Grelle Blitze am dunklen Himmel, es zischt und knallt ohrenbetäubend. Wir Menschen wissen: Es ist Silvester. Doch Hunde gruselt die Böllerei, nicht selten reagieren sie panisch – und das kann richtig gefährlich werden. „Für viele Hunde ist die Zeit rund um den Jahreswechsel die schlimmste im ganzen Jahr“, weiß die Hundetrainerin Chris Maron aus dem hessischen Neu-Anspach.
Doch es gibt auch gute Nachrichten: Hundehalter müssen Silvester nicht in einer verlassenen Hütte verbringen, um für ihren geliebten Vierbeiner den Jahreswechsel erträglich zu gestalten. Von sanften Klängen, guten Verstecken – und einem ganz besonderen Hausmittel reichen die Tipps der Expertin.
Der richtige Platz
Ist der Hund an Silvester ängstlich, sollten sich Herrchen oder Frauchen mit ihm in einen ruhigen Raum zurückziehen, der nicht zur Straße zeigt. Häufig legen sich Tiere, die an eine Box gewöhnt sind, gerne in diese sichere Höhle. Zudem sollten die Rollläden oder Vorhänge schon Stunden vor dem Jahreswechsel geschlossen werden.
Wichtig: Hunde, die sich verstecken, nicht aus ihrem Versteck locken. Hunde, die Aufmerksamkeit suchen, aber nicht ignorieren, sondern kraulen, wenn sie dies möchten. „Man sollte ihn aber nicht bedauern“, rät die Expertin. „Denn so würde man ihm zeigen, dass die Situation ungewöhnlich und man selbst besorgt ist.“ Der Mensch muss Ruhe ausstrahlen.
Ein Body sorgt für Halt
Ängstlichen Hunden kann es helfen, sie an sich zu drücken – das gibt ihnen im wahrsten Wortsinn Halt, vermittelt also Sicherheit. „Ähnlich soll auch das sogenannte Thundershirt wirken“, sagt Maron. Dies ist ein extra für ängstliche Hunde hergestellter, eng anliegender Body. Es ist auch einen Versuch wert, die Silvestergeräusche durch laute Musik zu übertönen – vorausgesetzt natürlich, der Hund hat vor der Musik keine Angst.
Beim Jahreswechsel ist es zudem einen Versuch wert, das Tier abzulenken. So kann ihm etwas Leckeres zu knabbern gegeben oder ein Leckerli geworfen werden. Damit sollte in den Minuten vor Mitternacht begonnen werden, wenn noch nicht geknallt wird. Denn wenn der Hund erst einmal Angst hat, nützt selbst sein Lieblingsfutter als Ablenkung nicht mehr.
Pillen gegen Angst
Laut Auskunft des Tierarztes Ralph Rückert aus Ulm können Hunden, die an Silvester ein bisschen Angst haben, zum Beispiel Zylkene, Sedarom oder Adaptil-Tabletten helfen. Diese sind frei im Handel erhältlich. Doch was ist mit Hunden, die vor Angst schier verrückt werden? „Angstzustände von solcher Intensität sollten nicht zuletzt aus tierschutzrelevanten Gründen pharmakologisch gedämpft werden“, sagt er.
Dabei warnt der Fachmann allerdings ausdrücklich vor Acepromazin, das unter den Handelsnamen Vetranquil, Sedalin, Calmivet und Prequillan vertrieben wird. Die sorgen zwar dafür, dass die Hunde äußerlich ruhig wirken, doch innerlich beben sie vor Angst. „Eine ganz fiese Sache, Finger weg“, so der Veterinär.
Empfehlenswert seien dagegen, in Absprache mit dem Tierarzt, die Medikamente Sileo und Pexion. Helfen diese nicht, können vom Veterinär Benzodiazepine wie Diazepam oder Alprazolam verschrieben werden. Diese wirkten tatsächlich angstlösend, sagt Rückert. Zwar gebe es theoretisch ein Suchtpotenzial, das sei bei einer so kurzen Anwendung aber kein Thema.
Mut antrinken
Zudem hat der Tierarzt noch weitere Hausmittel parat, die den Hund ebenfalls beruhigen können: Eierlikör oder Bier. Er habe seinem knapp zehn Kilogramm schweren Terrier früher am Silvesterabend um 20 und um 23 Uhr jeweils einen Esslöffel Eierlikör gegeben, erinnert er sich. „Das hat ihm sehr gut geschmeckt und beträchtlich geholfen."
Zwar gelte Alkohol für Hunde als giftig, doch von einer so geringen Menge falle laut Rückert keiner tot um. Der Hund wird - passend zu Silvester - einfach nur ein wenig angesäuselt. dpa