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Die Masterplanung für den Campus Oberer Eselsberg. Abbildung: UKU

Prof. Wolfgang Rottbauer: "Moderne Herzmedizin braucht Spezialisierung"

Der vielfach ausgezeichnete Kardiologe und Direktor des Universitären Herzzentrums Ulm, Prof. Wolfgang Rottbauer, über zukunftsweisende Herzmedizin und die herausragende Bedeutung des Herzzentrums.

Gesundheitsminister Karl Lauterbach nennt sie eine Revolution: Mitte Mai passierte der Gesetzesentwurf zur Krankenhausreform das Kabinett und ist damit einen Schritt näher an der Umsetzung, die für 2027 anvisiert ist.„Es kann nicht jeder alles machen. Viele Todesfälle lassen sich durch Spezialisierung der Kliniken verhindern“, so Lauterbach. Im ländlichen Raum bedeute das natürlich eine längere Anfahrt für bestimmte Eingriffe, dafür aber mehr Patientensicherheit und ein besseres Behandlungsergebnis.

„Dies gilt im Besonderen für die Herzmedizin“, betont der renommierte Herzmediziner Prof. Wolfgang Rottbauer: „Die moderne ambulante und stationäre Herzmedizin muss in Zentren gebündelt werden und braucht Innovationskraft, Spezialisierung, Interdisziplinarität und Sicherung von Behandlungsqualität. Dies hängt unmittelbar mit der Erfahrung dieser Zentren und deren Behandlungszahlen zusammen.“ Diese Überzeugung ist eng mit der Idee hinter dem Universitären Herzzentrum Ulm (UHU) verbunden, das er gemeinsam mit Prof. Liebold, dem Ärztlichen Direktor der Klinik für Herz-, Thorax- und Gefäßchirurgie, leitet:

„Wir wollen innovative, spezialisierte, qualitätsgesicherte und interdisziplinäre Strukturen unter einem Dach schaffen.“ Daher wird aktuell der Herzkatheterbereich auf fünf Hybrid-Katheterlabore erweitert. Dort arbeitet das Heart-Team aus Kardiologen, Herzchirurgen und Kinderkardiologen täglich zusammen und behandelt gemeinsam mehrere tausend Patient:innen pro Jahr nach höchsten Qualitätsstandards. Im Rahmen der Masterplanung für den Campus Oberer Eselsberg wird das Herzzentrum räumlich gebündelt und mit den benachbarten Fachdisziplinen, insbesondere im Bereich der Notfallmedizin, eng verzahnt: „Wir müssen bestehende Strukturen immer wieder neu denken, damit wir zukunftsfähig bleiben und den bestmöglichen medizinischen Standard für alle Herzpatient:innen der Region erfüllen können. Die Kapazitäten, mit welchen wir bisher geplant haben, beinhalten alle Wachstumsbereiche, die in der Herz-Kreislauf-Medizin notwendig sind, um der wachsenden Patientenzahl, die der demografischen Entwicklung geschuldet ist, gerecht zu werden. Das bedeutet unter anderem eine Verdopplung der Intensivbetten und Herzkatheter-Labore“, erläutert Prof. Rottbauer.

Warum das Herzzentrum für die Region so wichtig ist

Das UHU ist eines der wenigen Herzzentren in Süddeutschland. Hier werden sowohl ambulant als auch stationär u.a. schwerwiegende Herzkranzgefäßerkrankungen, Herzschwäche, Herzrhythmusstörungen, Herzklappenerkrankungen und angeborene Herzfehler behandelt.

„Wir verfügen über modernste Diagnostikverfahren wie das Herz-CT, das Herz-MRT bis hin zum PET-MRT. Wir wenden höchst innovative und patientenschonende Behandlungsverfahren an - von minimalinvasiven Herzoperationen bis hin zu rein Herzkatheter-basierten Eingriffen. Außerdem stehen fokussierte Spezialeinheiten bereit, von der Herzrhythmologie bis hin zur Herzinfarkt- und Herz-Notfallversorgung wie die Chest-Pain-Unit. Das Universitäre Herzzentrum Ulm wird regelmäßig prominent in Fokus, Stern und sogar Newsweek von Experten und Patienten ausgezeichnet. Es ist nationales sowie internationales Aushängeschild für Innovationskraft und klinische Forschung mit zahlreichen, höchst renommierten Veröffentlichungen, sowie für Patientensicherheit, -zufriedenheit und Behandlungsqualität. Ein bekannter Schwerpunkt des Herzzentrums: die moderne katheterbasierte Herzklappentherapie. „Eine der wichtigsten Auszeichnungen für uns kommt direkt von unseren Herzklappenpatient:innen, von denen wir 2023 mehr als 1000 behandelt haben“, bemerkt Prof. Rottbauer, der sich hierfür auch im Namen seines Co-Direktors Prof. Liebold beim Ulmer Herz-Team aus Ärzten, Assistenzpersonal und Pflegekräften herzlichst bedankt.

