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2. v. I.: Annette Kampmeier, Leitende Oberärztin der Geburtshilfe. Mitte: Priv. Doz. Dr. med. Andreas Reich, Chefarzt. 4. v. I. Michaela Glöggler, Hebamme Foto: Donauklinik Neu-Ulm

Geburtshilfezentrum der Donauklinik Neu-Ulm: Ein hebammengeleiteter Kreißsaal für die Region

Interview mit Dr. Andreas Reich, Oberärztin Annette Kampmeier und Hebamme Michaela Glöggler über ihre gemeinsame Arbeit und den neuen hebammengeleiteten Kreißsaal

Welche Vorteile bietet der Hebammenkreiẞsaal, den Sie kürzlich in der Donauklinik eröffnet haben?
Michaela Glöggler:
In unserem Hebammenkreißsaal werden gesunde Schwangere ohne Risiko für die Geburt ausschließlich von Hebammen betreut. Unser Ärzteteam war zwar schon immer sehr zurückhaltend, wenn es um ärztliche Interventionen ging. Durch den Hebammenkreiẞsaal bekommt diese Zurückhaltung aber eine Form mit klaren Regeln.
PD Dr. Andreas Reich: Eine regelrecht verlaufende Geburt ist ein natürliches Ereignis, bei dem keine ärztliche Hilfe benötigt wird. Ich wehre mich dagegen, in der Geburtshilfe stets die Risiken in den Vordergrund zu stellen und plädiere für das Vertrauen in die natürliche Geburt. Doch auch bei völlig normal verlaufenden Geburten kann es vorkommen, dass Mutter oder Kind plötzlich ärztliche Hilfe benötigen.
Es ist bedauerlich, dass die Vorteile eines Geburtshauses und die Vorteile einer Geburtsklinik nicht häufiger verknüpft werden. Ich bin mir sicher, dass wir mit dem Hebammenkreißsaal dem Wunsch nach einer positiven und friedvollen Geburtshilfe, wie in einem Geburtshaus, sehr nahekommen.
Annette Kampmeier: Wir sind für die Bedürfnisse der Schwangeren da und es war nur folgerichtig, auf diese Entwicklung mit einem Hebammenkreißsaal zu reagieren.
Glöggler: Bei einer hebammengeleiteten Geburt in einer Klinik kann zum Beispiel auf starke Schmerzen mit einer PDA reagiert werden. Das ist dann für die Gebärenden sehr erleichternd. In einem Geburtshaus ist das nicht möglich.

Welche Rollen nehmen Hebammen sowie Ärztin oder Arzt in der Geburtshilfe ein?
Glöggler:
Die Hebamme betreut die Gebärende im Kreiẞsaal intensiv. Sie erkennt, was der Schwangeren gut tut und ist für Mutter und Kind einfach nur da. Wissenschaftliche Studien belegen, dass eine empathische und engmaschige Hebammenbetreuung deutlich zu einer glücklichen Geburt beitragen. Bei Auffälligkeiten sieht die Berufsordnung der Hebammen vor, dass ärztliche Hilfe in Anspruch genommen werden muss, etwa bei hochgradigen Geburtsverletzungen oder wenn eine Saugglocken- oder Kaiserschnittentbindung nötig wird.

Was bedeutet die Zertifizierung der Donauklinik als babyfreundliches Krankenhaus?
Kampmeier:
Für uns steht das ungestörte Zusammenkommen von Mutter und Kind nach der Geburt im Vordergrund. Wir engagieren uns sehr, um der Mutter-Kind-Einheit ein ungestörtes Bonding zu ermöglichen. Die Zertifizierung bedeutet, dass wir uns regelmäßig zum Bonding und Stillen fortbilden. Geburtshelfer, Hebammen, Pflegekräfte und Narkoseärzte nehmen wir bei den Fortbildungen alle mit. Wir sind dadurch immer auf dem neuesten Stand.
Glöggler: Die erste Zeit, die Mutter, Vater und Kind miteinander verbringen, ist besonders wichtig. Die Zeit, wo die Neugeborenen den Müttern weggenommen und in ein Kinderzimmer gebracht wurden, ist glücklicherweise schon lange vorbei. Aber auch alltägliche Störungen müssen reduziert werden. Wir wissen inzwischen, dass das Wiegen und Messen weniger wichtig sind, als der Hautkontakt zwischen Baby und Mutter. 

