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30 Jahre Hörmann Verwertungen: Nach Anruf - Einsatz bei Razzia

Eine ganze Oldtimersammlung war schon Mittelpunkt einer Auktion bei Hörmann Verwertungen, aber auch hochwertige Musikinstrumente oder gar Milchkühe.

30 Jahre Hörmann Verwertungen: Nach Anruf - Einsatz bei Razzia

Hörmann Verwertungen wird heuer 30. Die Firma ist zur Stelle, wenn die Justiz Vermögenswerte konfisziert - und bekannt durch spektakuläre Auktionen.

Auffällige Farbe, vom Design her 1970er Jahre, zentral auf dem Konferenztisch positioniert. Nostalgische Reminiszenz ans analoge Zeitalter? „Sie sehen hier das rote Telefon, wenn das klingelt, dann brennt's“, klärt Markus Hörmann über das Utensil auf, das offenbar besonders geschützt ist. Sein Handy meldet sich während des Gesprächs gefühlt alle paar Minuten, der präsidial anmutende Fernsprecher mit dem direkten Draht bleibt zum Glück stumm. Denn gäbe er Signal, müsste Hörmann womöglich binnen kurzer Zeit die große Maschinerie seiner Firma in Bewegung setzen, Spezialtransporter und Sachverständige inklusive, alles eingespielt, alles zigfach erprobt, alles fester Bestandteil des Geschäftsmodells. Hörmanns Mitarbeitende sind dann„live“ mit dabei, wenn bei einer Durchsuchung Vermögenswerte„schlagkräftig“ eingezogen werden. Das können Kunstgegenstände sein oder auch mal eine ausgewachsene Sammlung von Oldtimern. Einmal waren es 135 Pkw auf einmal. Hörmanns Firma ist mit eigenen Gutachtern mit von der Partie, welche an Ort und Stelle„verifizieren und beraten, was wertig ist“. Sie übernimmt den fachgerechten Abtransport von konfiszierter Ware, die Einlagerung und die spätere Verwertung über Auktionen oder im Freiverkauf. Mal zu Gunsten der Staatskasse, in anderen Fällen aber ebenso für Leasing-Gesellschaften und Banken, welche auf diesem Wege Außenstände eintreiben und Waren zurückholen.

Immer mal wieder lüftet sich für die Öffentlichkeit ein wenig der Schleier des Geheimnisumwitterten, wenn solche Ware an einer der Hörmann-Standorte im Mittelpunkt einer Auktion steht. Eine Sammlung wertvoller Gitarren oder eine kleine Armada betagter Autoveteranen bildeten in jüngerer Zeit solche Höhepunkte. Edelstes Pferd im Web-Shop ist im Moment ein Nobel-Schlitten für über zwei Millionen Euro. „Wir hatten auch mal 228 Milchkühe gehabt und 124 Milchziegen“, erinnert sich Markus Hörmann ans Kurioseste, das ihm je unterkam. Landwirtschaftliche Geräte oder Baumaschinen hingegen zählen zum Alltag. Die Untergrenze bei den Auktionswaren liege bei etwa 500 Euro.

„Sie sehen hier das rote Telefon, wenn das klingelt, dann brennt's.
Markus Hörmann
Geschäftsführer

Den Hintergrund für den Einzug darf Hörmann freilich nicht verraten, unbedingte Diskretion gehöre zur Geschäftsgrundlage. Er erfahre die Geschichten dahinter selbst erst hinterher. Diese dürften öfter mit Verstößen gegen Russland-Sanktionen zusammenhängen oder auch mit Geldwäsche, Untreue, Umsatzsteuer-Betrug, solchen Sachen.

Aber diese interessierten Hörmann im Grunde gar nicht: „Wir selbst haben ja gar keinen Bezug zum Verfahren“, stellt er klar.

Der entsprechende Geschäftsbereich nennt sich „Justizdienstleistung“. Wegen des hohen Sicherheitsbedarfs bilde dieser eine eigene Welt in seinem Haus, das seinerseits stetig wachse und mittlerweile an fünf Standorten in Altenstadt und Bellenberg im Landkreis Neu-Ulm sowie in Laucha, Eisenach und Leipzig nach eigenen Angaben knapp 70 Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen beschäftige.

Zum Kern der Expertise zählt das über die Jahre aufgebaute und immer weiter perfektionierte Verwertungssystem („kostengünstig durchlaufender Prozess“). Ein wichtiger Auftraggeber sei hier zum Beispiel die Generalstaatsanwaltschaft München, mit der ein Generalkommissionsvertrag bestehe. Die Münchner Behörde, so erklärt Markus Hörmann, bilde die zentrale Koordinationsstelle für in Vermögensabschöpfung Deutschland. Zoll oder Finanzbehörden seien weitere bedeutende Auftraggeber: „Bei vielen großen Verfahren sind wir mit dabei.“ In den Medien liefern diese oft Schlagzeilen, „doch wir tauchen darin nie auf“, fügt Hörmann hinzu.