Neben dem katheterbasierten Herzklappenersatz der Aorten- und Mitralklappe konnte mittlerweile am Universitären Herzzentrum Ulm in Zusammenarbeit mit der Herzchirurgie und der Kardioanästhesie als eines der wenigen Zentren weltweit der perkutane Herzklappenersatz der Trikuspidalklappe etabliert werden.

Versorgungsauftrag für die breite Bevölkerung

Neben unserem umfassenden Versorgungsauftrag in der ambulanten und stationären Herzmedizin - von Bluthochdruck, Fettstoffwechselstörungen Herzinfarkt, über Herzrhythmusstörungen und Herzschwäche - ist das Universitäre Herzzentrum Ulm mit engem Wissenschaftsbezug und gebündelten Ressourcen besonders auch dann eine Notwendigkeit, wenn es um seltenere Herzerkrankungen geht: Als Beispiel nennt Prof. Rottbauer das kürzlich vom Herzzentrum gegründete „Zentrum Onkologische Kardiologie“.

Im Rahmen unerwünschter Nebenwirkungen schädigen onkologische Therapieverfahren nicht selten den Herzmuskel. Oft resultiert daraus eine schwere Herzschwäche. Tumorpatient:innen bedürfen deshalb der besonderen Betreuung durch Herzspezialisten mit dem Schwerpunkt „Onkologische Kardiologie“. „Die Interdisziplinarität, welche das Herzzentrum ganz wesentlich ausmacht, gewährleistet, dass eine so wichtige, wenig erforschte und oft todbringende Nebenwirkung von Krebstherapien überhaupt erst diagnostiziert und anschließend mit innovativen Therapieansätzen behandelt werden kann“, so Prof. Rottbauer.

Natürlich sei das Krankenhaussterben auch für die Herzmedizin bedauerlich - jedoch im internationalen Vergleich zur Sicherung der Behandlungsqualität und damit dem Überleben der Herzpatient:innen unausweichlich. Im Fokus der Patient:innen lägen nun mal innovative und überregional sehr gut aufgestellte Herzzentren - wie das Universitäre Herzzentrum am Oberen Eselsberg. Die Patient:innen profitieren von modernen Gerätschaften, Interdisziplinarität, Behandlungserfahrung und -qualität von der ambulanten Herzmedizin bis hin zu komplexen Herzoperationen und Herzkathetereingriffen aus einer Hand.

„Wir haben in Deutschland die kürzesten Transportwege der Welt - für die Notfallversorgung ist daher das oberste Prinzip, die Betroffenen umgehend in die großen Chest-Pain-Units und Herzzentren zu bringen und dort unmittelbar und vollumfänglich, vom Herzkatheter bis zur Notfall-Herzoperation, durch spezialisierte Herz-Teams zu versorgen.“

Herzzentrums-Update:

17. Juli, Donauhalle Ulm: ärztliche Fortbildungsveranstaltung zu aktuellen Themen der Herzmedizin. 19. Oktober, Stadthaus Ulm: Patienteninformationsveranstaltung zum Thema Herzschwäche im Rahmen der Herzwoche.

Prof. Dr. med. Wolfgang Rottbauer ist Ärztlicher Direktor der Klinik für Innere Medizin II, Kardiologie, Angiologie und Pneumologie, Internistische Intensivmedizin, Sport- und Rehabilitationsmedizin. Er ist Facharzt für Innere Medizin, Kardiologie, Angiologie, Intensivmedizin, Herz-MRT und die Behandlung von angeborenen Herzfehlern. Neben seiner täglichen klinischen Arbeit als Herzspezialist auf der Chest-Pain-Unit, den Herzstationen, der internistischen Intensivstation und den Herzkatheterlaboren, ist die klinische und experimentelle Herzforschung seine Herzensangelegenheit. Seit 1998 forscht er an Zebrabärblingen als Modell für kardiovaskuläre Erkrankungen. Am Universitätsklinikum Ulm betreut er das interdisziplinäre und überregionale Herzzentrum.

Kontakt

Universitäres Herzzentrum Ulm
Klinik für Innere Medizin II
Albert-Einstein-Allee 23
89081 Ulm
sekretariat.rottbauer@uniklinikulm.de,
Tel.: 0731 500-45001
www.uniklinik-ulm.de/inneremedizin-ii