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Günzburg im Porträt

FOTO: ANDRÉ FRANKE/ADOBESTOCK.COM

Günzburg im Porträt

Landkreis mit neuer Energie

Perspektiven: Mit qualifizierten Fachkräften, zukunftsweisender Infrastruktur und guter Verkehrsanbindung beheimatet der Landkreis Günzburg auch Weltmarktführer. Landrat Hans Reichhart gibt Einblicke in die Stärken der Region.

Günzburg ist ein Landkreis mit ländlichem Charme, in dem auch außerhalb der Großen Kreisstadt zahlreiche Unternehmen die Region lebendig und vielfältig gestalten. „Wir haben viele starke mittelständische Unternehmen über den ganzen Landkreis verteilt“, erzählt Landrat Hans Reichhart. Auch branchenmäßig sei man breit aufgestellt: „Wir verfügen in sämtlichen Wirtschaftsbereichen über innovative Unternehmen, von denen einige zu den Weltmarktführern zählen.“ Was also bietet der Landkreis den Unternehmen, damit sie sich wohlfühlen? „Zum einen bieten wir sehr, sehr gut ausgebildete Arbeitskräfte“, sagt Reichhart: „Ein weiterer Vorteil ist die gute Verkehrsanbindung an die A8, A7 und die Bahn, sowie der nahegelegene Flughafen Memmingen.“

Flexible Angebote und gute Verkehrsanbindungen sind die Grundlage für eine erfolgreiche Gewerbenutzung. Foto: Ulrich Wagner/Augsburg
Flexible Angebote und gute Verkehrsanbindungen sind die Grundlage für eine erfolgreiche Gewerbenutzung. Foto: Ulrich Wagner/Augsburg

Auch darüber hinaus stimme die Infrastruktur. So wird die Region an das Wasserstoff-Kernnetz angeschlossen, das die erste Stufe der flächendeckenden Wasserstoff-Infrastruktur in Deutschland darstellt.

Auch nach dem Wegfall des Kernkraftwerks in Gundremmingen ist der Landkreis ein Standort für die Energieerzeugung: In Leipheim steht bereits ein Reserve-Gaskraftwerk, laut Reichhart gibt es Potenzial für ein weiteres. In Gundremmingen entstehen derzeit ein kleineres Gaskraftwerk und einer der größten Batteriespeicher Deutschlands mit einer Kapazität von über 700 Megawattstunden.

„Es gibt Potenzial für weitere Ansiedlungen und Entwicklungen.“
Hans Reichhart
Landrat

Für Unternehmer ebenfalls interessant: „In einigen Bereichen gibt es noch Potenzial für weitere Ansiedlungen und Entwicklungen.“

Auch im Nahverkehr geht es voran: Neben Korridorsanierung und Neubaustrecke im Bahnverkehr, die Reichhart als „Mehrwert für die Region“, also nicht nur für die Stadt Günzburg sieht, gibt es Pläne für ein neues Buskonzept: „Wir gehen einen klaren Weg, um sicherzustellen, dass leere Busse nicht unnötig durch die Region fahren.“

Die Kernidee ist, die Busse besser auf den Schienenverkehr abzustimmen. Zusätzlich will der Landkreis den Fahrplan so gestalten, dass die Busse weniger Umwege fahren. Heißt: Aus kleineren Orten bringen künftig noch mehr als bislang schon sogenannte Flexibusse, also Rufbusse, die Menschen zu den Hauptstrecken. Flexibus, normaler Linienbus und Zug werden dann miteinander vertaktet, sodass die Fahrgäste schneller am Ziel sind.

Der einzige Haken: Benötigte Fördermittel fielen im vergangenen Jahr der Haushaltskürzung im Bund zum Opfer. „Wir hatten schon eine Zusage dafür“, sagt Reichhart. Doch dann kippte das Bundesverfassungsgericht die Haushaltspläne der Ampel. Einen konkreten Zeitplan gibt es deshalb aktuell nicht. Reichhart betont aber auch: Anderswo in Bayern werde aufgrund der angespannten Finanzlage beim Nahverkehr gekürzt. „Wir versuchen, den Status quo zu bewahren.“[!]

Von Henri Gallbronner

Landrat Hans Reichhart. FOTO: LANDRATSAMT GÜNZBURG
Landrat Hans Reichhart. FOTO: LANDRATSAMT GÜNZBURG

Zur Person

Der CSU-Politiker (43) war bis 2020 Bayerischer Staatsminister für Wohnen, Bau und Verkehr und trat zugunsten seiner Kandidatur als Landrat von diesem Amt zurück. Von 2021 bis 2024 war Reichhart Vorsitzender des Regionalverbandes Donau-Iller.











