Es besteht Personalmangel
Sonderveröffentlichung

Pädagogische Fachkräfte Es besteht Personalmangel

Bildung: Die Kapazitäten für die Ausbildung von Erziehern müssen stark ausgebaut werden.

Es ist dringend an der Zeit, mehr Erzieher auszubilden. Foto: dpa/Daniel Naupold

12.04.2022

Trotz eines deutlichen Personalausbaus in den Kitas wird es in Baden-Württemberg schwerfallen, ausreichend Erzieherinnen und Erzieher für die starke Nachfrage in der Kinderbetreuung einzustellen. Bis zum Jahr 2030 müssten die bestehenden Ausbildungskapazitäten fast verdoppelt werden, um den Bedarf kindgerecht zu erfüllen und Kitas auch weiter mit dem heutigen Personalschlüssel auszustatten.Das ist nicht zu schaffen, wie Analysen deutlich machen, die die Bertelsmann-Stiftung im vergangenen Spätsommer vorgelegt hat. Darin naturgemäß nicht berücksichtigt: Der erweiterte Bedarf durch die Flüchtlingskrise bedingt durch den russichen Angriffskrieg in der Ukraine.

Lücke schwer zu schließen

Dennoch: Laut dem 2021 veröffentlichen „Fachkräfte-Radar für Kita und Grundschule“ werden in Baden-Württemberg bis zum Jahr 2030 rund 36 000 Menschen in den Kita-Beruf eintreten. Das werde aber bei weitem nicht reichen, rechnet die Stiftung vor. Um in allen Kitas eine kindgerechte Personalausstattung nach wissenschaftlichen Empfehlungen sowie ausreichend Plätze zu sichern, werden mehr als 33 000 weitere Erzieherinnen und Erzieher benötigt, sind die Experten der Stiftung überzeugt. „Diese Lücke ist bis 2030 weder durch die Aufstockung der Ausbildungskapazitäten zu schließen, noch lassen sich bis dahin genügend Quereinsteiger gewinnen und pädagogisch qualifizieren“, heißt es in der Studie weiter.

Aber das ist nicht alles: Soll bis zum Ende dieses Jahrzehnts auch die Leitungsausstattung auf ein professionelles Niveau gehoben werden, erhöht sich die Zahl der fehlenden Fachkräfte sogar auf mehr als 41 000.

Sorgen bereiten den Experten unter anderem die nach wie vor ungleichen Voraussetzungen in Ost und West. So sei die Zahl der unter Dreijährigen in einer Kita oder Kindertagespflege im Südwesten zwischen 2011 und 2020 von 57 000 auf etwas mehr als 98 500 gestiegen. Dennoch geht aus dieser Altersgruppe nur etwa jedes dritte Kind (30 Prozent) in eine Kita. Diese „Teilhabequote“ ist in den ostdeutschen Bundesländern mit durchschnittlich 53 Prozent deutlich höher. Im Osten muss eine vollzeitbeschäftigte Fachkraft allerdings auch 5,5 Krippenkinder betreuen, in Baden-Württemberg kann sie sich 3 Jungen und Mädchen widmen.

Baden-Württemberg dürfe keine Zeit verlieren, so die Experten der Stiftung. Es müsse bereits jetzt mit dem Ausbau der Kita-Plätze und Ausbildungskapazitäten begonnen, zusätzliche Berufsschullehrer und -lehrerinnen müssten geworben werden. Im Personalschlüssel sehen die Experten die zentrale Stellschraube für Kita-Qualität. dpa