Grün und die Finanzwelt - passt niemals zusammen. Ein Irrtum, wie Ecofinanzberaterin Jennifer Brockerhoff in ihrem Buch „Grüne Finanzen“ klar macht. „Geldanlagen haben eine ungeheure Hebelwirkung, denn sie steuern wirtschaftliche Aktivitäten und können durch gezielte Lenkung nicht zukunftsfähiges Handeln unterbinden.“ Sie betont, Geld, das ungenutzt auf der Bank herum liegt, arbeite trotzdem. Es sei „niemals neutral“. Die Bank vergibt nämlich damit Kredite. Oftmals auch an Firmen, die alles andere als grün, fair und „enkeltauglich“ wirtschaften – an Kohlekraftwerke, Rüstungsunternehmen oder Unternehmen, die gegen Menschenrechte verstoßen oder das Grundwasser verschmutzen. Oder sie unterstützt indirekt Kinderarbeit, Tierversuche oder Pornografie.Ecofinanzberaterin Jennifer Brockerhoff empfiehlt deshalb, erstmal alle seine Bankkonten, Versicherungen und sonstigen Finanzprodukte wie Fonds, ETF, Aktien, private und betriebliche Altersvorsorge aufzulisten. Und dann zu prüfen: Sind sie eher „grün“ oder „konventionell“?Die Regierung hat den Bankenwechsel erleichtertEs gibt mittlerweile einige grüne Banken, die ethisch-ökologische Geschäftsmodelle haben und soziale Projekte, ökologische Landwirtschaft, erneuerbare Energien, Kultur und Bildung sowie umweltfreundliche Immobilienprojekte fördern. Die Bundesregierung unterstützt einen Wechsel und hat ihn mit dem sogenannten Zahlungskontengesetz (ZKG) „deutlich vereinfacht“, wie Brockerhoff sagt. Man kann also vermeiden, dass das eigene Geld Unternehmen mit schädlichem Output unterstützt. Und man kann andererseits mit seinem Geld „gute Unternehmen“ pushen.Auch Versicherungen wissen mittlerweile, dass sie der Klimawandel immens betrifft. Gemäß dem „Climate Tracker“ der Investmentbank Schroders sind bei einer globalen Erderwärmung von drei Grad Celsius große Teile der Welt nicht mehr versicherbar, schreibt Brockhoff in ihrem Buch. Anfang dieses Jahres hätten deshalb die privaten Versicherungen in Deutschland bekannt gegeben, dass sie ihre Kapitalanlagen stärker an Nachhaltigkeitszielen ausrichten wollen. Einige förderten nun das Reparieren von Produkten, das Teilen mit anderen oder gäben den Versicherten die Möglichkeit mit Ökopunkten Beiträge zu sparen.Beispiele sind www.gruen-versichert.de oder www.greensurance.de. Die ethisch-ökologische Versicherung „Fibur“ wurde 2016 mit dem Innovationspreis der Bundesregierung ausgezeichnet und berät zu allen Schichten der Altersvorsorge. Bevor aber eine übereilte Entscheidung getroffen werde, rät Brockerhoff, beim eigenen Versicherungsberater nachzufragen, wie die Nachhaltigkeitsstrategie aussieht.Auch ETF bemühen sich um NachhaltigkeitSeit 2007 werden auch Greenbonds, also festverzinsliche Wertpapiere als grüne Anleihen am Markt gehandelt. Das eingesammelte Geld der Investierenden muss in Umwelt- und Energieprojekte fließen, die zu einem klimafreundlichen Umbau der Wirtschaft beitragen. Was die mittlerweile beliebten ETF angeht, kommt Brockerhoff zum Schluss: „Die meisten sind derzeit leider alles andere als nachhaltig und können bestenfalls als ,hellgrün’ bezeichnet werden.“ Denn börsengehandelte Fonds wie eben ein passiver ETF investieren in einen Aktienindex wie den DAX oder Dow Jones. Und da sind auf gar keinen Fall nur nachhaltige Firmen dabei. Einen Lichtblick gäbe es trotzdem: Der US-Indexanbieter MSCI habe Anfang 2021 bekannt gegeben, dass er die Ausschlusskriterien um fossile Brennstoffe erweitere. So würden nun auch bestimmte ETF angepasst. „Kohle, Öl und Gas werden damit tabu“, sagt Brockerhoff. Und sie fügt hinzu: „Wer eine strengere Definition von Nachhaltigkeit hat, findet derzeit Lösungen über aktive Investmentfonds.“ Zwar sind dort die Gebühren höher, weil der Fonds von einem Manager „aktiv“ betreut wird. Aber dieser kann dann eben auch auswählen, welche Produkte im Fonds drin sein sollen. Entsprechend der Nachhaltigkeitskriterien des Investierenden.Insgesamt gibt es eine positive Nachricht für Grüne Geldanlagen, wie im Buch von Jennifer Brockerhoff deutlich wird. Denn die Universitäten Kassel und Hamburg haben heraus gefunden, dass nachhaltige Geldanlagen im Vergleich zu konventionellen gleich gut oder sogar besser abschneiden. Eine Orientierung bieten den Verbrauchern zum Beispiel das ECOreporter-Siegel oder das FNG-Siegel. Isabella Hafner