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In der Orthopädischen Universitätsklinik am RKU am Oberen Eselsberg behandeln vielfach ausgezeichnete Spezialistinnen und Spezialisten auf höchstem medizinischen Niveau. Foto: RKU

Wenn der Fuẞ streikt

Expertenrat bei Fußproblemen: Von der Volkskrankheit Hallux valgus über den Knick-Senkfuẞ bis zur spezialisierten Fuß- und Sprunggelenkchirurgie. Von Dr. med. Bernd Lutz

Im Alltag sind unsere Füße viele Stunden am Tag einer enormen Belastung ausgesetzt - sei es beim Gehen, Stehen oder während sportlicher Aktivitäten. Oft leisten sie das, ohne dass wir dies bewusst wahrnehmen. Doch sobald ein Problem auftritt, wird klar, dass der Fuß ein komplexes und oft unterschätztes Wunderwerk ist. Mit seinen 26 Knochen, die in komplexen Gelenkformationen interagieren, Muskeln, die teils am Fuß selbst, teils über Sehnen vom Unterschenkel gesteuert werden, und einem aufwändigen Bänderapparat zur Stabilisierung, erfordert der Fuß bei Beschwerden eine spezialisierte Diagnostik. Nur so lässt sich eine maßgeschneiderte und zielführende Therapie entwickeln.

Nicht jede Erkrankung oder Verletzung erfordert eine Operation. Häufig reichen fachgerecht angepasste Einlagen und die richtige Schuhversorgung aus. Sollte doch ein Eingriff notwendig sein, bietet die Orthopädische Universitätsklinik Ulm am RKU verschiedene Verfahren an - von minimalinvasiven Eingriffen bis hin zu komplexen Operationen wie knöchernen Umstellungen, Versteifungen oder dem Einsatz von Kunstgelenken. Ziel ist es stets, die Patienten wieder „auf die Füße“ zu bringen.

Volkskrankheit Hallux valgus

Fast ein Viertel der Bevölkerung entwickelt im Laufe des Lebens einen Hallux valgus, bei dem die Großzehe schräg zur Fußaußenseite zeigt. Diese Fehlstellung kann im Verlauf zunehmen und auch die benachbarten Zehen in Mitleidenschaft ziehen. Viele Patienten fragen sich verständlicherweise, ab wann eine Operation erforderlich ist. Zunächst empfehlen wir nicht-operative Maßnahmen wie Einlagen, passende Schuhe, Schienen und Fußgymnastik. Die Deformität verschwindet dadurch meist nicht, aber die Beschwerden können deutlich reduziert oder sogar ganz behoben werden. Die beste Operation ist schließlich die, die man vermeiden kann.

Sollte eine Operation dennoch unvermeidbar sein, so überrascht es die Patienten oft, dass der Hallux valgus mit einem kleinen Eingriff am Vorfuẞ behandelt werden kann. Eine sorgfältige Nachbehandlung ist dabei essenziell, da auch nach einem kleinen Eingriff Schwellungen auftreten können, die einige Wochen anhalten.

Minimalinvasive Zehenkorrektur

Nicht immer sind große Operationen mit offenen Hautschnitten erforderlich. Besonders bei Zehenfehlstellungen können minimalinvasive Eingriffe über kleine, nur wenige Millimeter lange Schnitte durchgeführt werden. Unter Röntgenkontrolle wird der Knochen präzise durchtrennt und anschließend mit einem elastischen Pflasterverband stabilisiert. Sollte das nicht ausreichen, werden spezielle Schrauben eingesetzt, die bündig mit dem Knochen abschließen und störende Drähte vermeiden. Ein Vorteil dieser Methode ist, dass die Patienten oft unmittelbar nach der OP wieder mit vollem Körpergewicht belasten können.

“Der Fuß ist ein äußerst komplexes und oft unterschätztes Wunderwerk."
Dr. med. Bernd Lutz
Fußspezialist am RKU

Wann wird ein Knick-Senkfuẞ zum Problem?

Bei Kindern ist ein Knick-Senkfuß meist unproblematisch und entwickelt sich bis zum 8. oder 9. Lebensjahr von selbst zu einer normalen Fußform. In einigen Fällen kann jedoch ein kleinerer Eingriff notwendig sein, der in der Klinik vom kinderorthopädischen Team unter Leitung von Dr. Rita Taurman durchgeführt wird.

Bei Erwachsenen hingegen bleibt ein flacher und nach außen geknickter Fuß oft lange unbemerkt. Erst bei auftretenden Beschwerden suchen die Betroffenen Hilfe. Gut gefertigte Einlagen bieten in vielen Fällen bereits ausreichende Unterstützung. In schwereren Fällen kann jedoch eine aufwändige operative Wiederherstellung der Fußform nötig werden, wobei in einigen Fällen sogar eine Versteifung erforderlich ist. Eine umfassende Nachbehandlung, oft mit mehrmonatiger Entlastung an Gehstützen, ist dann unerlässlich.

Gelenkerhaltende Eingriffe am Sprunggelenk

Nach sportlichen Verletzungen kann es im oberen Sprunggelenk zu Schäden am Knorpel, der Gleitfläche des Gelenkes, kommen. Zunächst müssen Begleitverletzungen wie z. B. Bandinstabilitäten ausgeschlossen werden. Bei kleinen Knorpelschäden ohne Beschwerden kann ohne Operation behandelt werden.

Bei größeren Defekten mit ausgeprägten Schmerzen hingegen kommen regenerative Maßnahmen wie stammzellhaltige Regenerate oder ein Knochen-Knorpel-Transfer zum Einsatz. Bleiben solche Verletzungen unbehandelt, kann es zu einer Arthrose kommen, bei der das Gelenk vollständig verschleißt. In solchen Fällen ist es manchmal nötig, das Sprunggelenk zu versteifen oder ein Kunstgelenk einzusetzen.

