Sonderveröffentlichung

Die dritte Dimension im Bild Das Sehen wird zum Thema bei „Die dritte Dimension im Bild“

Kuratorin Dr. Sonja Klee und Restaurator Christoph Bueble geben im Interview Einblicke in die Entstehung, die Besonderheiten und die Herausforderungen der neuen Ausstellung.

Sonja Klee und Restaurator Christoph Bueble beim Aufbau der neuen Ausstellung. Foto: Würth/Ufuk Arslan

03.06.2024

Es ist nicht so leicht: sehen und verstehen. Mit den faszinierenden Hologrammen und weiteren optischen Täuschungen versprechen die Ausstellungsmacher in der Kunsthalle Würth ein besonderes Seherlebnis: Die Betrachtenden sehen Bilder, die sich in der nächsten Sekunde verändern und die mehr als nur eine Ausdeutung zulassen. Ausstellungskuratorin Dr. Sonja Klee und Restaurator Christoph Bueble geben im Interview Einblicke in die Entstehung der Schau „Die dritte Dimension im Bild“.

Erinnern Sie sich, wann Ihnen zum ersten Mal ein Hologramm begegnet ist?

Sonja Klee: Sicher in der ein oder anderen angewandten Form, wenn man an Ausweisdokumente denkt, die ja über Hologrammbilder fälschungssicher hergestellt werden. Die künstlerische Holografie habe ich in der Tat im Zuge der Ausstellungsvorbereitung zu „Die dritte Dimension im Bild“ als ein spannendes, vielseitiges Thema entdeckt. Faszinierend nicht nur hinsichtlich ihrer Rolle in der Kunst, sondern auch, weil in der Holografie ein Teil unserer modernen Technologiegeschichte mit so unterhaltsamen Begleitthemen wie Science Fiction steckt.

Spielt die Holografie in der Arbeit von Restauratoren eigentlich eine Rolle?

Christoph Bueble: Die Restaurierung von holografischen Werken ist ein Spezialgebiet in der Restaurierung, die ähnlich jener der Fotorestaurierung ist. In diesem Fall haben wir eine externe Fachrestauratorin hinzugezogen. Bei den Vorbereitungen zur Ausstellung wurden die Hologramme gereinigt und teilweise neu eingerahmt. Zudem wurde eine zeitgemäße Präsentation vorbereitet.

In welche Aspekte ist die Schau gegliedert?

Klee: Das Sehen selbst wird zum Thema in dieser Ausstellung, die erstmals mit Werken der Sammlung Würth Holografie und Kunst in eine Gegenüberstellung bringt. Die Exponate thematisieren und aktivieren unsere Wahrnehmung: zum einen die Hologramme, zum anderen vor allem die kinetische Kunst und die sogenannte Op-Art, die in reduzierter Formensprache außerbildliche Phänomene wie Licht, Bewegung und Raum einbezieht und auf Interaktion mit ihrem Publikum abzielt.

Welche Künstler haben die Kunst mit Hologrammen bislang besonders geprägt?

Klee: Besonders Künstlerinnen haben die künstlerische Holografie seit ihren Anfängen in den Endsechzigern geprägt. Dazu zählen Margaret Benyon, Brigitte Burgmer, Doris Vila, Melissa Crenshaw & Sydney Dinsmore, Nancy Gorglione und Edwina Orr, alle repräsentiert in der Ausstellung. Wichtig sind außerdem Persönlichkeiten wie der Physiker Stephen A. Benton, der die Holografie als Schnittstelle von Kunst, Wissenschaft und Technologie bezeichnete und einer der führenden Pioniere der Holografie war. Das Reizvolle an der Holografie war immer, dass sie einerseits im experimentell-technischen Bereich verortet war, andererseits im Künstlerischen und dass in ihrer Hochzeit in den 1970er-/ 1980er-Jahren viele kooperative Projekte stattfanden.

Wo liegen die besonderen Anforderungen und Herausforderungen bei der Präsentation dieser Art „bewegter Kunst“?

Bueble: Sicherlich bei der Ausleuchtung. Für die holografische Aufnahme werden, vereinfacht gesagt, die Lichtwellen auf einem lichtempfindlichen Film aufgezeichnet, die von einem Gegenstand reflektiert werden. Das sogenannte Hologramm hat äußerlich keine Ähnlichkeit mit dem aufgenommenen Objekt, aber es enthält – in einer Art optischem Code – alle Informationen über dieses Objekt. Um nun das Hologrammbild wieder sichtbar zu machen, muss die holografische Platte im Idealfall genau im gleichen Winkel wie bei der Aufnahme beleuchtet werden. Nur dann tritt das Bild räumlich wieder hervor. Bei den historischen Hologrammen, die die Ausstellung präsentiert, liegen keine Informationen über die Aufnahmebedingungen vor. Das heißt, bei der Installation muss viel ausgetestet werden. Dazu kommt, dass die unterschiedlichen Hologramm-Arten ganz verschiedene Formen der Hängung und Präsentation erfordern: gerade beziehungsweise abgeschrägt an der Wand, freistehend oder abgehängt im Raum; das Licht muss entweder frontal, diagonal oder von hinten gesetzt werden.

Können Sie Arbeiten nennen, die es beim Aufbau ganz besonders in sich haben?

Klee: Knifflig für sich sind die dreidimensionalen, bewegten Bilder des britischen Künstlers Patrick Hughes, der wirklich ein Meister der Illusion ist. Auch sie brauchen die richtige Beleuchtung und der Betrachtende den richtigen Anlaufwinkel, damit der Effekt funktioniert.

Bueble: Bei den Hologrammen sind es vor allem die sogenannten Transmissionshologramme, das heißt die durchscheinenden Hologramme, die eine Herausforderung darstellen. Das Hologramm wird von der anderen Seite in Transmission betrachtet, das heißt, die Betrachtenden beobachten das virtuelle Bild durch das Hologramm. blo