Welchen Stellenwert hat die Frauenheilkunde im Vergleich zur Geburtshilfe in Ihrer Abteilung?
 Reich:
Die Geburtshilfe bekommt in der Öffentlichkeit viel Aufmerksamkeit. Das zeigt, dass wir als Gesellschaft die Bedeutung der geburtshilflichen Versorgung verstanden haben. Diagnose und Therapie von gynäkologischen Erkrankungen sind aber ähnlich große Anteile unserer Arbeit. 

Wie bewerten Sie die aktuelle Betreuungssituation gynäkologischer Patientinnen in der Region?
 Reich:
Sie ist, ähnlich wie die Betreuungssituation von Schwangeren, leider sehr angespannt. Patientinnen mit Erkrankungen, die nicht sofort behandelt werden müssen, warten oft sehr lange auf einen Sprechstundentermin in den Kliniken und dann häufig Monate auf einen Operationstermin. Das ist eigentlich nicht zumutbar. Auch bei niedergelassenen Frauenärztinnen und Frauenärzten besteht ein Versorgungsengpass. Viele Praxen können keine Neupatientinnen mehr annehmen.

Wie gehen Sie in Ihrer Abteilung damit um?
Reich:
Wir haben begrenzte Ressourcen, die wir versuchen, optimal einzusetzen. Neben den planbaren Terminen und Operationen sind wir aber auch für die Notfallversorgung zuständig. Die Zahlen der Patientinnen, die als Notfall zu uns kommen, steigen stetig. Wir versuchen die Termine nach Dringlichkeit zu vergeben. Patientinnen mit Krebserkrankungen oder Erkrankungen, die mit Schmerzen einhergehen, müssen wir natürlich zeitnah behandeln.

 Welchen Stellenwert messen Sie den Pflegeberufen in der Klinik bei?
Reich:
Das ist ganz einfach zu beantworten: Die Pflegekräfte sind in einer Klinik genauso wichtig wie die Ärzteteams. Ohne Pflege ist keine Versorgung von Patientinnen denkbar. Wir benötigen die medizinischen Fachangestellten in der Ambulanz, die Fachpflege für Anästhesie und die OP-Fachpflege im Operationssaal und dann natürlich die Pflegekräfte auf den Stationen. Das sind wichtige und übrigens auch sinngebende Berufe. Wir haben hier alle das Privileg, abends nach Hause gehen zu können, ohne uns fragen zu müssen, ob unsere Arbeit Sinn gemacht hat.

Privatdozent Dr. med. Andreas Reich Annette Kampmeier

Privatdozent Dr. med. Andreas Reich ist seit 2014 Chefarzt der Hauptabteilung für Frauenheilkunde und Geburtshilfe und Facharzt für Frauenheilkunde und Geburtshilfe. Er besitzt die Schwerpunktbezeichnungen „Spezielle Geburtshilfe und Perinatalmedizin“ und „Gynäkologische Onkologie“ und erlangte als Beckenbodenexperte die höchste Zertifizierungsstufe in der Urogynäkologie (AGUB III). Er ist Koordinator des Kontinenz- und Beckenbodenzentrums. Hier arbeiten Ärzte der Donauklinik Neu-Ulm und der urologischen Klinik des Bundeswehrkrankenhauses Ulm interdisziplinär zusammen.
Annette Kampmeier ist Fachärztin für Frauenheilkunde und Geburtshilfe und Oberärztliche Kreiẞsaalleitung am Donauklinikum Neu-Ulm.

Donauklinik Neu-Ulm
Frauenheilkunde und Geburtshilfe Krankenhausstr. 11 89231 Neu-Ulm sekretariat.gyn@kreisspitalstiftung.de www.donauklinik-neu-ulm.de/geburtshilfe

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