Das künstliche Sprunggelenk - eine Alternative zur Versteifung?

Im Vergleich zu Hüft- und Knieendoprothesen ist das obere Sprunggelenk einer deutlich höheren Belastung ausgesetzt, was besondere Anforderungen an eine Endoprothese stellt. Daher ist eine genaue Abwägung der Therapiemöglichkeiten gemeinsam mit dem Patienten wichtig. Eine sorgfältige Planung des Eingriffs und der Nachbehandlung ist entscheidend für den Erfolg. Ist das Kunstgelenk erst einmal implantiert, kann der Patient bereits nach zwei Wochen mit einem speziellen Stiefel voll belasten. Nach sechs Wochen erfolgt eine individuell geplante Anschlussheilbehandlung am RKU. Wird das Implantat gut vom Knochen eingebaut, kann das künstliche Sprunggelenk mehr als ein Jahrzehnt halten. Sollte das Gelenk verschleißen, sind auch Wechseloperationen möglich.

Spezialisierte Fußchirurgie am RKU

Die Orthopädische Universitätsklinik am RKU bietet nicht nur bei alltäglichen Fußbeschwerden, sondern auch bei komplexen Deformitäten, Tumoren und seltenen Erkrankungen eine hoch spezialisierte Versorgung. Neben einer engen Zusammenarbeit mit anderen Fachabteilungen des Universitätsklinikums Ulm können auch moderne Techniken wie beispielsweise der 3D-Druck zur OP-Planung eingesetzt werden, um auch schwierige Fälle erfolgreich zu behandeln.


Orthopädische Universitätsklinik am RKU

Professor Dr. med. Heiko Reichel, Ärztlicher Direktor der Orthopädischen Universitätsklinik am RKU
Professor Dr. med. Heiko Reichel, Ärztlicher Direktor der Orthopädischen Universitätsklinik am RKU

Gelenke. Bewegen. Menschen.

Sehr geehrte Leserinnen und Leser,

ich freue mich, Ihnen auf dieser Seite einige Informationen zum Spezialgebiet der Fußorthopädie vorstellen zu können.

Gute Orthopädinnen und Orthopäden zeichnen sich bekanntlich dadurch aus, dass sie das muskuloskelettale System des Menschen ganzheitlich betrachten - denn alles hängt mit allem zusammen.

Patientinnen und Patienten hingegen suchen heute meist „den“ Spezialisten für ihr ganz spezielles Problem. Selten ist es aber der Fuß, das Knie, die Hüfte oder die Schulter allein - vielmehr beeinflussen Funktions- und Strukturstörungen eines Gelenkes und einer Region auch benachbarte Gelenke und Regionen. Deshalb ist es im Interesse des Patienten extrem wichtig, dass in einer Einrichtung, einer Klinik oder großen Praxis alle Bereiche nicht nur spezialisiert vertreten sind, sondern diese Spezialisten und spezialisierten Teams miteinander kommunizieren.

Dies trifft insbesondere auch für den Bereich der Fußorthopädie zu. Der menschliche Fuß ist ein kompliziertes Gebilde aus unzähligen Knochen, Gelenken, Muskeln und Sehnen, er ist gewissermaßen das dynamische Fundament unseres Stehens und Gehens. Wenn Fuß und Sprunggelenk gestört sind, wirkt sich dies nicht selten auf darüberliegende Regionen wie Knie, Hüfte und Wirbelsäule aus. Deshalb sollten diese Spezialisten miteinander reden - zum Wohle des Patienten. Bei uns ist dies so.

Ich danke meinem Mitarbeiter Dr. Bernd Lutz, der die Fußchirurgie kompetent vertritt, dass er den nachfolgenden informativen Artikel verfasst hat.

Viel Spaß beim Lesen wünscht Ihnen

Ihr
Prof. Dr. Heiko Reichel 


Über die Orthopädische Universitätsklinik am RKU

FOTO: LARS SCHWERDTFEGER
FOTO: LARS SCHWERDTFEGER

Die Orthopädische Universitätsklinik Ulm mit Querschnittgelähmtenzentrum am RKU betreut als Klinik der Maximalversorgung alle Patienten mit angeborenen und erworbenen Erkrankungen der Haltungs- und Bewegungsorgane. Die Orthopädische Klinik deckt den gesamten Bereich der konservativen und operativen Orthopädie ab, einschließlich der Speziellen Orthopädischen Schmerztherapie sowie der Akutbehandlung und Langzeitbetreuung querschnittgelähmter Patienten. Die Klinik ist seit 2014 als Endoprothetik-Zentrum der Maximalversorgung (EPZmax) zertifiziert. Im Jahr 2023 wurden in der Klinik mehr als 1300 Endoprothesen an Hüft- und Kniegelenk implantiert. Neben dem Akutbereich hält das Haus als zweite Säule ein Zentrum für Integrierte Rehabilitation vor. Dort werden stationäre und ganztägig ambulante Rehabilitationsmaßnahmen durchgeführt.

Dr. med. Bernd Lutz ist Facharzt für Orthopädie und Unfallchirurgie.  Seine Schwerpunkte sind die Fußchirurgie und die Gelenkerhaltende Hüftchirurgie.

Kontakt

Orthopädische Universitätsklinik Ulm am RKU
Oberer Eselsberg 45, 89081 Ulm
E-Mail: sekretariat.orthopaedie@rku.de
Tel.: 0731177-0
www.rku.de