Das „Fest der Liebe“ naht und manch einem graut davor. Wer einen geliebten Menschen durch Trennung oder Tod verloren hat, spürt den Verlust an diesen Tagen oft besonders heftig. Erinnerungen an frühere Weihnachtsfeste schmerzen, die übliche Ablenkung etwa durch Arbeit entfällt.
„Schon in der Adventszeit werden Wunden wieder aufgerissen, weil Weihnachten überall präsent ist“, erklärt die Psychologin Sandra Jankowski aus Eichwalde nahe Berlin. Bereits die eigentlich harmlose Frage Wo feierst du?“ tut weh. Doch was tun, um Weihnachten und die folgenden Tage bis zum neuen Jahr möglichst gut zu überstehen und sich nicht in Isolation sowie Grübelei zu ergeben?
Trotz allem positiv gestalten
Dagegen hilft etwas Vorbereitung.„Wichtig ist es, dass wir in dieser Zeit nicht nur leiden, sondern uns vorab Gedanken darüber machen, wie wir Weihnachten für uns trotzdem positiv gestalten können“, rät die Hamburger Psychologin Eva Wlodarek. Sie räumt jedoch ein: „Eine Lösung für alle gibt es dabei nicht.“
Manchen Menschen tut es gut, in der äußeren Form so wie immer zu feiern. Andere Sie vielleicht nicht unbedingt mit einem frisch verliebten Paar feiern oder nach einem Todesfall auf Ihrer Reise einen Ort besuchen, an dem Sie häufig gemeinsam waren“, gibt Wlodarek zu Bedenken. „Eine fröhliche Party ist in sensiblem Zustand gewiss ebenso wenig das Richtige.“
Auf jeden Fall sollten jedoch Situationen vermieden werden, die einem den erlittenen Verlust besonders deutlich vor Augen führen. „Nach einer Trennung sollten Sie vielleicht nicht unbedingt mit einem frisch verliebten Paar feiern oder nach einem Todesfall auf Ihrer Reise einen Ort besuchen, an dem Sie häufig gemeinsam waren“, gibt Wlodarek zu Bedenken. „Eine fröhliche Party ist in sensiblem Zustand gewiss ebenso wenig das Richtige.“
Schritt eins auf dem Weg zu einem möglichst guten Weihnachtsfest ist die Antwort auf die Frage: Was tut mir gut? Mag ich die Gesellschaft von bestimmten Menschen? Wenn ja, können diese gefragt werden, ob man Weihnachten zusammen feiert oder sich zum Beispiel am zweiten Weihnachtsfeiertag trifft. Auch eine Reise, ein Spaziergang oder der Besuch eines Konzerts können sich positiv auf das Seelenheil auswirken.
„Man kann sich auch bewusst dazu entscheiden, es sich alleine schönzumachen“, empfiehlt Jankowski. So kann man etwa an Weihnachten die Wohnung schön herrichten, sich etwas Leckeres kochen, dabei gute Musik hören und dann den Lieblingsfilm anschauen.
Häufig hilft es auch, für andere Menschen tätig zu werden und diesen etwas Gutes zu tun. „Das lenkt nicht nur vom Kummer ab, sondern schenkt auch das gute Gefühl, etwas Positives zu bewirken“, so Wlodarek. Vielleicht gibt es in der Nachbarschaft einen einsamen Menschen, den man besuchen kann.
Alle Emotionen zulassen
Bei aller Ablenkung und Planung sollte die Trauer um vergangene Zeiten jedoch nicht unterdrückt werden, empfehlen die Fachfrauen.
Emotionale Tiefs sind in einer solchen Situation normal, man sollte dabei mit sich selbst fürsorglich und liebevoll umgehen. „Die Akzeptanz von Gefühlen hilft, man muss sich nicht selbst bestrafen, indem man etwa meint, man müsse im Trauerprozess schon weiter sein“, rät die Berliner Psychologin.
Sandra Jankowskis Tipp: Negative Gefühle aufschreiben, zum Beispiel: „Ich bin traurig, das ist völlig in Ordmung. Dies habe ich erlebt: ..“. In einem Trauerprozess um einen Verstorbenen kann etwa ein Bild von diesem aufgestellt und dazu eine Kerze angezündet werden, so kann man ihn an Weihnachten gefühlt teilhaben lassen.
Wichtig ist es beim Blick in die Vergangenheit aber, sich nicht vom Schmerz überwältigen zu lassen und vor allem nicht in die komplette Isolation zu gehen. Damit steigt die Wahrscheinlichkeit, dass die Grübelschleife nicht mehr endet und es einem immer schlechter geht. Für einen solchen Fall sollte ein SOS-Plan vorbereitet werden. So kann man sich zum Beispiel für den Fall eines seelischen Tiefs vornehmen, einen bestimmten Freund, ein Familienmitglied oder die Telefonseelsorge anzurufen.
Blick in die Zukunft wagen
Hilfreich ist es auch, an eine schöne Situation zu denken und vor allem in die Zukunft zu blicken. Pläne schmieden hilft dabei, sich als selbstwirksam zu erleben. „Jetzt ist die Gelegenheit, einmal in Ruhe zu überlegen, wie es im Leben weitergehen soll“, motiviert Wlodarek. Vielleicht möchte man im nächsten Jahr einem Sportverein beitreten, sich ehrenamtlich engagieren oder ein Instrument lernen? In einem Tagebuch kann man beispielsweise auch diesen Plänen und Gedanken freien Lauf lassen.
Sabine Maurer, dpa
Bye-bye Perfektion
Erwartungen: So wird's an Weihnachten harmonischer.
Besinnliche Adventszeit und ein harmonisches Weihnachtsfest klingt gut. Doch die Realität sieht oft anders aus. Warum eigentlich? „Kurz vor Weihnachten sieht man überall diese Werbeplakate mit perfekt gestylten Wohnungen, leckeren Festessen und funkelnden Kinderaugen. Aber wie realistisch ist das? Verabschieden Sie sich von den schönen, durchgestylten Werbebildern in ihrem Kopf“, rät Daniela Pawelczak. Gerade Gastgeber oder Gastgeberinnen machen sich viel Stress, so die Diplom-Psychologin und Coachin aus Vechelde. Oft gehe es da um die eigenen, viel zu hohen Erwartungen.„Deshalb empfehle ich, sich selbst gegenüber eine wohlwollende Haltung einzunehmen und sich klarzumachen, was man leistet - ist doch super, dass ich Gastgeberin bin. Damit tue ich den anderen auch einen Gefallen“, sagt Pawelczak.
„Am besten verabschieden Sie sich also vom Perfektionismus.“ Um sich von den eigenen Ansprüchen freizumachen, hilft die Frage: Worum geht es eigentlich bei dem Fest?„Oft sind Familienmitglieder schon glücklich, wenn bestimmte Ereignisse nicht eintreten - es also beispielsweise keinen Streit gibt.“
dpa