Elektriker Rainer Schüttler auf der Muswiese: So unauffällig wie unverzichtbar
Sonderveröffentlichung

MUSWIESE 2022 Elektriker Rainer Schüttler auf der Muswiese: So unauffällig wie unverzichtbar

Wenn man ihn nicht bemerkt, hat er seine Sache wieder einmal gut gemacht: Elektriker Rainer Schüttler sorgt seit mehr als 20 Jahren dafür, dass die Muswiese "Saft" hat.

Auch das Riesenrad braucht Strom. Rainer Schüttler und sein Sohn Daniel sorgen dafür, dass er fließt. FOTO: SEBASTIAN UNBEHAUEN

08.10.2022

Das Blinken des Vergnügungsparks, das Drehen des Riesenrads, die kühlen und die wärmenden Getränke, das Licht auf dem nächtlichen Weg zum Muswiesenbus - das alles und noch viel mehr wäre undenkbar ohne Strom. Und in diesem konkreten Fall: ohne Rainer Schüttler. Der 55-Jährige aus Speckheim ist seit dem Jahr 2000 für die Energieversorgung auf dem Jahrmarkt zuständig.

Die Corona-Pandemie hat verhindert, dass sein 20. Jubiläum standesgemäß begangen werden konnte. Aber eine Würdigung hat dieser unverzichtbare Mann im Hintergrund natürlich auch noch zwei Jahre später unbedingt verdient.

Die Muswiese beginnt für Schüttler und sein Team gleich nach dem Sommerurlaub. Denn auf dem Freigelände sind 25 feststehende Stromverteiler aufgestellt, entlang der Marktstraßen noch einmal fast genauso viele. Seit Schüttler sein Amt angetreten hat, ist die Infrastruktur stark ausgebaut worden. Unterm Jahr werden die Verteiler in Musdorf freilich nicht benötigt. Also muss der Elektriker Wochen vor dem Fest nachschauen, ob sie alle noch funktionstüchtig und sicher sind. Alle Steckverbindungen müssen überprüft werden. „Mal ist ein Wespennest im Verteiler, mal hat eine Maus eine neue Heimat gefunden", sagt Schüttler und lacht.

In der Ausstellung verlegt er später weitere 500 Meter Kabel, entlang der Marktstraße werden zusätzliche flexible Verteilerkästen aufgestellt und Kabel verlegt. Und auch im Gewerbezelt (acht Verteiler, 1500 Meter Kabel) sorgt Schüttler dafür, dass sich die Betriebe im besten Licht präsentieren können. ,,Insgesamt wird Energie aus vier Trafostationen abgegriffen, zwei davon werden t extra für die Muswiese eingeschaltet. Und jede dieser Stationen liefert 3000 Ampere", erklärt Schüttler. Für die Bauernwirtschaften ist er indes nicht zuständig: „Die werden von der ODR mit zwei weiteren Trafostationen versorgt."

Und wie viel Strom fließt auf der Muswiese insgesamt durch all die Kabel? Schüttler weiß es nicht, die Abrechnungen gehen nicht über ihn. Er kann nur schätzen: ,,Vielleicht kommt der Jahresverbrauch von etwa 150 Haushalten zusammen? Aber das ist eine absolute Bauchnummer." Der Verbrauch sei zuletzt jedenfalls ziemlich konstant geblieben. Und die Einsparmöglichkeiten haben aus seiner Sicht Grenzen. Klar sei etwa im Vergnügungspark viel Geblinke auf LED-Technik umgestellt worden. Aber wo ein Rad sich dreht und eine Karussellgondel herumgeschleudert wird, da muss halt irgendwo der Impuls herkommen. Schüttler formuliert es so: „Abrupte Bewegung erfordert einfach Energie."

In den Tagen vor dem Fest, wenn all die Schausteller, Händler und Firmen in Musdorf ankommen, herrscht absoluter Hochbetrieb. Dann wird hier ein Anschluss gebraucht und fehlt dort eine Steckdose. Jede Muswiese birgt neue Herausforderungen, aber das macht es für Schüttler auch aus: „Es macht mir Spaß, Lösungen zu finden."

Froh ist er über die aus seiner Sicht hervorragende Zusammenarbeit mit der Gemeinde und dem Marktmeister. Die Händler würden vom Rathaus schon bei der Anmeldung gefragt, welche Anschlüsse sie bräuchten - so könne alles zielgenau vorbereitet werden. „Alles, was niemand wahrnimmt, solange es funktioniert, muss besprochen und organisiert werden", betont Schüttler und fasst seine Mission so zusammen: „Mein Ziel ist eine sichere Stromversorgung ohne große Ausfälle, und dass es keine Gefahr für die Leute gibt." Dafür ist er während der Muswiese von frühmorgens bis spätabends unterwegs. Er schläft im Wohnwagen. Wenn irgendwo der Strom fehlt, geht er dem Problem schnell auf den Grund. Meistens sind es kleine Dinge wie eine nasse Kaffeemaschine, die für einen Blackout in der näheren Umgebung sorgen. Und kaum ist der eine Fall gelöst, kommt vielleicht schon ein Anruf vom anderen Ende Musdorfs. ,,Ich habe meine Schleichwege, damit ich schnell hinkomme", verrät Schüttler. Seine Söhne Daniel (29) und Simon (26) sind beide ebenfalls Elektromeister und nehmen sich eigens für die Muswiese Urlaub, um ihren Vater zu unterstützen. So schaffen es die Schüttlers, dass jeder zwischendurch mal ein paar unbeschwerte Stunden auf dem Fest verbringen kann. Auch ein Elektriker braucht schließlich ab und zu einen Spannungsabfall. Sebastian Unbehauen