Wenn’s draußen stürmt und tobt
Sonderveröffentlichung

Der Fachmann hilft Wenn’s draußen stürmt und tobt

Jetzt im Herbst mehren sich die Unwetterwarnungen auf dem Handy. In den meisten Fällen gibt es keinen Grund zur Sorge. Aber wann wird es wirklich ernst?

Schon Windstärken um die 40 km/h reichen aus, um Gartenmöbel herumfliegen zu lassen. Foto: Christin Klose/dpa

14.10.2021

Grundsätzlich ist jeder Eigentümer verpflichtet, sein Eigentum zu sichern. Es soll keine Gefahr für einen selbst und andere werden. Das gebietet die Verkehrssicherungspflicht. Die Immobilie muss gepflegt und gewartet sein, damit nicht etwa lose Dachziegel oder morsche Äste herunterfallen und Passanten gefährden.

Schwachstellen im Blick

Sind aber extreme Wetterereignisse angesagt, gibt es an einem Haus und auf dem Grundstück akute „Baustellen“, welche man im Blick haben sollte. „Schon Windstärken um die 40 km/h reichen aus, um leichte Gartenmöbel oder Sonnensegel herumfliegen zu lassen“, sagt Prof. Norbert Gebbeken, Präsident der Bayerischen Ingenieurekammer-Bau. Ein Indiz ist der Regenschirm-Test: „Reicht die Windkraft aus, um ihn umspringen zu lassen, muss man damit rechnen, dass lose Gegenstände an Haus und Garten nicht mehr sicher sind.“ Markisen müssen dann eingefahren und die Gegenstände am besten eingesammelt und sicher im Haus oder Schuppen aufbewahrt werden. „Bei geöffneten oder gekippten Fenstern und Türen könnte der Wind sie zuschlagen und das Glas zerbrechen“, warnt Gebbeken weiter. Winddruck könne in den Räumen Schaden anrichten und Regenwasser ins Haus gelangen. Wichtig: die Rollläden vollständig herunterfahren oder aber ganz oben lassen. Teilweise geschlossene Läden sind gefährlich. „Der Wind dringt in die Lücke zwischen dem Rollladen und dem Fenster ein und drückt den Rollladen aus der Führung.“ „Oft wird unterschätzt, wie schnell sich das Wasser im Haus ausbreitet, wenn es erst einmal über Türschwellen und Kellerfenster eintritt“, sagt Andreas Braun vom Zentralverband Sanitär Heizung Klima.

Wasser kann Türen blockieren

Schon bei vergleichsweise geringen, aber stark lokal-konzentrierten Regenmengen oder moderatem Hochwasser kann das passieren. Wer dann noch schnell in den Heizungskeller will, begibt sich in Gefahr. „Schlägt die Tür zu, genügt schon ein Wasserstand von 20 bis 30 Zentimetern an der Außenseite und man bekommt sie von innen nicht mehr auf.“ Deshalb sollten Türen unbedingt gegen Zufallen gesichert werden, bevor bei Wassereinbruch ein Raum betreten wird. Eine gefährliche Kombination bilden Wasser und Strom. „Droht eine Überschwemmung im Haus, sollte man – wenn dies noch gefahrlos möglich ist – die Sicherung rausnehmen“, sagt Andreas Braun.

Das Dach sichern

Das Dach ist empfindlich gegen Wind. Deshalb sollte man besonders vor und während Unwetterlagen ein Auge darauf haben. „Starke Winde wirken in zwei Richtungen auf die Dachkonstruktion“, erklärt Norbert Gebbeken. Zum einen drückt der Winddruck die Dachpfanne auf die Dachstruktur. Damit geht in der Regel nicht viel kaputt. Anders ist das beim Windsog, der die Dachpfanne wegzieht. Ist sie nicht gut gesichert, fliegen Ziegel und andere Dachteile weg. Bei Stürmen schützen Sogklammern an jedem Dachziegel, sie sind bei neuen Dächern Standard. Bei alten Dächern können sie unkompliziert nachgerüstet werden.

Abläufe im Garten und Haus frei sein. „Das Wasser läuft immer zum tiefsten Ablaufpunkt. Ist der durch Bewuchs, Laub, Erde, Sand oder sogar durch Tierkadaver verstopft, kann es nicht abfließen“, so Braun. Auch die Pumpe, die das Wasser über die Rückstauebene transportiert, darf nicht zugesetzt sein. „Hier sammelt sich im Laufe der Zeit öliger Schlamm, der aus Tensiden, Haaren und Schmutzresten besteht.“ dpa