Ein Jahr nach der großen Flut

Hochwasser Auch Kindergärten, eine Schule und ein Altenheim waren von der Überschwemmung betroffen. Trotz Zusagen bleiben Hilfen aus München und Berlin bis jetzt aus.

Neben dem historischen Stadtkern und dem Legoland will Günzburg mit der Landesgartenschau 2029 weitere Touristen in die Stadt locken. Foto: Carmen Willer
Neben dem historischen Stadtkern und dem Legoland will Günzburg mit der Landesgartenschau 2029 weitere Touristen in die Stadt locken. Foto: Carmen Willer

Das Hochwasser vom Frühsommer 2024 beschäftigt Günzburg immer noch - die Stadt als Ganzes, aber auch Verwaltung und Stadtrat rund um Oberbürgermeister Gerhard Jauernig. Etwa 20 Millionen Euro betragen laut Jauernig allein die Schäden an der öffentlichen Infrastruktur, „die wir refinanzieren müssen und für die es entgegen der Aussage aus Berlin und München bislang keinen einzigen Euro an direkten Zuwendungen gab“.

Er hoffe noch auf Fördermittel vonseiten der EU. Ansonsten bleibe es bei der normalen staatlichen Förderung für kommunale Bauten.„Bei uns sind insgesamt zwei Kindergärten, ein Altenheim und eine Schule betroffen gewesen. Ein Jahr vorher brannte schon ein Kindergarten.“ Man sei aktuell „sehr aktiv dabei“, alles wieder herzurichten, sagt Jauernig. Bis zum Beginn des neuen Schuljahrs sollen die Einrichtungen wieder zur Verfügung stehen. Auch Stege werden derzeit saniert.

„Diese Gelder zur Behebung der Schäden durch ein Jahrtausend-Hochwasser hatten wir vor 2024 natürlich in keinem Haushalt bislang vorgesehen. Das ist schon eine große Aufgabe“, betont der Oberbürgermeister. Generell geht es seiner Stadt wirtschaftlich gut, sie kann Rekordeinnahmen bei der Gewerbesteuer vorweisen. Doch auch die Ausgaben steigen. Wie viele Bürgermeister beklagt auch Jauernig, Sprecher des Bayerischen Städtetags in Schwaben, immer mehr Aufgaben, „die in der großen Politik beschlossen wurden und im kommunalen Bereich umgesetzt werden müssen“. Er nennt etwa den Rechtsanspruch auf einen Kita-Platz oder die kommunale Wärmeplanung. „Beides ist politisch sinnvoll und durchdacht, aber geht finanziell zulasten der Kommunen.“

Nun also kommen die Hochwasserschäden dazu - und ein verstärktes Engagement im Hochwasserschutz.„Wir müssen davon ausgehen, dass diese Starkregenereignisse sich wiederholen - wenn auch hoffentlich nie wieder in dieser Konzentration“, stellt Jauernig klar. Im Bereich Hochwasserschutz sollen Synergieeffekte mit der Landesgartenschau genutzt werden, die 2029 nach Günzburg kommt.

„Durch LGS auch Schutzfunktionen schaffen“
Gerhard Jaunerig
Oberbürgermeister

Landesgartenschau als Zukunftschance

Derartige Schauen sind viel mehr als eine Blumenschau, sondern vor allem Stadtentwicklungsprojekte - in Günzburg widmet man sich nun also unter anderem dem Hochwasserschutz. Wo genau Baumaßnahmen und Geländemodellierungen in Frage kommen, lote man derzeit mit einem Fachbüro und auch anderen Behörden aus. Grundidee der Landesgartenschau ist es, „die Flüsse näher zum Menschen zu bringen“. In diesem Zuge sollen „durch schöne Maßnahmen auch Schutzfunktionen entstehen“.

Kern des Gartenschau-Geländes wird eine Fläche zwischen Donau und Bahnschienen sein. Die habe in den vergangenen Jahren regelrecht nach einer städtebaulichen Entwicklung gerufen. Dort befinden sich neben dem Volksfestplatz auch Brachflächen, wo früher kleine Handwerksbetriebe waren. „Es gab dann die Überlegung: Was macht die Stadt? Wollen wir die Entwicklung als Zuschauer betrachten und dem freien Markt überlassen oder wollen wir die Entwicklung konzentriert steuern? Wir haben uns dann für letzteres entschieden.“

Nun soll auf der Fläche Wohnraum geschaffen werden, gleichzeitig soll sie auch Aufenthalts- und Lebensqualität bieten - eben unter anderem dadurch, dass Donau, Günz und Nau integriert werden. Auch die Anbindung zur Schiene mit dem Bahnhof spielte bei der Günzburger Bewerbung eine Rolle. Auch für die heimische Wirtschaft sieht Jauernig Vorteile durch die Landesgartenschau: Frühere Landesgartenschauen hätten hunderttausende Besucher angezogen und zu einem nachhaltigen Imagegewinn für die ausrichtenden Kommunen beigetragen. Außerdem macht Jauernig auch auf die Aufträge für die lokale Wirtschaft aufmerksam, die im direkten Zusammenhang mit der Gartenschau entstehen.„Das alles Entscheidende für die Menschen hier in Günzburg ist, was danach bleibt.“ Von den Stadtentwicklungsmaßnahmen werde Günzburg auch noch in Jahrzehnten profitieren.

