Handwerkskammer Ulm: Baustelle statt Büro
Sonderveröffentlichung

DAS HANDWERK Handwerkskammer Ulm: Baustelle statt Büro

Rund jeder fünfte Chef im regionalen Handwerk ist also eine Frau: Maurerin Mareike Schäufele im Interview über Frauen im handwerklichen Beruf

Eine, die weiß, wie man es richtig anpackt: Mareike Schäufele hat sich für eine Ausbildung zur Maurerin entschieden und räumt als Ausbildungsbotschafterin in Schulklassen mit Vorurteilen auf. Foto: Handwerkskammer Ulm

18.09.2023

Warum ist dein Beruf genau richtig für dich? 

Mareike Schäufele: Mein Beruf ist genau richtig für mich, da mir die körperliche Arbeit gefällt. Ich sehe abends, wenn ich von der Baustelle komme, was ich geschaffen habe. Mein Beruf ist unfassbar abwechslungsreich und die Arbeit macht mir einfach Spaß!

Du bist als Ausbildungsbotschafterin aktiv und erzählst in Schulklassen von deinem Werdegang. Begegnen dir Vorurteile, wenn du von deiner Berufswahl erzählst? 

M.S.: Ich habe schon oft gehört, dass Frauen für den Bau nicht gemacht sind, weil sie zum Beispiel zu schwach sind. Diese Vorurteile hört man meist von Menschen, die selbst auf der Baustelle arbeiten. Auch das Vorurteil, dass man auf der Baustelle im Dreck arbeiten muss, begegnet mir immer wieder. Da weise ich dann gerne auf Dusche und Waschmaschine hin. (Schmunzelt.)

Als Maurerin musst du kräftig zupacken können. Wie ist der Alltag für dich auf der Baustelle? Gibt es Arbeiten, die dir wirklich mal zu schwer sind? 

M.S.: Der Arbeitsalltag auf der Baustelle ist sehr abwechslungsreich. Es gibt die unterschiedlichsten Aufgaben - von ganz leicht bis tierisch schwer. Generell versuche ich immer sämtliche verfügbaren Techniken einzusetzen, um mir die Arbeit zu erleichtern. Ist es dann immer noch zu schwer, kann ich mich auch an meine Arbeitskollegen wenden, die mir gerne unter die Arme greifen. Sie sind für mich wie eine zweite Familie geworden.

Jetzt mal Hand aufs Herz: Hast du vielleicht auch Vorteile als Frau in deinem Beruf?

M.S.:
Ich denke Frauen überlegen strukturierter als Männer und finden eher Lösungswege, um sich leichter zu tun. Wenn es möglich ist, versucht mein Polier aber auch mir nicht gerade die schwersten Arbeiten zu geben. Das ist sicherlich ein Vorteil.

Braucht man als Maurerin ein dickes Fell - gerade auch was die Arbeit im Freien bei Wind und Wetter anbelangt?

M.S.: Ein dickes Fell braucht man nicht gute Kleidung reicht aus. (Lacht.) Klar im Winter oder bei Regen, Kälte, Schnee - eben all den nicht so schönen Wetterarten würde man lieber im Büro sitzen - aber durch die richtige Kleidung kann man auch solche Tage gut durchstehen.

Frauen im Handwerk

Von den gut 20.000 Handwerksbetrieben im Gebiet der Handwerkskammer Ulm werden rund 4.000 weiblich geführt. Rund jeder fünfte Chef im regionalen Handwerk ist also eine Frau. Zum Start des Ausbildungsjahres 2023 sind am 1. September außerdem 550 junge Frauen in eine handwerkliche Ausbildung gestartet.