Hohenloher Verkaufsautomaten auf der Muswiese 2022: Tag und Nacht geöffnet
Sonderveröffentlichung

MUSWIESE 2022 Hohenloher Verkaufsautomaten auf der Muswiese 2022: Tag und Nacht geöffnet

Diese Idee liegt derzeit voll im Trend: Eine Firma aus Schrozberg-Kleinbärenweiler stellt auf dem Freigelände der Muswiese ihre Verkaufsautomaten vor.

Kunden in Baden-Württemberg und Bayern beliefert Daniel Schürrle von Kleinbärenweiler aus mit Verkaufsautomaten. FOTO: HARALD ZIGAN

08.10.2022

Zwei Jungunternehmer setzen auf die Formel "24/7": Daniel Schürrle aus Kleinbärenweiler und sein Partner Alexander Hofmann gründeten im Vorjahr eine Firma für Verkaufsautomaten, die an sieben Tagen in der Woche rund um die Uhr geöffnet sind.

Auf dem Freigelände (Stand Nr. 24) stellt das Unternehmen namens „Hohenloher Verkaufsautomaten" heuer erstmals die schier unerschöpflichen Möglichkeiten dieser Maschinen vor, die nicht nur für landwirtschaftliche Direktvermarkter interessant sind.

Schürrle und Hofmann lernten sich bei ihrem Bachelor-Studium der Betriebswirtschaftslehre an der Dualen Hochschule in Bad Mergentheim kennen. Beide wollten den Sprung in die Selbstständigkeit wagen. Die zündende Idee kam Schürrle bei einem Auslandssemester in den USA, wo Verkaufsautomaten an allen Ecken und Enden stehen - während hierzulande viele Marktlücken zu finden sind.

Auf der Suche nach Herstellern wurde das Duo bei drei europäischen Unternehmen fündig. Nach und nach verwandelte sich der frühere Stall eines Aussiedlerhofes in Kleinbärenweiler in ein geräumiges Lager mitsamt Werkstatt. Allein mit dem Vertrieb der Automaten ist es aber nicht getan: „Wir legen sehr großen Wert auf die Beratung der Kunden, unser Service endet nicht mit der Lieferung der Maschinen", sagt Schürrle. Sein Credo: „Ich halte absolut nichts davon, einem Kunden einen Automaten aufzuschwatzen, der ihm nichts bringt."

Die Firma betreibt selbst im Radius von 30 Kilometern mit mehreren Geräten eine eigene Linie namens „Schmackofatz", die Getränke, Snacks und E-Zigaretten offerieren.

Die Automaten aus Kleinbärenweiler kommen nicht von der Stange, sondern werden bis hin zur grafischen Gestaltung individuell auf die Bedürfnisse der Kundschaft zugeschnitten, die derzeit vor allem aus Metzgereien und Direktvermarktern besteht. Mit Büchsenwurst, Steaks und Eiern sind die Möglichkeiten aber noch lange nicht erschöpft. Es gibt fast nichts, was nicht über diesen Weg im Innen- oder im Außenbereich verkauft werden kann - vom Grablicht auf Friedhöfen bis hin zu Tennisbällen oder Fahrradschläuchen.

Sogar Tiefkühlkost ist kein Problem für die Automaten. Und auch Bierkästen sind nicht zu sperrig: Wer dringend Nachschub für die Party braucht, muss zuvor allerdings eine Altersprüfung per Personalausweis oder EU-Führerschein an einem speziellen Modul absolvieren.

Das Sesam-öffne-Dich für die Automaten können je nach Kundenwunsch Münzen, Geldscheine, Karten oder auch das Smartphone sein. Ausgeklügelte Telemetrie-Technik überwacht nicht nur den Warenbestand, sondern meldet sich auch, wenn zum Beispiel die Temperatur absinkt. Sogar einen Umsatzbericht für das Finanzamt kann die Maschine erstellen.

Automaten, die mutterseelenallein ihre Dienste verrichten, können natürlich auch kriminelle Energien wecken. Alarmanlagen und Videoüberwachung sind da wirksame Gegenmittel. Ohnehin sind die Automaten für den Außenbereich mit speziellen Scheiben und solider Verschlusstechnik gegen Vandalismus gesichert.

Schon im antiken Griechenland gab es Verkaufsautomaten für Weihwasser. Und anno 1615 hingen Pfeifentabakspender in englischen Wirtshäusern. Ihren internationalen Siegeszug traten die Maschinen erst im 19. Jahrhundert an. Überaus populär waren in Deutschland. die Verkaufsautomaten des Schokolade-Fabrikanten Ludwig Stollwerck, die ab 1887 vor allem in den Großstädten den Heißhunger auf Naschwerk stillen konnten - sehr zum Ärger der Kirchen übrigens, die in dem Angebot eine permanente Verführung zum Beispiel in der Fastenzeit und eine generelle Gefährdung der Volksgesundheit sahen. Harald Zigan