Im Idealfall werde man später einmal von einer Zeit vor und einer Zeit nach der Landesgartenschau sprechen.„Einer Zeit, in der wir mehr Lebensqualität bekommen haben, in der die Stadt eine Dynamik bekommen hat und in der sie auch buchstäblich aufgeblüht ist. Davon sind wir alle fest überzeugt.“

Für die Austragung einer Landesgartenschau gebe es glücklicherweise Fördergelder, so Jauernig. Natürlich sei das Projekt trotzdem eine finanzielle Kraftanstrengung. „Aber gemessen an dem Ertrag und mit dem Wissen, dass man die Maßnahmen über einen längeren Zeitraum hätte machen müssen, ist es clever, sich dieser konzentrierten Aufgabe zu stellen.“

„Nach Gründung des Zweckverbandes schreiben wir schwarze Zahlen.
Gerhard Jauernig
Oberbürgermeister

Was die allgemeine Wirtschaftslage angehe, komme Günzburg seine sehr diverse Arbeitgeberlandschaft zugute. „Wir sind als Große Kreisstadt, gemessen an anderen Kommunen vergleichbarer Größe, was die Gewerbesteuerkraft angeht, eher unterfinanziert.“ Das liege daran, dass Günzburg ein großer Schul-, Behörden- und Gesundheitsstandort ist.„All diese Arbeitsplatzangebote bringen zwar Einkommensteuer, aber keine Gewerbesteuer. Auf der anderen Seite können wir uns etwas entspannter fühlen, wenn die allgemeine Wirtschaftslage schlecht ist.“ Als weitere Erfolgsgeschichten sieht Jauernig die Ansiedlung des Legolands 2002, dessen Touristen auch im Rest der Stadt Geld ausgäben, und den ehemaligen Fliegerhorst Leipheim. Den hat die Stadt Günzburg gemeinsam mit den Nachbarorten Leipheim und Bubesheim und dem Landkreis zu einem interkommunalen Gewerbegebiet ausgebaut. Über 90 Prozent der Flächen sind vermarktet, 1700 Arbeitsplätze sind entstanden.„Wir können heute sagen: 15 Jahre nach Gründung des Zweckverbandes schreiben wir schwarze Zahlen.“

Bei der Wärmeversorgung geht die Stadt neue Wege. Ein kommunaler Wärmeplan steht bereits. „Da sind wir Vorreiter im Landkreis“, sagt der Oberbürgermeister. Teilweise kommt die Wärme für die Günzburger künftig aus dem Abwasser. Dafür wurde eine Energiezentrale am Klärwerk gebaut. Mit einer Wärmepumpe wird dem Wasser Restwärme entzogen, bevor es in die Donau fließt. Den Strom für die Wärmepumpe und auch zusätzliche Wärme liefert ein Blockheizkraftwerk, das mit Erdgas und beim Klärprozess entstehendem Gas betrieben wird.

Endverbraucher bekämen so Wärmeenergie von den Stadtwerken zu guten Konditionen - „ohne von den Oligarchen dieser Welt abhängig zu sein.“ Aktuell werden die Leitungen verlegt, damit im kommenden Jahr die Belieferung beginnen kann. [!] Henri Gallbronner


Fluthilfe

Im Juni 2024 brachen gewaltige Fluten über Günzburg herein und hinterließen Schäden in Millionenhöhe. Fotos: M. Balk
Im Juni 2024 brachen gewaltige Fluten über Günzburg herein und hinterließen Schäden in Millionenhöhe. Fotos: M. Balk

Die Günzburger Unternehmen, die vom Hochwasser 2024 betroffen waren, konnten ihre Schäden mittlerweile beheben, sagt Oberbürgermeister Gerhard Jauernig. „In der Regel, so wurde mir mitgeteilt, konnten die damit einhergehenden finanziellen Herausforderungen auch zumindest teilweise über die Versicherung abgedeckt werden.“ Bei den Privathaushalten sieht es anders aus: Er kenne Familien, die heute in Häusern leben, die noch nicht wieder instandgesetzt wurden.