„Ich kann mir einfach nichts merken“
Sonderveröffentlichung

Start ins Berufsleben „Ich kann mir einfach nichts merken“

Schüler, Azubis oder Studierende, die wie ein wandelndes Lexikon durchs Leben düsen, sind selten. Die meisten stöhnen eher, wie sie den ganzen Stoff nur behalten sollen. Mit diesen Lerntricks von Influencerin Lara Emily Lekutat kann das besser klappen.

Lara Emily Lekutat testete für sich viele Lernmethoden aus. FOTO: HARRY SCHNITGER/DPA-TMN

27.09.2024

Auch wenn man im digitalen Zeitalter so ziemlich alles sofort googeln kann, bleibt auch Berufsschülern und Studierenden heutzutage nicht erspart, Wissen und Lehrstoff ganz klassisch in sich hinein zu pauken. Doch wie soll man sich das alles merken? Und wie klappt es, dass man Vokabeln für den nächsten Englischtest, Staatsformen für den Geschichtsunterricht oder die Unterschiede von tierischen und pflanzlichen Zellen abrufbereit hat? 

Lara Emily Lekutat weiß es. Sie war früher eine mittelmäßige Schülerin, die keine Hausaufgaben mochte und sich darüber ärgerte, wie viel Zeit man mit ineffektiver Lernerei verplempert. „Das muss doch auch schlauer gehen“, dachte sich die 19-Jährige und probierte diverse Lernmethoden aus. Mit cleveren Tricks überlistete sich die Brandenburgerin selbst. Das sensationelle Ergebnis: ein 0,8er-Abitur – also besser als 1. 

Die Top-Abiturientin studiert inzwischen Jura in Berlin, gilt als Lern-Influencerin auf mehreren Social-MediaKanälen und avancierte zur Buchautorin („Bestnoten ohne Stress: Mit minimalem Aufwand zum 1,0-Abitur“). Hier stellt sie ihre zehn erfolgreichsten Tricks vor:

1. Mit dem 10-Minuten-Trick in den Flow kommen

„Egal, welches Lernpensum – das Schwierigste ist immer, überhaupt anzufangen“, erklärt Lekutat das Problem. Man habe meist zu viel auf der Liste stehen und denke: „Oje, das dauert mindestens zwei bis drei Stunden.“ Das demotiviert. Also müsse man sich austricksen – mit der 10-Minuten-Methode: „Ich sage mir: Diese Aufgabe mache ich jetzt 10 Minuten lang. Das klingt nach so gut wie nichts, aber man hat erst einmal angefangen“, erklärt Lekutat. Ergebnis: Man kommt in den Flow, hat ein Erfolgserlebnis, dass man überhaupt begonnen hat, und bekommt Lust auf mehr von diesem tollen Gefühl. Im Idealfall ist man dann schon so im Thema drin, dass man die Aufgabe bis zum Ende durchzieht. Falls man wirklich keine Lust mehr hat, könnte man ja wieder aufhören, aber das passiere so gut wie nie.

2. Pomodoro-Methode

Auf der Suche nach effektiven Lernmethoden ist Lekutat auf die Pomodoro-Methode (nach dem tomatenförmigen Küchenuhrmodell) gestoßen. Entwickelt hat sie der Italiener Francesco Cirillo vor rund 40 Jahren. Sie besagt, dass man die Arbeit in 25-Minuten-Abschnitte unterteilt – die sogenannten pomodori. Dazwischen kommen dann immer fünfminütige Pausen. „Ich habe diese Methode nach dem Ausprobieren allerdings abgewandelt. 25 Minuten waren mir viel zu kurz. Ich habe herausgefunden, dass für mich Abschnitte von 90 Minuten ideal sind“, sagt der Lern-Profi. Danach sei ein Switchen in ein anderes Fach eine gute Idee. Denn die Wissenschaft habe herausgefunden, dass das Durcheinanderlernen verschiedene Gehirnbereiche aktiviert, sodass das Gelernte besser hängen bleibt, sagt Lekutat. 

3. Karteikarten nutzen

Karteikarten klingen in Zeiten von Lern- und Wiederholungs-Apps irgendwie anachronistisch, aber die Einserschülerin schwört darauf. Lara Emily Lekutat schreibt sich ihre Karteikarten nach dem Frage-Antwort-Prinzip, etwa auf der Vorderseite die Frage: „Was ist Deutschland für ein Staat?“ Auf der Rückseite werde dann die Antwort „demokratisch und sozial“ notiert. Diese Methode sei grundlegend anders als Lernzettel, auf denen ganze Zusammenfassungen aufgeschrieben werden. „Wenn man sich die immer wieder durchliest, bringt das nichts. Aber wenn man sich zum Thema Fragen selbst ausdenkt und sich dann mit der Rückseite selbst abfragt, bleibt es besser hängen“, so die Top-Abiturientin. Dieses System nutzt sie auch jetzt beim Studium: „Ich habe schon 2000 Jura-Karteikarten. Immer, wenn ich Bahn fahre, habe ich welche dabei und frage mich selbst ab.“ Das gehe sogar auch beim Zähneputzen. 

4. Sprachnachrichten

Knifflige Themen aus dem Lehrbuch übersetzt Lekutat in einfache Worte, nimmt sie als Vortrag in einer Sprachnachricht auf und schickt sie Freunden. Die sollen ihr dann spiegeln, ob sie das ganz ohne Vorwissen verstanden haben. Auch wenn es Freunde nerven sollte, hat diese Methode laut der Lern-Expertin zwei Vorteile: „Man merkt schon beim Erklären, ob man das Thema verstanden hat und hat dann die Kontrolle durch die Freunde.“ Weiterer Pluspunkt: Vor Klausuren oder Prüfungen kann man sich die Sprachnachrichten wie Hörspiele noch mal reinziehen. Ist es aber nicht komisch, wenn man sich selbst hört? „Ich höre mich so oft selbst auf Social Media, dass ich darüber noch gar nicht nachgedacht habe“, entgegnet die Lern-Influencerin.

5. Fokus-Pokus-Stunde

Wie jeder junge Mensch hat auch eine Super-Abiturientin Fächer in der Schule oder im Studium, die sie nicht mag - Mathe etwa. Lekutat: „Dafür habe ich mir die Fokus-Pokus-Stunde ausgedacht. Das ist eine Stunde am Tag, die ich für blöde Aufgaben reserviere. Einfach eine Stunde - und keine Minute länger - durchziehen und überstehen. Das ist ein Motivationstrick, weil die Zeit überschaubar ist.“

6. Handy verbannen

Für die Zeit des Lernens heißt es: Handy weg, ganz weit weg! „Am besten, man packt es in die Schublade“, rät Lekutat. Denn jegliche Ablenkung sei hinderlich. Deshalb sei auch man den wichtig, dass Schreibtisch aufräumt. Am besten, er ist ganz leer, nur Material für das momentane Thema dürfe darauf liegen. „Denn fällt der Blick vom Material zu anderen Aufgaben, macht es das Lernen schwieriger und man denkt ständig: Oje, das muss ich ja auch noch machen.“ Claudia Wittke-Gaida, dpa