssel, die mit Gemeinderatsmitglied Jörg Kraft einen Imkerstand betreibt, und die Einwohnerin Milena Meins. „Sie bindet schöne Kränze“, erzählt Carola Ternes. sel

Wie ein Sechser im Lotto

Heimat: Dagmar Fix und Dr. Andreas Nickel leben seit fünf Jahren in Wolpertshausen. Der Zufall hat das Paar in die Gemeinde geführt.

Von Elisabeth Schweikert

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Andreas Nickel und Dagmar Fix genießen die Nähe zur Natur. Als Mitglieder des Imkervereins haben sie in ihrem Garten auch ein Bienenvolk stehen.  Foto: Ufuk Arslan

Sommer 2011: In der Gemeinde Wolpertshausen wird mit Beginn der Sommerferien die Cröffelbacher Steige gesperrt. Die Fahrbahn ist in schlechtem Zustand, da sie auch als Ausweichstrecke dient, wenn es auf der A 6 Unfälle gibt. Für rund 900 000 Euro soll die Landesstraße während der nächsten sechs Wochen saniert werden. Es werden schließlich rund zwölf Wochen Bauzeit und die Kosten erhöhen sich auf einen siebenstelligen Betrag. Denn der Untergrund ist klüftig. Es ist nicht möglich, die Stützmauern und Anker wie geplant zu setzen. Während der Ochsenwirt in Cröffelbach in diesen Wochen über dramatischen Umsatzeinbruch klagt, findet – gerade wegen dieser Umleitung – Dagmar Fix das Stückchen Erde, das ihre Heimat und die ihres Mannes Andreas Nickel werden soll.

Vom Bus aus entdeckt

Die damals 46-Jährige saß im Schnellbus Crailsheim-Schwäbisch Hall. Dieser fährt eine Umleitung über Hopfach. „Ich hab’ rausgeschaut. Es lag Nebel im Tal. Zwei Rehe standen auf der Wiese. Wundervolle Natur. Und als ich auf das Baugebiet am Rand von Wolpertshausen schaute, fragte ich mich: Wieso ist da noch so eine Lücke? Es gibt doch Bauzwang. Lange dürfen diese Flächen normalerweise nicht unbebaut bleiben.“

Seit einiger Zeit waren die Bankkauffrau, die täglich von Crailsheim zur Haller Bausparkasse pendelte, und Andreas Nickel, ein promovierter Physiker, der bei SAP in Walldorf arbeitet, zusammen. Nun hatten sie den Wunsch, gemeinsam ein Haus zu bauen. Doch wo? Nickels Votum Rhein-Neckar-Gebiet. Fast hatte er auch Dagmar Fix überzeugt, sie hielt dort bereits nach einem Job Ausschau. Aber nach dem Blick aus dem Busfenster stellten sich die Weichen neu. Dagmar Fix telefonierte mit dem Rathaus Wolpertshausen. Und siehe da: Der Bauplatz war gerade frei geworden.

Das Paar besichtigte ihn am Wochenende – und fühlte sich gleich heimisch. „Auf der Straße kamen uns Kinder entgegen und grüßten“, freut sich Fix noch heute. „In Crailsheim war alles so anonym.“ Und die Natur liegt in Wolpertshausen direkt vor der Haustüre. „Wir machen viel Sport, radeln und laufen regelmäßig.“ Die Entscheidung für den Bauplatz fiel schnell. Schon am darauffolgenden Montag sagten sie im Rathaus zu. „Wolpertshausen ist für uns ein Sechser im Lotto“, stellt Dagmar Fix fest. „Ich bin in Gröningen aufgewachsen und somit ein Landmensch. Schon als Kind träumte ich davon, einmal ein Grundstück mit einem großen Garten zu haben.“

Mehr Gestaltungsfreiraum

Auf die handfesten Argumente weist Andreas Nickel hin: „In Walldorf kostet ein Grundstück grob das Zehnfache. Und man bekommt nur einen kleinen Garten. Da hat man keinen Gestaltungsspielraum. Hier in Wolpertshausen ist der Bebauungsplan zudem viel großzügiger ausgelegt. Ein Haus ist die größte Investition im Leben. Da möchte ich mir nicht alles vorschreiben lassen.“ Seit gut fünf Jahren lebt das Paar nun in Wolpertshausen und ist in die Dorfgemeinschaft eingebunden. Sie sind Gründungsmitglied beim Verein „Wolpis 0 bis 100“. „Die Idee, sich gegenseitig zu unterstützen, finde ich gut“, erklärt Dagmar Fix. Zudem sind beide Mitglied im Imkerverein. In ihrem Garten haben sie derzeit ein Bienenvolk stehen. Außerdem engagiert sich Andreas Nickel ehrenamtlich an der Grundschule. Er lehrt die Viertklässler programmieren. Seinen Arbeitsplatz hat der 48-Jährige nach wie vor bei SAP in Walldorf. Das Unternehmen ermöglicht es ihm, auch von zu Hause aus zu arbeiten. So hat er beides: die Angebote und Möglichkeiten eines Industrieund Kulturzentrums und die Ruhe eines heimeligen Lebens auf dem Land.