Wer zum ersten Mal eine Bewerbung schreiben muss, kann sich schnell erschlagen fühlen: Im Internet findet man tausende Format- und Gestaltungsvorlagen. Doch welche davon eignet sich für die eigene Bewerbung? Und benötigt man überhaupt einen farblich gestalteten Lebenslauf oder reicht ein schlichtes, weißes Design? Wir haben fünf Unternehmen befragt, wie eine moderne Bewerbung ihrer Meinung nach aussehen sollte und ob ein Anschreiben heutzutage noch von Nöten ist.
Alexander Wilhelm, Geschäftsführer Wilhelm Kreativgarten in Rosengarten: Eine moderne Bewerbung kann heutzutage gerne online verschickt werden. Wichtig dabei ist, dass alle wichtigen Auskünfte wie Anschreiben, Lebenslauf, alle notwendigen Zeugnisse und eventuell ausgeführten Praktika sauber gegliedert als Anhang beigefügt werden. Auch auf den E-Mail-Text sollte man großen Wert legen. Wichtig ist hier eine persönliche Ansprache. Auch sollte man herauslesen können, dass sich der Bewerber schon mit der Firma befasst hat. Im Beruf Landschaftsgärtner muss man eine gewisse Kreativität mitbringen. Diese sollte auch in der Gestaltung der Bewerbung ersichtlich sein. Allerdings sollte die Gliederung der Bewerbung nicht darunter leiden. Ein ansprechendes Bild gut in Szene gesetzt und abgehobene Überschriften lassen den Bewerber immer in einem besseren Licht erscheinen. Und auch auf ein persönliches Anschreiben legen wir viel wert. Dadurch hat man die Möglichkeit, direktes Interesse an der Firma zu zeigen. Mit ein wenig Recherche kann man viel über den Beruf und die Firma erfahren. Wenn das Unternehmen im Anschreiben spürt, dass sich der Bewerber im Vorfeld informiert hat, ist der erste Eindruck schon einmal positiv. In das Anschreiben gehört auch unbedingt eine Begründung, warum der Beruf der richtige für einen wäre.
Robin Grüning, Anprechpartner für Ausbildungsfragen bei Leonhard Weiss in Satteldorf: Eine moderne Bewerbung enthält für uns ein Anschreiben, Lebenslauf und Zeugnisse beziehungsweise Praktikabescheinigungen. Ein Bild des Bewerbers ist kein muss, rundet aber die Bewerbung ab. Ob die Bewerbung ansprechend gestaltet sein soll, kommt ganz auf den Beruf an, auf den sich die Person bewirbt. Im gewerblichen und technischen Bereich wird darauf nicht zu sehr Wert gelegt, im kaufmännischen Bereich kann das schon entscheidender sein. Das Anschreiben spielt indes für uns noch eine wichtige Rolle. Die Schüler haben noch keine beziehungsweise wenig Berufserfahrung. Im Anschreiben können sie uns mitteilen, warum sie den Beruf lernen wollen und was sie dazu bewegt hat. Das Anschreiben eignet sich sehr gut als Kurzvorstellung.
Stephan Stenzel, Freiwilligendienstbeauftragter Deutsches Rotes Kreuz Kreisverband Schwäbisch Hall-Crailsheim: Meiner Meinung nach muss eine Bewerbung heutzutage digital abgeben werden, entweder per Mail oder über unser Bewerbungsportal. Sie muss gut strukturiert, vollständig und vor allem aussagekräftig. Wie sie gestaltet sein soll, hängt natürlich von der angestrebten Stelle ab. In jedem Fall sollte die Gestaltung Interesse am Job erkennen lassen. Das Anschreiben hat auch heute noch einen hohen Stellenwert, denn aus ihm wird die Motivation des Bewerbers ersichtlich. Der Lebenslauf bildet reine Fakten ab, das Anschreiben schmückt diese aus und bietet eine Plattform für Erklärungen.
Maren Gluns und Laura Albrecht, Ausbildungsleiterinnen Bechtle AG in Neckarsulm: Eine Bewerbung sollte unser Interesse wecken und uns aufzeigen, wo die Stärken des Bewerbers liegen und was ihm Spaß macht. Wir möchten erfahren, warum gerade er oder sie der richtige Mitarbeiter oder Mitarbeiterin für uns ist und welchen Mehrwert wir durch die Person erhalten. Nicht nur der Inhalt, sondern auch die Gestaltung der Bewerbungsunterlagen sind uns wichtig und geben uns Einblicke in die Persönlichkeit sowie in die Arbeitsweise und Qualifikationen. Die ansprechende Gestaltung der Bewerbungsunterlagen drückt außerdem die Motivation des Bewerbenden aus. Und auch das Anschreiben hat noch einen hohen Stellenwert: Wenn es individuell geschrieben ist, hat der Bewerber die Chance, sich selbst und seine Erfahrungen, persönlichen Fähigkeiten und fachlichen Kompetenzen aufzuzeigen. Das Anschreiben gibt uns Impulse über die Motivation. Durch ein Anschreiben hat man die Chance, auf einzelne Aspekte seines Lebenslaufs genauer einzugehen und diese hervorzuheben.
Katharina Krafft, Ausbildungsleitung Recanorm in Kupferzell: Je nach Typ sind die heutigen Bewerbungen bereits modern gestaltet, in dem man „einfach“ Vorlagen zum Beispiel aus Word verwendet und sich eher kreativ vorstellt. Tatsächlich hängt dies jedoch stark auch von der Stelle ab, ob man beispielsweise affin mit dem PC umgehen kann. Für jemanden, der sich im Bereich Marketing bewirbt, setze ich eine etwas ausgefallenere Bewerbung voraus. Im besten Fall hat man alle Unterlagen in ein PDF gepackt und hat damit seine vollständige „Bewerbungsmappe“. Eine ansprechende Gestaltung kann sehr vielfältig ausfallen. Man sieht auf jeden Fall, ob sich jemand Mühe gegeben hat und auch Persönlichkeit in die Unterlagen hat einfließen lassen. Ein kurzer Zweizeiler, dazu ein unvollständiger Lebenslauf – das lässt uns Personaler keine wirkliche Möglichkeit, die Person anhand der Unterlagen kennenzulernen. Hierzu gehört auch die korrekten Unternehmensdaten. In eigentlich allen Bereichen unseres Unternehmens erwarten wir eine sorgfältige und zuverlässige Arbeitsweise. Bewirbt sich jemand mit dem Anschreiben Firma Bauer bei Firma Müller kann das ein Versehen sein, oder aber spiegelt die Arbeitsweise wider. Ein Anschreiben setzen wir indes nicht mehr zwingend voraus. Theoretisch kann man sich nur mit Lebenslauf bewerben. Liegt mir jedoch ein Anschreiben vor, das auch persönlich verfasst ist und nicht irgendwo nur rauskopiert wurde, kann man sehr viel rauslesen: Warum hat sich derjenige für diese Stelle in unserem Unternehmen beworben? Das Anschreiben sollte kurz und prägnant auf dem Punkt bringen, wer man ist, was man mitbringt und warum man der oder die Richtige für die Stelle ist. Lange mehrseitige Romane sind nicht erforderlich und zielführend. Eileen Scheiner