Angefangen hat er vor 30 Jahren in Illertissen als Solo-Selbstständiger.

Zuvor im kaufmännischen Bereich und im Vertrieb eines Fahrzeugherstellers tätig, fußte Hörmanns Geschäftsidee darauf, „Insolvenzverwalter zu unterstützen“, blickt der alerte Kaufmann zurück. Auf Firmenankäufe in kleinem Umfang folgten immer größere Investments. Der Insolvenzbereich ist neben den „Justizdienstleistungen“ und dem Ankauf und der Sicherstellung von Leasing-Ware der dritte in der Hörmann-Welt. Vermarktet würden Immobilien, Maschinen, auch unverkaufte Hersteller-Ware.

Hier gehe seine Firma mit Ankäufen selbst ins Risiko. Seien die Umstände günstig, könnte dies Firmen das Überleben sichern, wenn auf diesem Wege frische Liquidität generiert werde.

Ob konfiszierte Güter unter den Hammer kommen oder in den Freiverkauf, darüber entscheide übrigens der Auftraggeber, beispielsweise in Person eines Rechtspflegers. Wichtiger Pfeiler bei der Vermarktung sei das über die Jahre aufgebaute internationale Käufernetz. Lediglich 35 Prozent steuere noch das Inland zu den Umsätzen bei, über deren Höhe sich Markus Hörmann aufgrund des Gebots zur Diskretion ebenfalls ausschweigen müsse.

„Wir hatten auch mal 228 Milchkühe gehabt und 124 Milchziegen.

Umso auskunftsbereiter ist der umtriebige Firmenchef zu seinen nächsten Plänen, die sehr ehrgeizig sind und gleichzeitig Spiegelbild der im Moment schwierigen wirtschaftlichen Lage. Am Firmensitz in Altenstadt/Iller soll noch in diesem Jahr ein 30.000 Quadratmeter großes und im übrigen energieautarkes Auktionshaus hochgezogen werden. Fest eingeplant seien hier künftig ein bis zwei Versteigerungen pro Monat und damit etwas mehr Regelmäßigkeit als bisher.

Ob man sich nicht manchmal eine Handelsware herbeisehne, die nicht mit ungewöhnlichen Umständen verknüpft ist? Das wäre im Grunde nicht risikoärmer, meint Alfred Öchsler auf diese Frage, der als Berater der Geschäftsführung das Gespräch aufmerksam mitverfolgt hat. Nur mit einem einzigen Produkt zu handeln, wäre ihm auch zu langweilig, fügt Markus Hörmann nach kurzem Nachdenken noch hinzu, er selbst brauche diesen Kick: „Und ich brauche kein Fernsehen und kein Radio mehr, mir reicht das echte Leben.“ [!] Thomas Vogel

Zur Person

Markus Hörmann
, 52, hüllt um sein Lebensumfeld aus Sicherheitsgründen den Mantel des Schweigens. Mit seiner Lebensgefährtin hat er ein Kind. Die Angabe zu seinen Hobbies, er hantiere gerne mit dem Rasenmäher, ist wohl nicht scherzhaft gemeint. Außer dem „Händler-Gen im Blut“ ist ihm ein Faible für Maschinen rund um den Gebäudebereich zu eigen.

Markus Hörmann begann vor 30 Jahren als Solo-Selbstständiger. FOTO: HÖRMANN VERWERTUNGEN GMBH & CO. KG
Markus Hörmann begann vor 30 Jahren als Solo-Selbstständiger. FOTO: HÖRMANN VERWERTUNGEN GMBH & CO. KG

„Innovationspark Altenstadt“, so ist das neue Gewerbegebiet überschrieben, welches die Marktgemeinde an der Autobahn A7 ausweist, passgenau zugeschnitten auf Hörmann Verwertungen. Die GmbH und Co. KG wird an diesem Standort nach Fertigstellung Ende des Jahres seine regionalen Aktivitäten, die Auktionen und seine Verwaltung konzentrieren. Klappt alles nach Plan, fällt die Eröffnung noch ins Jubiläumsjahr 2025. Vor genau 30 Jahren hat Gründer Markus Hörmann seine Firma aus der Taufe gehoben und sie seither an einem, wie er sagt, „gesunden Wachstum“ ausgerichtet. 50 bis 100 neue Arbeitsplätze wolle er schaffen, den Umsatz binnen zwei Jahren sogar vervierfachen, dies vor allem dadurch, dass die in Deutschland für das Unternehmen vorhandenen Potenziale noch besser ausgeschöpft werden, erklärt der Unternehmer. Doch warum überhaupt ein stationäres Gebäude? „Weil eine Auktion ein besonderes Erlebnis ist und die emotionale Untermalung beim Kauf immer noch eine große Rolle spielt“, führt Hörmann als Begründung an. In der nächsten größeren Auktion kommen Traktoren und Oldtimer aus dem landwirtschaftlichen Bereich unter den Hammer.