Das grüne Portfolio
Sonderveröffentlichung

Nachhaltig Das grüne Portfolio

Nachhaltige Geldanlagen boomen. Immer mehr Menschen möchten mit ihrem Geld gezielt Unternehmen finanzieren, die für Nachhaltigkeit stehen.

ⒸAJAY/ADOBESTOCK

31.01.2023

Im Jahr 2021 haben sich laut Forum Nachhaltige Geldanlagen (FNG) die grünen Anlagen von Privatanlegerinnen und -anlegern auf mehr als 130 Milliarden Euro verdreifacht. Immer mehr Menschen möchten mit ihrem Geld keine Unternehmen finanzieren, die zum Beispiel Kinder für sich arbeiten lassen, die Umwelt belasten oder Waffen herstellen. Neben der Rendite sollen auch andere Aspekte in ihre Geldanlage einfließen. Nachhaltige Aspekte. Doch wie erkennt man Nachhaltigkeit bei Fonds oder ETFs? Worauf muss man achten? Und wie sieht es mit der Rendite aus?

Viele Aspekte spielen eine Rolle

„Grundsätzlich kann man sagen, dass bei einer nachhaltigen Geldanlage zusätzlich zu den normalen Kriterien auch ethische, soziale und ökologische Aspekte beachtet werden", sagt Annabel Oelmann, Vorständin bei der Verbraucherzentrale Bremen. Wie das Unternehmen mit der Umwelt und seinen Mitarbeitern umgeht oder welche Produkte es wie herstellt, spielen eine wichtige Rolle. Dabei gibt es allerdings ein Problem: ,,Nachhaltigkeit ist nicht definiert", so Oelmann, „jeder kann etwas anderes damit meinen." Es gibt verschiedene Ansätze, nach denen Fondsmanager die Aktien auf Nachhaltigkeit filtern. ,,Es gibt die Negativ- und Positivkriterien und den Best-in-Class-Ansatz", so Oelmann. Bei Negativkriterien werden bestimmte Branchen ausgeschlossen, zum Beispiel Waffenhersteller oder Mineralölfirmen. Werden Positivkriterien angesetzt, gehen die Fonds nur in spezielle grüne Branchen oder Unternehmen - etwa Solaranlagenbauer. „Beim Best-in-Class-Ansatz wird in Unternehmen investiert, die im Hinblick auf Umweltschutz oder Sozialstandards innerhalb ihrer Branche am besten abschneiden", sagt Jella Benner-Heinacher von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz. Das bedeutet, dass in einem nachhaltigen Fonds mit diesem Ansatz neben dem grünsten Autobauer auch der nachhaltigste Waffenhersteller oder Mineralölkonzern gelistet sein kann.

Labels und Siegel bieten Orientierung

Klingt merkwürdig, hat aber durchaus seine Vorteile. Der Fonds ist breiter aufgestellt, weil Aktien aller Branchen gelistet sind. Außerdem soll die gegenseitige Konkurrenz der Unternehmen um Nachhaltigkeit dazu führen, dass die gesamte Wirtschaft nachhaltiger wird. Ein Wandel über alle Branchen hinweg. „Die EU hat sich mit dem Aktionsplan, Finanzierung nachhaltigen Wachstums' das Ziel gesetzt, Investitionen in den Wandel der EU-Wirtschaft zu fördern und auch die Anlagestrategie Best-in-Class kann dieses Ziel unterstützen", sagt Volker Weber vom Forum Nachhaltige Geldanlagen. Leider müssen Anlegerinnen und Anleger ganz genau hinschauen. ,,Oft werden klassische Produkte plötzlich als grün verkauft, allerdings meist nur unter Marketingaspekten", sagt Jella Benner-Heinacher - das nennt sich dann Greenwashing. Mittlerweile gibt es aber immer mehr Orientierungshilfen durch verschiedene Labels oder Siegel. Die EU-Taxonomie beispielsweise soll Finanzprodukte entsprechend ihrer Nachhaltigkeit einordnen. Dafür hat eine Kommission sechs Umweltziele festgelegt - mit sehr genauen Messgrößen. Zudem müssen Konzerne offenlegen, wie nachhaltig sie arbeiten. Annabel Oelmann fehlen allerdings Mindeststandards - gerade Altersbei staatlich geförderten vorsorgeprodukten, um den Ander Unlegern die Nachhaltigkeit ternehmen transparenter zu machen. ,,So ist es zu umständlich, zu kompliziert, eher was für den dunkelgrünen Anleger", sagt sie. „Es muss einfacher gemacht werden. Wir brauchen Standards."

Am besten selbst recherchieren

Bis diese kommen, ist eine eigene Recherche vor einer grünen Investition nötig. Informationen finden Anleger im Internet. Auf den Seiten der Fondsanbieter wird teilweise jedes einzelne Unternehmen aufgezählt, in das der Fonds investiert, auf jeden Fall aber werden die angewendeten Nachhaltigkeitskriterien dargelegt. Für Anleger lohnt sich die Arbeit, denn auf Kosten der Rendite geht die Nachhaltigkeit keinesfalls. In der Regel laufen grüne Portfolios sogar besser, da nachhaltige Unternehmen zukunftsorientierter und kostengünstiger wirtschaften. So kann Nachhaltigkeit ein Gewinn für alle sein. dpa/ka

#7 Geldanlage

Immer mehr Menschen achten auch bei ihrer Geldanlage auf Nachhaltigkeit. Im Jahr 2021 betrug das Anlagevolumen nachhaltiger Investmentfonds in Deutschland rund 246 Milliarden Euro. Quelle: Statista