Frau Elkharbotly, wie geht es Ihnen?
Sehr gut! Das Wetter ist gut, die Sonne scheint, Gardena hat einen sehr guten Monat. Das sorgt für eine positive Atmosphäre.
Was genau macht man als Präsidentin eines Unternehmens?
Es ist ein wenig so, als ob man ein Sinfonieorchester dirigieren würde. Ich sorge dafür, dass jede Abteilung zum richtigen Zeitpunkt in der richtigen Qualität liefert. Dafür räume ich Hindernisse aus dem Weg und sorge für die Balance. Das gilt sowohl für Kunden, Mitarbeiter, Aktionäre als auch für Umwelt und Nachhaltigkeit.
Sie sind im Januar aus der Schweiz nach Ulm gekommen. Haben Sie sich gut eingelebt?
Ich bin mit meinen beiden Kindern und meinem Mann vor sechs Jahren in die Schweiz gezogen. Unsere Kinder gehen in Basel zur Schule, daher pendle ich. Ich mag Ulm sehr gerne: Fast alle Menschen hier sprechen sehr gut Englisch, auch wenn mir die deutsche Sprache gut vertraut ist.
Was tun Sie, wenn Sie gerade nicht arbeiten?
Ich sammle arabische Antiquitäten. Außerdem ist meine Familie sehr sportbegeistert. Wir fahren Fahrrad, joggen, und fahren sehr gerne Ski. Ich bemühe mich um eine gesunde Balance.
Apropos gesunde Ernährung: Haben Sie schon ein schwäbisches Lieblingsgericht?
Ich liebe Essen! Über das gemeinsame Essen kann man sehr gut Menschen kennen lernen. Natürlich habe ich schon Spätzle gegessen - sehr lecker.
Ist Gartenarbeit zu einer neuen Leidenschaft für Sie geworden?
Um ehrlich zu sein bin ich etwas voreingenommen - mein Mann stammt aus einer Familie von Waldbesitzern in 11. Generation. Seit ich bei Gardena arbeite, verbringe ich jedes Wochenende mit ihm im Garten und teste unsere Werkzeuge, immer freitags kaufe ich ein neues. Letze Woche war es ein Unkrautstecher.
Blumen oder Blumenkohl?
Eindeutig Blumen! Meine Kinder kümmern sich um Erdbeeren und Tomaten.
Beschreiben Sie Ihre Führungsphilosophie für uns.
Ich würde es situationsabhängiges Führen nennen. Mal analytisch, mal durch Empathie finde ich heraus, was vom mir gebraucht wird. Geht es um Mikro-, Makro- oder Krisenmanagement? Ist etwas mehr Einfühlungsvermögen gefragt? Natürlich klappt das nicht immer zu 100%, aber ich bemühe mich immer herauszufinden, wie ich bestmöglich helfen kann.
Inwiefern beeinflusst die Sprachbarriere Ihre Arbeit?
Meine Muttersprache ist Arabisch - ich arbeite also seit über 20 Jahren in einem nicht-muttersprachlichen Umfeld. Dadurch sind meine Beobachtungs- und Wahrnehmungsfähigkeiten gut trainiert. Ich möchte, dass meine Gegenüber sich wohl fühlen in meiner Gegenwart. Manche Dinge gehen in der Übersetzung zwangsläufig verloren - wenn man sich jedoch vertraut und respektiert, fällt es einfacher, eine Lösung für ein Problem zu finden.
Gibt es inzwischen genug Frauen in Führungspositionen?
Meiner Meinung nach profitieren wir alle von Diversität, also von verschiedenen Erfahrungen, von Gendervielfalt, von verschiedenen Kulturen und verschiedenen Meinungen. Gleichzeitig spielt es eine genauso große Rolle, was individuell geleistet wurde und dass Positionen mit den am besten geeigneten Personen besetzt werden.
Wie charakterisieren Sie die Gardena-Kunden: Einmal Blau-Orange, immer Blau-Orange?
Es ist ein bisschen wie mit Ikea - wir wachsen gemeinsam mit unseren Kunden. Angefangen in ihren Zwanzigern, wenn sie zum ersten Mal Pflanzen für die erste Wohnung kaufen - die Deutschen fangen meistens mit Blumen an. Dann werden die Kunden älter, Gemüse und weitere Pflanzen kommen hinzu, wenn sie umziehen oder eigenen Gärten haben. Wir ziehen mit unseren Produkten hinterher, die Geräte werden dann einfach größer.
Nachdem Gardena letztes Jahr Umsatzeinbrüche wegen zu viel Regen zu verzeichnen hatte - wie sieht das ideale Wetter für ihren beruflichen Alltag aus?
Unser wichtigster Geschäftszweig ist die Bewässerung. Was im Frühling eingepflanzt wurde, muss im Sommer bewässert werden. Daher ist heißes Sommerwetter sehr gut für uns, wir entwickeln unser smartes Ecosystem dahingehend weiter.
Und privat?
Ich bin Ägypterin: Je heißer und trockener, desto besser!
Gefährdet die Digitalisierung die analoge Idylle der Gartenarbeit?
Digitalisierung kann uns dabei unterstützen, effektiver und effizienter zu werden. Wir entscheiden selbst, wieviel wir davon zulassen wollen - ich selbst habe zum Beispiel Siri auf meinem Smartphone deaktiviert. Wenn eine App oder ein Roboter uns dabei helfen kann zu entscheiden, welche Rasenfläche gerade gewässert werden muss, so dass wir nicht unnötig Wasser verschwenden, ist das für mich aber ein Vorteil. Die große Freude bei der Gartenarbeit liegt für mich darin, mit den Händen in der Erde zu stecken, einzupflanzen und den Pflanzen beim Wachsen zuzusehen. Wenn die Digitalisierung uns die etwas mühsameren Arbeiten im Garten abnehmen kann, sehe ich das als tolle Ergänzung. Und ich denke, von Humanoiden sind wir noch weit entfernt.
Sie engagieren sich beim World Economic Forum zum Thema Ernährung.
Ich wurde aufgrund meiner Position bei i-Health eingeladen, an einer global angelegten Studie mit zu arbeiten, die untersucht, welche Bedürfnisse in den Bereichen Ernährung und Prävention am größten sind und wie auch große Unternehmen dazu beitragen können, die Situation zu verbessern. Es ist mir sehr wichtig, auf diese Weise einen Beitrag zur Verbesserung der weltweiten Gesundheit zu leisten. Wir haben eng mit UNICEF zusammengearbeitet und ich freue mich, dass Gardena das auch tut.[!] Tobias Lehmann, Julika Nehb
Zur Person
Maha Elkharbotly, 1979 geboren, studierte Business Administration (MBA) mit dem Schwerpunkt Marketing an der University of Illinois und war zuletzt Senior Vice President und President bei i-Health, einer hundertprozentigen Tochtergesellschaft von DSM Firmenich. Zuvor hatte sie mehrere Führungspositionen inne bei DSM Firmenich, LIXIL Water Technology, Grohe und Whirlpool. Seit 1. Januar 2025 ist sie Präsidentin der Gardena Division und Mitglied des Vorstands der Husqvarna Group. Für das World Economics Forum sitzt sie im Ausschuss für New Frontier and Nutrition Steering. Sie lebt mit ihrer Familie in Basel und pendelt nach Ulm.